Zurück in die Zukunft

Analog

Ein schwarzes Mobiltelefon liegt mit zersplittertem Display auf dem Boden.
Heute mal ohne: Echtzeit ganz analog. © dpa / picture alliance / Peer Grimm
Moderation: Martin Böttcher · 04.04.2015
Auf die digitale Bohème folgt die - Überraschung - analoge Bohème. Die Echtzeit an Ostern steht im Zeichen Handyverzicht und Digital Detox.
Während die Digitalisierung unseres Lebens immer weiter voranschreitet, entdeckt weltweit eine analoge Bohème die Freude an alten, vor-digitalen Kulturpraktiken wieder. Spezielle Dienstleister helfen dabei: Mit dem teuren, dafür handyfreien Waldspaziergang oder dem Handschriftseminar, das den anonymen Tastenvirtuosen wieder zum krakelnden Individuum macht. Selbst im Silicon Valley hat man laut Buchautor und Springer-Vize Christoph Keese im Alltag wenig Lust auf digitales Leben. Und was passiert mit unserem analogen Erbe? Wird es zum Luxusartikel, wie es viele z.B. für das gedruckte Buch prophezeien - oder landet es im Museum, wie die Kassetten und Tonbänder im Werk des Berliner Künstlers Gregor Hildebrandt?
Silicon Valley unplugged
Interview mit dem Vizechef des Springer Verlags Christoph Keese
"Gerade dort wo die digitale Kultur erfunden wurde, hat man eigentlich gar keine Lust sie zu benutzen"
Von Martin Böttcher
Belohnung für Handyverzicht
Und wir bleiben noch kurz an der amerikanischen Westküste. Auch auf dem Uni Campus soll das Leben dort nämlich künftig analoger werden. Und zwar ausgerechnet mit Hilfe einer App. Zwei Studenten in Nordkalifornien haben für ihre Kommilitonen die App "Pocket Points" entwickelt: Bevor der Unterricht beginnt, können sie damit ihr Mobiltelefon quasi stilllegen. Je länger das Mobiltelefon unbenutzt bleibt, desto mehr Punkte sammeln die Pocket-Points-Nutzer. Diese können sie dann in lokalen Geschäften einlösen.
Von Nicole Markwald
Entgiften für Anfänger
Weltweit bezahlen Menschen viel Geld, um die Welt mal wieder ohne Smartphone und Tablet genießen zu dürfen – auch in Deutschland: Bei "Digital Detox"-Veranstaltungen werden den Teilnehmern gleich am Anfang ihre Lieblingsdevices abgenommen. Das Ziel: Die Zeit mal wieder mit anderen Dingen zu verbringen und die Wahrnehmung für die physische Welt zu schärfen. Unser Autor hat eine solche Entgiftungstour in den Blankenfelder Forst in Berlin-Pankow begleitet.
Von Andreas Becker
Schreiben statt Tippen
Der Großteil unserer schriftlichen Korrespondenz entsteht mittlerweile an der Tastatur. Und in den meisten Bundesstaaten der USA steht der Umgang mit Bleistift oder Kugelschreiber schon gar nicht mehr verpflichtend auf dem Lehrplan. Gleichzeitig wird von einer analogen Bohème das Schreiben von Hand wiederentdeckt und kultiviert. Allerdings muss diese alte Kulturtechnik dafür erst mühsam wieder erlernt und verfeinert werden. Louise Brown hat für uns die Schulbank gedrückt und ein Handschriftseminar an einer privaten Akademie in London besucht.
Von Louise Brown
Analoge Altlast
Es ist noch gar nicht lange her, da waren die Zimmer voll mit verschiedensten Geräten, an denen sich kleine mechanische Rädchen drehten - manchmal mit unüberhörbarem Schleifgeräusch. Der Sound der leiernden Kassette, der Videorekorder, der Super-8-Projektoren, sie alle sind aus unserem Alltag verschwunden. Doch die Berge von Tonbändern, Schallplatten und Audiokassetten existieren natürlich weiter. Sie bewahren ein Erbe, das für uns nicht mehr zugänglich ist. Der Bildende Künstler Gregor Hildebrandt hat sich seiner angenommen.
Von Astrid Alexander
Serie: Das Hobby fürs Leben. Folge 5
Von Martin Becker und Tabea Soergel