Zur Lage junger Menschen in Krisengebieten

Kinder sind die ersten Opfer von Kriegen und dem Klimawandel

06:27 Minuten
Zwei Kinder laufen durch Matsch. Im Hintergrund sind weiße Flüchtlingszelte zu erkennen.
Aufgewachsen im Krieg: Eine ganze Generation kennt in Syrien nur Gewalt. © Picture Alliance / dpa / ZUMA Wire / Juma Mohammad
Moderation: Vera Linß · 25.12.2019
Audio herunterladen
An den Folgen von Konflikte oder Naturkatastrophen leiden vor allem Kinder. Hilfe sei notwendig. Doch die Industrienationen blicken zu stark nach innen, findet Rudi Tarneden von UNICEF Deutschland. Denn es gebe auch positive Beispiele.
Vor allem Kinder leider unter den weltweiten Kriegen. Rudi Tarneden, Pressesprecher von UNICEF Deutschland, verweist auf einen gefährlichen Trend: Konflikte dauern immer länger. So zum Beispiel in Syrien, wo der Krieg bereits ins neunte Jahr gehe.
"Das heißt, ganze Generationen von Kindern kennen dort gar nichts anderes als Gewalt, mehrfache Vertreibung, unterbrochene Schulen, aber vor allem den Zusammenbruch der sozialen Ordnung und des Vertrauens in ein Zusammenleben, das friedlich Konflikt löst", so Tarneden. Auch der Jemen befinde sich seit fünf Jahren im Krieg.

Klimawandel trifft die Armen

Dadurch steige weltweit auch der Bedarf an Nothilfe. "Das darf auf keinen Fall zu Lasten langfristiger Entwicklungszusammenarbeit und Fortschritte von Kinderrechten gehen", betont der UNICEF-Sprecher.
Auch der Klimawandel habe Auswirkungen auf die Lage von Kindern. Naturkatastrophen und Wetterextreme nehmen zu – auch in Regionen, wo diese zuvor nicht oft vorgekommen sei. Dies betreffe vor allem die ärmsten Länder wie Mosambik, wie Tarneden berichtet. Kinder und Erwachsene würden unter den Zerstörungen und Ernteausfällen leiden.
Das Bewusstsein über das Leid werde zwar von den Medien vermittelt, doch oft nur punktuell, so Tarneden weiter. "Ich beobachte in den vergangenen zwölf Monaten – und zwar nicht nur in Deutschland, sondern weltweit -, dass in den Industrienationen der Blick sehr stark nach innen geht" – etwa durch Themen wie dem Brexit oder der "Re-Nationalisierung der politischen Diskussion".
Er plädiert daher für einen Journalismus, der dies durchbricht und vielmehr der Komplexität der Welt gerecht wird: "Ich glaube immer dann, wenn kontinuierlicher und differenzierter berichtet wird, dann sind die Menschen sehr wohl bereit zuzuhören."

Moderne Technik für Jugendliche

Doch es gebe auch Zeichen der Hoffnung: Immer wieder sei es gelungen, die Lage von Kindern zu verbessern und diese mit dem Nötigsten zu versorgen, unterstreicht Tarneden. "Was mir am meisten Mut macht, ist, dass es weltweit ein sehr starkes Engagement von jungen Menschen gibt." Tausende würden in ihren Gemeinden für Verbesserungen eintreten. Beispielsweise in Brasilien, wo Kinder- und Jugendliche in Armenvierteln immer engagierter ihre Rechte einfordern.
Auch die Digitalisierung biete neue Möglichkeiten: "Noch nie konnten sich junge Menschen so gut vernetzen und informieren. Wir sehen große Chancen, zum Beispiel, dass Kinder in Flüchtlingslagern oder in abgelegenen Gebieten wie der Amazonasregion Fernlehrgänge besuchen." Deswegen müssten die Potentiale der modernen Techniken für junge Menschen nutzbar gemacht werden.
(rzr)
Mehr zum Thema