Zum Tod von XXXTentacion

Überflieger und Gewalttäter

Rapper XXXTentacion bei einem Auftritt auf dem Rolling Loud Festival in Miami im Jahr 2017.
Rapper XXXTentacion bei einem Auftritt auf dem Rolling Loud Festival in Miami im Jahr 2017. © imago/ZUMA Press
Gizem Adiyaman im Gespräch mit Shanli Anwar · 19.06.2018
Der Rapper XXXTentacion ist im Alter von 20 Jahren in Florida erschossen worden. Er wurde als sogenannter Cloudrapper bekannt und landete mit "?" auf Platz eins der Billboard-Albumcharts. Gleichzeitig war er wegen seiner Gewaltausbrüche umstritten.
Die Polizei geht von einem Raubüberfall aus. XXXTentacion (eigentlich Jahseh Dwayne Onfroy) wurde beim Verlassen eines Motorradgeschäftes von zwei Unbekannten angegriffen und erschossen.
Im Netz bekundeten zahlreiche Fans ihr Beileid. Prominentester Fan: US-Rapstar Kanye West.
XXXTentacion wurde 2014 in der Cloudrap-Szene bekannt, das heißt, er veröffentlichte seine Songs ohne eine Plattenfirma im Rücken auf der Plattform Soundcloud. 2017 gelang ihm mit seinem Album "17" der Durchbruch. Das Nachfolgealbum "?" schaffte es in diesem Jahr auf Platz eins der US-Album-Charts – ohne jede traditionelle Werbekampagne. In Deutschland erreichte es Platz 15.
"Er hat mit seiner Musik einen Zeitgeist-Nerv getroffen", sagt Gizem Adiyaman vom Berliner DJ-Kollektiv Hoe_mies.
"Er ist ja 2016 mit seinem Hit 'Look at me' berühmt geworden, der ja unendlich viele Klicks auf Soundcloud hatte, und das besondere an diesem Track war ja, dass er so übersteuert war. Der Text war sehr explizit und irgendwo auch gewaltvoll, und deswegen hat er so viel Anklang gefunden bei sehr vielen jungen Menschen, das war so ein richtiger Clubhit."

Identifikationsfigur für Jugendliche

Musikalisch sei XXXTentacion eher in den Genres Trap oder Emo-Rap zu verorten, so Adiyaman, "der hatte eben auch viele Tracks, wo er rockig war oder in die Metal-Richtung gegangen ist."
Für Jugendliche sei er auch eine Identifikatikonsfigur gewesen, glaubt sie:
"Ich glaube, viele der jetzt so 16-20-jährigen Jugendlichen, die sehr wenig Perspektive haben, die depressiv sind und sich mit seinen Texten identifizieren konnten, haben den stark heroisiert. Er war auch sehr glaubwürdig mit seinen Texten, hatte auch eine gewalttätige Kindheit gehabt."

Gewalt als Image

Der Rapper war aber auch umstritten: So soll er seine schwangere Freundin verprügelt haben, und war mehrfach vorbestraft wegen seiner Gewaltausbrüche.
Das Gewalttätige sei auch Teil seines Images gewesen, so Adiyaman weiter, er habe die Vorwürfe ja stets bestritten, aber:
"Ich selber spiele XXXTentacion bei meinen Gigs nicht, weil ich nicht gerne Künstlern eine Plattform biete, die Gewalt gegen Frauen ausüben, das gilt auch für Chris Brown oder R. Kelly."
Unbestritten sei jedoch sein musikalisches Erbe:
"Er hat die Emo-Rap und Soundcloud-Rap-Szene wirklich sehr geprägt."
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