Zwischen bestem Freund und Statussymbol
Für viele Herrchen und Frauchen ist er der beste Freund: der Hund. Für andere ist der Vierbeiner eher ein Statussymbol. An der Uni Bonn hat ein Psychologen-Team die Deutschen auf ihre Hundebindung hin untersucht und unterschiedliche Kategorien festgestellt.
Umfrage:
"Es ist eine liebe Freundin."
"Sie ist eine ausgezeichnete Partnerin."
Sie ist immer da, wenn ich sie brauche, sie ist immer freundlich zu mir. Ich darf es nicht so laut sagen, aber sie schläft sogar nachts bei mir im Bett. Sie schmiegt sich eng an mich. Meist so um Mitternacht kommt sie hoch zu mir und küsst mich."
Die "liebe Freundin" und "ausgezeichnete Partnerin" dieses Bonners ist nicht gleichzeitig seine Frau, sondern Leika – seine Terriermischung. Ein klarer Fall von Typ zwo – wie es die Bonner Psychologin Silke Wechsung formuliert, die in den letzten Monaten fast 3000 Herrchen und Frauchen auf ihre Hundebindung hin untersucht hat. Ergebnis: Die Besitzer lassen sich in drei Kategorien einteilen – und bei Typ zwei schläft der Hund gerne im Bett und küsst Herrchen zur Geisterstunde wach.
Wechsung: "Das sind auch einfach Menschen, die Tierliebe über alles stellen, die auch ganz klar dazu stehen, dass ihnen ihr Hund das Wichtigste für sie in ihrem Leben ist. Ihr ganzes Verhalten ist daran ausgerichtet, sie verbringen die ganze Zeit mit dem Hund, sie schauen, dass es dem Hund den ganzen Tag über gut geht, sie fühlen sich nicht gut, wenn sie irgendwo hingehen müssen, wo sie den Hund nicht mit hinnehmen können. Sie würden zum Beispiel Freundschaften auch nicht unbedingt aufrechterhalten, wenn ihr Gegenüber den Hund nicht mag und es bedeuten würde, sie könnten den Hund dort nicht mit hin bringen."
Umfrage:
"Zum Beispiel wenn wir in Urlaub fahren: Kann er mit ins Hotel? Kann er nicht mit ins Hotel? - In der Regel gehen wir in Hotels, wo wir ihn mitnehmen können. Wenn wir ne größere Reise machen: Wo können wir ihn hingeben, damit er praktisch gut aufgehoben ist? Das ist also im Grunde fast ein Hausbewohner mit. Das ist ein Familienmitglied. Das ist nicht wie ’n Kind, aber wie ein Dreijähriger benimmt er sich manchmal."
Ein Drittel aller Hundehalter gehört gemäß der Bonner Studie dieser Typ-zwo-Kategorie an. Die Besitzer stellen den Hund nicht nur in den Mittelpunkt ihres Lebens, sondern geben das auch ganz offen zu. Ob es sich dabei um Singles oder Ehepartner, junge oder alte Herrchen und Frauchen handelt, spielt für die Zugehörigkeit zu diesem Typ keine Rolle.
Wechsung: "Das ist eindeutig so, dass dieser Typ zwei zwischenmenschlich eher zurückgezogen lebt, dass er nicht so ein hohes Interesse hat an anderen Menschen. Ob das jemand war, der mit Menschen nicht so gut klargekommen ist und sich deshalb eher auf den Hund bezogen hat, oder ob’s jemand war, der einfach von Anfang an besser mit Tieren klargekommen ist und deswegen Menschen gar nicht brauchte - was da Ursache und was Wirkung ist, wissen wir da gar nicht genau. Aber es ist in jedem Fall so, dass dieser Mensch sich in Gesellschaft von Tieren wohler fühlt. Aber wir haben natürlich auch untersucht, wie geht der mit anderen Menschen um. Und beim Typ zwei ist es insofern ganz angenehm für andere Menschen und für Nicht-Hundehalter, dass er dennoch immer darauf achtet, dass er mit dem Hund niemanden belästigt oder bedroht oder gar in Gefahr bringt."
Die Zurückhaltung und Rücksichtnahme der Typ-zwei-Repräsentanten unterscheidet sie von Typ eins. Zu ihm gehören etwa ein Viertel aller Hundebesitzer. Ihr Erscheinungsbild ist bekannt aus Deutschlands Fußgängerzonen: Skinheads mit Pit Bulls, ältere Damen mit Yorkshire Terrier samt Schleife im Fell.
Wechsung: "Der Typ eins, den haben wir den prestigeorientierten Hundehalter genannt. Das ist ein Mensch, der hält einen Hund deshalb, um sein Selbstbewusstsein zu verbessern, um sein Ansehen bei anderen Menschen zu steigern, einfach mit dem Hund aufzufallen, weil der Hund wer weiß wie angsteinflößend aussieht, das kann aber auch jemand sein, der es toll findet, einen Hund als Modeacessoir à la Paris Hilton zu benutzen. Hauptsache, er fällt mit dem Hund bei anderen auf und ergänzt etwas durch den Hund, was er selber vielleicht nicht so ausstrahlt."
Immerhin: Fast die Hälfte aller Hundebesitzer fällt in die Kategorie drei, die Silke Wechsung den "sozialen Hundehalter" nennt.
Wechsung: "Der Typ drei ist jemand, der sich nicht nur für Tiere begeistert, sondern auch an zwischenmenschlichen Beziehungen interessiert ist."
Wer zu diesem Typ gehört, ist kontaktfreudig zu anderen Menschen und fachkundig, was die Hundehaltung angeht.
Umfrage:
"Er fordert mich heraus, dass ich da sein muss. Ich muss halt voll präsent sein mit ihm. Er will halt Führung, Beschäftigung ... Manchmal lass ich ihn dann bestimmen, wenn ich Freiraum habe, und dann geht’s wiederum nicht. Is’ natürlich immer so ne Sache, weil er dann nicht genau weiß, was jetzt gerade angesagt ist. Aber ich glaube, die spüren das schon sehr gut, welche Stimmung da jetzt grad is’ so. Der Hund spürt meine Stimmung und ob er darf oder nicht."
Ein weiteres Ergebnis der Bonner Psychologen-Studie ist neben der Typen-Klassifizierung die Erkenntnis, dass die Mensch-Hund-Beziehungen sich quer durch alle gesellschaftlichen Schichten ähneln. Oder andersherum: Ob der Besitzer zu Typ eins oder zu Typ drei gehört, ist von nichts anderem abhängig als von seiner eigenen Natur.
Wechsung: "Wir sehen, dass die Faktoren, die die Mensch-Hund-Beziehung beeinflussen, ausschließlich psychologischer Natur sind sprich das machen die Einstellungen und Verhaltensweisen des Menschens oder des Hundehalters aus, wie sich die Beziehungsqualität entwickelt und zu welchem Typ man zählt, und das ist völlig unabhängig von der Demographie, also völlig unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Netto-Einkommen – das sind alles Faktoren, bei denen man hätte vermuten können, dass sie ne Rolle spielen, aber unseren Ergebnissen nach spielen sie keine Rolle."
Wer nun selbst wissen möchte, zu welchem Typ Hundehalter er gehört, kann bald an einem Test teilnehmen, den Silke Wechsung entworfen hat. Nach der Auswertung weiß dann womöglich auch Herrchen oder Frauchen, ob es noch an sich und an seiner Mensch-Hund-Beziehung arbeiten muss.
Unter www.mensch-hund.com kann man sich für einen Test vormerken lassen.
"Es ist eine liebe Freundin."
"Sie ist eine ausgezeichnete Partnerin."
Sie ist immer da, wenn ich sie brauche, sie ist immer freundlich zu mir. Ich darf es nicht so laut sagen, aber sie schläft sogar nachts bei mir im Bett. Sie schmiegt sich eng an mich. Meist so um Mitternacht kommt sie hoch zu mir und küsst mich."
Die "liebe Freundin" und "ausgezeichnete Partnerin" dieses Bonners ist nicht gleichzeitig seine Frau, sondern Leika – seine Terriermischung. Ein klarer Fall von Typ zwo – wie es die Bonner Psychologin Silke Wechsung formuliert, die in den letzten Monaten fast 3000 Herrchen und Frauchen auf ihre Hundebindung hin untersucht hat. Ergebnis: Die Besitzer lassen sich in drei Kategorien einteilen – und bei Typ zwei schläft der Hund gerne im Bett und küsst Herrchen zur Geisterstunde wach.
Wechsung: "Das sind auch einfach Menschen, die Tierliebe über alles stellen, die auch ganz klar dazu stehen, dass ihnen ihr Hund das Wichtigste für sie in ihrem Leben ist. Ihr ganzes Verhalten ist daran ausgerichtet, sie verbringen die ganze Zeit mit dem Hund, sie schauen, dass es dem Hund den ganzen Tag über gut geht, sie fühlen sich nicht gut, wenn sie irgendwo hingehen müssen, wo sie den Hund nicht mit hinnehmen können. Sie würden zum Beispiel Freundschaften auch nicht unbedingt aufrechterhalten, wenn ihr Gegenüber den Hund nicht mag und es bedeuten würde, sie könnten den Hund dort nicht mit hin bringen."
Umfrage:
"Zum Beispiel wenn wir in Urlaub fahren: Kann er mit ins Hotel? Kann er nicht mit ins Hotel? - In der Regel gehen wir in Hotels, wo wir ihn mitnehmen können. Wenn wir ne größere Reise machen: Wo können wir ihn hingeben, damit er praktisch gut aufgehoben ist? Das ist also im Grunde fast ein Hausbewohner mit. Das ist ein Familienmitglied. Das ist nicht wie ’n Kind, aber wie ein Dreijähriger benimmt er sich manchmal."
Ein Drittel aller Hundehalter gehört gemäß der Bonner Studie dieser Typ-zwo-Kategorie an. Die Besitzer stellen den Hund nicht nur in den Mittelpunkt ihres Lebens, sondern geben das auch ganz offen zu. Ob es sich dabei um Singles oder Ehepartner, junge oder alte Herrchen und Frauchen handelt, spielt für die Zugehörigkeit zu diesem Typ keine Rolle.
Wechsung: "Das ist eindeutig so, dass dieser Typ zwei zwischenmenschlich eher zurückgezogen lebt, dass er nicht so ein hohes Interesse hat an anderen Menschen. Ob das jemand war, der mit Menschen nicht so gut klargekommen ist und sich deshalb eher auf den Hund bezogen hat, oder ob’s jemand war, der einfach von Anfang an besser mit Tieren klargekommen ist und deswegen Menschen gar nicht brauchte - was da Ursache und was Wirkung ist, wissen wir da gar nicht genau. Aber es ist in jedem Fall so, dass dieser Mensch sich in Gesellschaft von Tieren wohler fühlt. Aber wir haben natürlich auch untersucht, wie geht der mit anderen Menschen um. Und beim Typ zwei ist es insofern ganz angenehm für andere Menschen und für Nicht-Hundehalter, dass er dennoch immer darauf achtet, dass er mit dem Hund niemanden belästigt oder bedroht oder gar in Gefahr bringt."
Die Zurückhaltung und Rücksichtnahme der Typ-zwei-Repräsentanten unterscheidet sie von Typ eins. Zu ihm gehören etwa ein Viertel aller Hundebesitzer. Ihr Erscheinungsbild ist bekannt aus Deutschlands Fußgängerzonen: Skinheads mit Pit Bulls, ältere Damen mit Yorkshire Terrier samt Schleife im Fell.
Wechsung: "Der Typ eins, den haben wir den prestigeorientierten Hundehalter genannt. Das ist ein Mensch, der hält einen Hund deshalb, um sein Selbstbewusstsein zu verbessern, um sein Ansehen bei anderen Menschen zu steigern, einfach mit dem Hund aufzufallen, weil der Hund wer weiß wie angsteinflößend aussieht, das kann aber auch jemand sein, der es toll findet, einen Hund als Modeacessoir à la Paris Hilton zu benutzen. Hauptsache, er fällt mit dem Hund bei anderen auf und ergänzt etwas durch den Hund, was er selber vielleicht nicht so ausstrahlt."
Immerhin: Fast die Hälfte aller Hundebesitzer fällt in die Kategorie drei, die Silke Wechsung den "sozialen Hundehalter" nennt.
Wechsung: "Der Typ drei ist jemand, der sich nicht nur für Tiere begeistert, sondern auch an zwischenmenschlichen Beziehungen interessiert ist."
Wer zu diesem Typ gehört, ist kontaktfreudig zu anderen Menschen und fachkundig, was die Hundehaltung angeht.
Umfrage:
"Er fordert mich heraus, dass ich da sein muss. Ich muss halt voll präsent sein mit ihm. Er will halt Führung, Beschäftigung ... Manchmal lass ich ihn dann bestimmen, wenn ich Freiraum habe, und dann geht’s wiederum nicht. Is’ natürlich immer so ne Sache, weil er dann nicht genau weiß, was jetzt gerade angesagt ist. Aber ich glaube, die spüren das schon sehr gut, welche Stimmung da jetzt grad is’ so. Der Hund spürt meine Stimmung und ob er darf oder nicht."
Ein weiteres Ergebnis der Bonner Psychologen-Studie ist neben der Typen-Klassifizierung die Erkenntnis, dass die Mensch-Hund-Beziehungen sich quer durch alle gesellschaftlichen Schichten ähneln. Oder andersherum: Ob der Besitzer zu Typ eins oder zu Typ drei gehört, ist von nichts anderem abhängig als von seiner eigenen Natur.
Wechsung: "Wir sehen, dass die Faktoren, die die Mensch-Hund-Beziehung beeinflussen, ausschließlich psychologischer Natur sind sprich das machen die Einstellungen und Verhaltensweisen des Menschens oder des Hundehalters aus, wie sich die Beziehungsqualität entwickelt und zu welchem Typ man zählt, und das ist völlig unabhängig von der Demographie, also völlig unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Netto-Einkommen – das sind alles Faktoren, bei denen man hätte vermuten können, dass sie ne Rolle spielen, aber unseren Ergebnissen nach spielen sie keine Rolle."
Wer nun selbst wissen möchte, zu welchem Typ Hundehalter er gehört, kann bald an einem Test teilnehmen, den Silke Wechsung entworfen hat. Nach der Auswertung weiß dann womöglich auch Herrchen oder Frauchen, ob es noch an sich und an seiner Mensch-Hund-Beziehung arbeiten muss.
Unter www.mensch-hund.com kann man sich für einen Test vormerken lassen.