Zwiegesänge

Von Markus Böggemann · 17.06.2010
Die Sonate op. 65 für Violoncello und Klavier von Frédéric Chopin ist ein spätes Werk, das sich der Freundschaft mit dem Cellisten Auguste Franchomme verdankt. Als eine der wenigen Kammermusiken Chopins verleugnet sie in keinem Takt den Klavierkomponisten.
Insbesondere dessen Denken in gleichzeitigen Verläufen, die sich in Dichte und Aktivitätsgrad unterscheiden – also in quasi-physikalischen Eigenschaften, und nicht nur in satztechnischen Funktionen wie "Melodie" und "Begleitung" – kennzeichnet das Stück. Die daraus resultierende Satzanlage weist dem Cello wenig überraschend die großen melodischen Bögen zu, während das Klavier einmal mehr zum Instrument der überbordenden figurativen Fantasie des Komponisten wird.

Anders als bei der Sonate Beethovens ist hier der Kopfsatz, der Konvention folgend, der nach Umfang und Dauer gewichtigste. Allerdings ist es wohl kein Zufall, dass der ideelle Kern bei Chopin in den Mittelsätzen liegt, im Scherzo mit seinem walzerartigen Kontrastteil und vor allem im langsamen Satz. Dieser kultiviert den Ton Chopin'scher Nocturnes – ein knapper, aber darum nur um so rührenderer Zwiegesang der beiden Instrumente.