Zur germanisch-römischen Geschichte
Günther Moosbauer bietet eine kurze geschichtliche Darstellung der Ereignisse rund um die Varusschlacht. In seinem Buch "Die Varusschlacht" stellt er auch die Grabungsergebnisse des Forschungsprojekts Kalkriese vor.
"Quinctilius Varus war von milder Gemütsart, etwas unbeweglich an Körper und Geist, mehr an müßiges Lagerleben als an den Felddienst gewöhnt. Dass er wahrhaft kein Verächter des Geldes war, beweist seine Statthalterschaft in Syrien: Als armer Mann betrat er das reiche Syrien - und als reicher Mann verließ er das arme Syrien."
So beschreibt eine zeitgenössische Quelle den römischen Feldherrn, dessen große Niederlage sich in diesem Jahr zum zweitausendsten Mal jährt:
Im Jahre 9 nach unserer Zeitrechnung wurden 15.000 römische Soldaten unter dem Befehl des Varus von germanischen Stämmen in einen Hinterhalt gelockt und völlig aufgerieben. "Varus, gib mir meine Legionen zurück!" soll Kaiser Augustus verzweifelt ausgerufen haben - doch der hatte sich bereits in sein Schwert gestürzt. Später gaben die Römer ihre rechtsrheinischen Expansionspläne auf.
Ein neues, schmales Büchlein aus der Reihe "wissen" des C.H. Beck Verlages nimmt zum Jubiläum die Schlacht unter die Lupe. Der Archäologe Günther Moosbauer hat es geschrieben, wissenschaftlicher Leiter des Forschungsprojekts Kalkriese - neben Haltern am See, wo sich das Militärzentrum der geplanten römischen Provinz befand, und Detmold mit seinem wuchtigen Hermannsdenkmal, einer der drei Orte, die im Jubiläumsjahr um die Aufmerksamkeit des historisch interessierten Publikums buhlen.
War Kalkriese bei Osnabrück nun Schauplatz der Varusschlacht? Günther Moosbauer mischt sich in die Spekulationen nicht ein, sondern hält sich eng ans archäologische Material. In den ersten Kapiteln erfahren wir im Detail, wie die römische Rheinarmee aufgebaut war, ihre Soldaten rekrutierte und ausstattete.
Es folgt ein Überblick über die Siedlungsstruktur der germanischen Gebiete, Kampftaktiken und Machtquerelen unter den Stämmen. Weiter geht es mit einer genauen Rekonstruktion der Vorgeschichte der Schlacht: Wie begann die römische Präsenz in germanischen Gebieten? Welche Kooperation, welche Widerstände gab es? Wann und wo wurden die ersten Militäranlagen errichtet?
Das alles liest sich ein wenig bieder und trocken - keine Spur von all der Aufregung, die man in Deutschland lange um die "Schlacht im Teutoburger Wald" entfachte. Die legendäre Konfrontation taucht überhaupt erst in der zweiten Hälfte des Buches auf:
Aus Sicht der Zeitgenossen habe es sich keineswegs um ein militärisches Desaster gehandelt, zeigt der Autor anhand von Zitaten. Die Römer stocken ihre Truppen sogar auf, verlegten sich aber darauf, nach dem System von Zuckerbrot und Peitsche hier und da in die germanischen Gebiete vorzustoßen und Streitigkeiten unter den Stämmen zu ihren Gunsten zu schüren.
Erst 80 Jahre nach der Schlacht zogen sie sich weitgehend zurück. Eines der spannendsten Kapitel des Buches widmet sich den Ausgrabungsergebnissen von Kalkriese:
Text, Zeichnungen und Fotografien zeigen, was Archäologen alles aus der Erde graben konnten und wie es sich - vielleicht - interpretieren lässt.
Günther Moosbauer ist sicher nicht das spritzigste Buch zum Jubiläum gelungen, doch er wird der Reihe "wissen" des C.H. Beck Verlages bestens gerecht: nüchtern, sachlich und kompakt in ein Sachthema einzuführen.
Besprochen von Susanne Billig
Günther Moosbauer: Die Varusschlacht
Verlag: C.H. Beck, Reihe Wissen
126 Seiten, 7,90 Euro
So beschreibt eine zeitgenössische Quelle den römischen Feldherrn, dessen große Niederlage sich in diesem Jahr zum zweitausendsten Mal jährt:
Im Jahre 9 nach unserer Zeitrechnung wurden 15.000 römische Soldaten unter dem Befehl des Varus von germanischen Stämmen in einen Hinterhalt gelockt und völlig aufgerieben. "Varus, gib mir meine Legionen zurück!" soll Kaiser Augustus verzweifelt ausgerufen haben - doch der hatte sich bereits in sein Schwert gestürzt. Später gaben die Römer ihre rechtsrheinischen Expansionspläne auf.
Ein neues, schmales Büchlein aus der Reihe "wissen" des C.H. Beck Verlages nimmt zum Jubiläum die Schlacht unter die Lupe. Der Archäologe Günther Moosbauer hat es geschrieben, wissenschaftlicher Leiter des Forschungsprojekts Kalkriese - neben Haltern am See, wo sich das Militärzentrum der geplanten römischen Provinz befand, und Detmold mit seinem wuchtigen Hermannsdenkmal, einer der drei Orte, die im Jubiläumsjahr um die Aufmerksamkeit des historisch interessierten Publikums buhlen.
War Kalkriese bei Osnabrück nun Schauplatz der Varusschlacht? Günther Moosbauer mischt sich in die Spekulationen nicht ein, sondern hält sich eng ans archäologische Material. In den ersten Kapiteln erfahren wir im Detail, wie die römische Rheinarmee aufgebaut war, ihre Soldaten rekrutierte und ausstattete.
Es folgt ein Überblick über die Siedlungsstruktur der germanischen Gebiete, Kampftaktiken und Machtquerelen unter den Stämmen. Weiter geht es mit einer genauen Rekonstruktion der Vorgeschichte der Schlacht: Wie begann die römische Präsenz in germanischen Gebieten? Welche Kooperation, welche Widerstände gab es? Wann und wo wurden die ersten Militäranlagen errichtet?
Das alles liest sich ein wenig bieder und trocken - keine Spur von all der Aufregung, die man in Deutschland lange um die "Schlacht im Teutoburger Wald" entfachte. Die legendäre Konfrontation taucht überhaupt erst in der zweiten Hälfte des Buches auf:
Aus Sicht der Zeitgenossen habe es sich keineswegs um ein militärisches Desaster gehandelt, zeigt der Autor anhand von Zitaten. Die Römer stocken ihre Truppen sogar auf, verlegten sich aber darauf, nach dem System von Zuckerbrot und Peitsche hier und da in die germanischen Gebiete vorzustoßen und Streitigkeiten unter den Stämmen zu ihren Gunsten zu schüren.
Erst 80 Jahre nach der Schlacht zogen sie sich weitgehend zurück. Eines der spannendsten Kapitel des Buches widmet sich den Ausgrabungsergebnissen von Kalkriese:
Text, Zeichnungen und Fotografien zeigen, was Archäologen alles aus der Erde graben konnten und wie es sich - vielleicht - interpretieren lässt.
Günther Moosbauer ist sicher nicht das spritzigste Buch zum Jubiläum gelungen, doch er wird der Reihe "wissen" des C.H. Beck Verlages bestens gerecht: nüchtern, sachlich und kompakt in ein Sachthema einzuführen.
Besprochen von Susanne Billig
Günther Moosbauer: Die Varusschlacht
Verlag: C.H. Beck, Reihe Wissen
126 Seiten, 7,90 Euro