Zwangsfusionen vom Tisch

Wolfram Pilz im Gespräch mit Eckhart Roelcke |
Pläne für eine Neuordnung der Bühnenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern sahen nur noch zwei statt sechs Theater vor. Nun hat sich die Große Koalition eines Besseren besonnen. "Die Theater atmen mehrheitlich auf", berichtet Wolfram Pilz aus Schwerin.
Mit einem neuen System sollen die Theater im Land in Zukunft finanziert werden, entschied heute die Politik. Einspartentheater dürfen eigenständig bleiben, sollen aber mit einem Mehrspartentheater ihrer Wahl kooperieren. Belohnt wird nach dem Leistungsprinzip. Wer mehr Einnahmen erzielt und die meisten Zuschauer hat, bekommt auch mehr Geld.

Fazit sprach darüber mit Wolfram Pilz in Schwerin. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:

Eckhart Roelcke: Sechs Theater gibt es in Mecklenburg-Vorpommern - worüber wurde da denn in den vergangenen Wochen kulturpolitisch gestritten?

Wolfram Pilz: Es gab ein Konzept vom hiesigen Kultusminister Henry Tesch, das gibt es seit etwa anderthalb bis zwei Jahren, das vorsah für die Theater in Mecklenburg-Vorpommern zwei große Kooperationsräume zu schaffen. Man sagte da auch so ein bisschen ironisch: zwei Theater-Kombinate. Und zwar gibt es ja die Autobahn Berlin - Rostock, die A 19, und er wollte links, westlich der A 19, und rechts, östlich der A 19, jeweils einen Theaterkooperationsraum schaffen. Das hieß aber auch Zwangsfusionen von Theatern. Das heißt, kleine Einspartentheater wie Anklam oder Parchim hätten zwangsfusionieren müssen mit den großen Mehrspartenhäusern. Es hätten dann auch aus den vier Orchestern (…) zwei gebastelt werden sollen.

Eckhart Roelcke: Sind die Kooperationsräume, die Sie gerade beschrieben haben, jetzt vom Tisch?

Wolfram Pilz: Im Grunde ja - sie sind zumindest in der vorgesehenen Struktur vom Tisch. Was nicht vom Tisch ist, das sind gewünschte und mögliche Kooperationen dieser Theater miteinander.

(…)

Eckhart Roelcke: Ihr Fazit: Können die Theater mit dieser neuen Finanzierung leben?

Wolfram Pilz: Ich denke, ja. Die Grundprobleme der Unterfinanzierung bleiben natürlich. Aber dieses neue Konzept ist sehr viel gerechter. Es nimmt viel Druck aus den Kooperationsverhandlungen. Die Theater atmen mehrheitlich auf.

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 8.5.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.