Zwei Nomaden

Von Anke Leweke · 25.09.2013
Zwei Männer spielen sich selbst: ein Schauspieler und ein Messerwerfer. Die Begegnung dieser beiden Darsteller wird zu einer Erkundung des Mysteriums der Schauspielerei und der Schaustellerei. "Der Glanz des Tages" ist eine österreichischer Film und gewann unter anderem den Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken.
Zwei Männer spielen sich selbst, in einer Art dokumentarischen Fiktion: Walter Saabel, der Messerwerfer und Bärenbändiger, trifft auf den gefeierten Bühnenschauspieler Philipp Hochmair, der zwischen Hamburg, Wien und Berlin hin und herpendelt. Zwei verschiedene Improvisationsstile, zwei verschiedene Leben und ihre völlig unterschiedlichen Auftritte treffen aufeinander.

Philipp ist ein Mann der Literatur, erfindet sich permanent durch seine Theater- und Filmrollen neu, lernt sich selbst erst durch die Figuren kennen, die er verkörpert. Auch Walter ist wie der Bühnenschauspieler Philipp ein moderner Nomade. Sein Leben lang ist er mit dem Zirkus gereist, musste auf neue Orte und Menschen reagieren. Er führt ein Dasein in permanenter Improvisation und steht mit beiden Beinen mitten im Leben. Die Begegnung dieser beiden Darsteller wird zu einer Erkundung des Mysteriums der Schauspielerei und der Schaustellerei. Was treibt einen Darsteller an? Was lässt ihn vorn Publikum treten?

Die Kamera in diesem Film bleibt meistens im Hintergrund, um den beiden Männern die Zeit und den Raum zu geben. Indem sie den anderen kennenlernen, kommen sie sich selbst und ihrer Form der Darstellung näher. Es ist ein faszinierendes Schauspiel, gedreht mit einfachsten Mitteln und ohne Drehbuch. Es ist ein bewegender Film, weil man zwei Männern dabei zusieht, wie Bewegung in ihr Leben kommt, wie eine Verschiebung der Perspektive auf die eigene Biografie stattfindet. Walter wird zum ersten Mal ins Theater gehen, während Philip durch seinen bodenständigen Kollegen die Augen für die einfachen und schönen Dinge des Lebens geöffnet bekommt.

Regie: Rainer Frimmel und Tizza Covi. Mit: Walter Saabel, Philipp Hochmair, Österreich 2012, 90 Minuten.