Zum Tod von Uli Stein

"Er wollte nicht ganz nach vorne"

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Eine schwarz-weiß-Fotografie zeigt einen älteren Mann mit lichtem Haar, er schaut konzentriert.
Uli Stein liebte die Tiere - vielleicht manchmal mehr als deren Halter, glaubt sein Kollege Peter Butschkow. © dpa/ Holger Hollemann
Peter Butschkow im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 04.09.2020
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Uli Stein hatte Fans in ganz Europa. Aber erkannt werden wollte er nicht. Fernsehauftritten hat er sich stets verweigert. Auch sonst war er eher der introvertierte Typ, den man aus der Reserve locken musste, sagt sein Kollege Peter Butschkow.
Mäuse, Igel, Schweine, Hunde und Pinguine waren die liebsten Motive für den Cartoonisten Uli Stein. Auf Postkarten, Kalendern, Kaffeebechern und Büchern verkauften sich seine Miniaturszenen millionenfach. Nun ist Stein im Alter von 73 Jahren gestorben.
Peter Butschkows Cartoons erscheinen wie die von Uli Stein im Lappan Verlag. "Wenn man den richtigen Augenblick erwischt hat", erzählt Butschkow, "war er auch zugänglich." Er sei introvertiert gewesen, menschenscheu. "Er wollte nicht ganz nach vorne." Und bei den Signierstunden auf der Messe, wo er unfassbare Menschenschlangen stehen gehabt habe, habe er lange gebraucht, um sich zum Signieren hinzusetzen.

"Er ist nicht auf einen zugegangen"

"Ich glaube, wenn er es gemacht hat, dann hat er sich wohlgefühlt. Wenn man ihn ein bisschen kannte und er Vertrauen hatte, hat man auch gute, persönliche Gespräche mit ihm geführt. Aber er ist nicht auf einen zugegangen", erinnert sich Butschkow.

In Hannover, wo Stein lebte, hat er eine Stiftung für Tiere in Not gegründet, hat Tiere leidenschaftlich gern fotografiert und hätte sie, wie er einmal erzählte, wenn’s darauf ankäme, eher gerettet als ihre Halter. "Ich glaube, wenn die Menschen von den Menschen enttäuscht sind, wenden sie sich den Tieren zu", erklärt Butschkow. "Ich weiß nicht, ob es bei ihm so war, aber vielleicht schon ein bisschen. Er hat dann einfach die Liebe zum Tier entdeckt."
Ein älterer Mann mit grauem Haar und Wollschal lächelt in die Kamera.
Peter Butschow erlebte den Kollegen Uli Stein als scheuen Zeitgenossen.© dpa/ Ingo Wagner
Stein und Butschkow waren lange im gleichen Verlag. "Wir haben uns auch gelegentlich gesehen, aber sein Privatleben war ziemlich bedeckt", so Butschkow.
Uli Stein hat nur mit einem einzigen Lektoren zusammenarbeiten wollen – mit Dieter Schwalm, der den Lappan Verlag mitbegründet hat. Für Butschkow ist das nachvollziehbar: "Ich würde sagen es ist schon optimal, wenn es ein Verhältnis gibt zwischen Verleger und Autor. Ob das altmodisch ist, weiß ich nicht."
(mfied)
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