Zum Tode von Wibke Bruhns

Eine Mutmacherin für andere Frauen

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Die deutsche Journalistin und Autorin Wibke Bruhns bei einer Zigarette in einem Hörfunkstudio, Ende 1960er Jahre.
Widerborstig und kämpferisch: Die deutsche Journalistin Wibke Bruhns, hier auf einer Aufnahme Ende der 1960er-Jahre © dpa / picture alliance / United Archives / Roba Archiv
Maria Freifrau von Welser im Gespräch mit Nicole Dittmer · 21.06.2019
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Maria von Welser moderierte in den 80er-Jahren das Frauenjournal "ML Mona Lisa". Wibke Bruhns hatte als erste Frau, die die Nachrichten verlas, auch ihr den Weg vor die Kamera geebnet. Es brauche überall Persönlichkeiten wie Bruhns, sagt die Journalistin.
Die deutsche Journalistin Wibke Bruhns ist tot. Sie schrieb Geschichte – als allererste Frau, die Anfang der 70er-Jahre im deutschen Fernsehen das Weltgeschehen erläuterte und dort die Nachrichten verlas. "Das war erstaunlich, das war beeindruckend, das war mutmachend für alle anderen Frauen!", sagt die Journalistin Maria von Welser, die in den 80er-Jahren Moderatorin des Frauenjournals "ML Mona Lisa" im deutschen Fernsehen war. Bruhns sei eine Ausnahmeerscheinung gewesen, sie war "widerborstig, sie war kämpferisch, sie hat sich nicht angepasst – da hat sie vieles anderen Frauen voraus gehabt!"
Die Fernsehmoderatorin Maria Freifrau von Welser wird am 06.05.2015 im Prinz-Carl-Palais in München (Bayern) mit der "Medaille für besondere Verdienste um Bayern in einem Vereinten Europa" (Bayerische Europamedaille) geehrt. Foto: Volker Dornberger/dpa | Verwendung weltweit
Wibke Bruhns ebnete auch ihr im Fernsehen den Weg: Maria von Welser, die in den 80er-Jahren "ML Mona Lisa", das erste Frauenmagazin im deutschen Fernsehen, moderierte.© picture alliance/dpa/Volker Dornberger
"Jede Frau in einer solchen Situation hilft ein solches Monopol zu durchbrechen", sagt von Welser. Bruhns selbst hat es "schwachsinniges Männer-Monopol" genannt. Sie hatte nur etwa zwei Jahre die Nachrichten präsentiert und war dann von der Rolle zurückgetreten. Bis heute dominieren Männer viele Redaktionen. Doch woran liegt das? Auch daran, dass viele Frauen sich nicht festanstellen ließen, meint von Welser. "Wenn du festangestellt bist, dann hast du zwar monatlich etwas weniger auf dem Konto als als Freiberuflerin, aber du hast Einfluss auf die Inhalte und musst dir nicht von – und das sage ich jetzt ganz bewusst – mittelmäßigen Männern sagen lassen, was du selbst zu tun hast."

Es braucht Charaktere wie Bruhns

Dass Frauen mittlerweile auch in einstigen Männerdomänen wie Politik oder Sport sichtbar seien, sei eine Errungenschaft, "aber mir immer noch nicht genug", sagt von Welser. "Wir sind 52 Prozent Frauen in der Bundespolitik. Ich fordere und wünsche mir, dass sowohl im öffentlich-rechtlichen, im privaten Fernsehen und den Zeitungen 50 Prozent Frauen in den entscheidenden Positionen in allen Ebenen vertreten sind." Die Journalistin ist überzeugt: Solche Charaktere wie Bruhns brauche es in den Medien genauso wie in der Politik und überall, wo man hinsehen könne.
(inh)
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