Zum Tode Günter Grass'

"Der Stuhl bleibt leer"

Der Autor Günter Grass spricht am 20.11.2014 in München (Bayern) bei der Eröffnung der Ausstellung "Hundejahre".
Günter Grass im Jahr 2014 © picture-alliance/ dpa / Sven Hoppe
Klaus Staeck und Tilman Spengler im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 13.04.2015
Mit sehr persönlichen Worten haben Klaus Staeck und Tilman Spengler das Leben und Wirken von Günter Grass gewürdigt. Seine Rolle als politischer Mahner werde so schnell niemand übernehmen, befürcht Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste.
Er habe Grass noch Ende Februar, Anfang März beim Lübecker Autorentreffen gesehen, berichtet der Schriftsteller Tilman Spengler, und Grass habe zu diesem Zeitpunkt noch einen "Bauchladen voller Pläne" gehabt.
Grass habe sich schon früh das Programm der gesellschaftlichen Aufklärung auf die Fahne geschrieben und sei zeitlebens dabei geschrieben, betont Spengler. Das Bild, das von ihm bleibe, sei Grass im Sessel, wie er sich die Pfeife anzünde und eine Anekdote erzähle.
Über die Reaktion auf das Israel-Gedicht war Grass entsetzt
Sowohl Spengler als auch der Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck, rechneten in dem Interview mit den Kritikern von Grass ab. Die Schlagzeilen über seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS seien für Grass schlimm gewesen, sagte Staeck. Man habe Grass aber da schon länger "auf dem Kieker" gehabt. Über die Reaktionen auf sein Israel-Gedicht sei Grass "entsetzt" gewesen. Und auch verletzt, weil kaum jemand auf den Inhalt des Gedichts eingegangen sei.
Grass habe "Lust auf Einmischung und Demokratie" machen können, betonte Staeck. Er habe genau gewusst, wo die wunden Punkte gelegen hätten. Auf die Frage, wer jetzt die Rolle des Mahners übernimmt, sagte Spengler: "Ich fürchte, der Stuhl bleibt leer."
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