Zum Tod von Pierre Cardin

Ein Stück Luxus für alle

09:39 Minuten
Der Modeschöpfer Pierre Cardin sitzt an einer Bar.
Ob Beatles-Anzüge, Cat-Suits oder Lack-Minis: Pierre Cardins Entwürfe haben Meilensteine gesetzt. © picture alliance/dpa/Frédéric Dugit
Barbara Til im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 29.12.2020
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Der Modeschöpfer Pierre Cardin sei seiner Zeit voraus gewesen, sagt die Kuratorin Barbara Til. Sowohl in seinen Designs, aber auch in der Selbstvermarktung. Und der bis zuletzt Abenteuerlustige habe die Modewelt demokratisiert.
Der Modeschöpfer Pierre Cardin habe einen Instinkt für das Futuristische gehabt, sagt die Kuratorin Barbara Til vom Kunstpalast Düsseldorf: "Nie war er in einer bestimmten Zeit verhaftet, sondern immer ein Stück weit seiner Zeit voraus."
Und so hieß dann auch die erste umfangreiche Präsentation seiner Kreationen in Deutschland "Pierre Cardin. Fashion Futurist". Zusammengestellt hat sie Barbara Til.
Bahnbrechend sei Cardin in den 1960er-Jahren gewesen, sagt Til, zum Beispiel mit dem sogenannten Zylinder-Anzug, den die Beatles berühmt gemacht haben: "Das war ein super Zufall. Die Beatles waren in Paris, sind an seinem Geschäft vorbeigekommen und fanden diese eng geschnittenen Anzüge ganz fabelhaft und haben sie einfach gekauft."

Männer und Frauen auf dem Catwalk

Dann habe der Modeschöpfer mit seinen Designs Meilensteine gesetzt, betont Til, ob Catsuits, Overalls oder Lack-Minis. Auch in der Präsentation sei Cardin neue Wege gegangen: "Das war auch interessant, dass er Männer und Frauen zusammen auf den Laufsteg geschickt hat, was damals ein absolutes Novum war", so die Kuratorin.
Barbara Til sitzt hinter einem Schild mit ihrem Namen.
"Cardin war bis ins hohe Alter ein Energiebündel", sagt Barbara Til.© picture alliance /dpa/Tim Brakemeier
Und keiner habe es so gut und so früh verstanden, seinen Namen lukrativ zu vermarkten: "Branding kann man in einem Atemzug mit Pierre Cardin nennen." Besonders, als er merkte, dass er kopiert wurde: "Daraufhin hat er angefangen Lizenzen zu verkaufen." Vor allen Dingen in Amerika, aber auch weltweit. Und so hatte Cardin bald 800 Lizenzen in 97 Ländern vergeben: "Und hat sage und schreibe eine Milliarde Dollar pro Jahr damit gemacht."

Demokratische Mode

Auf der anderen Seite habe Cardin die Mode demokratisiert: "Hervorragende Mode sollte für jedermann erschwinglich sein." Und so gab es Strümpfe beim Discounter mit seinem Namen, Unterwäsche und Bettwäsche: "Jeder konnte sich ein Stück Luxus mit Pierre Cardin gönnen."
Er habe sich immer wieder in neue Abenteuer gestürzt, sagt Til. Vor zwei Jahren, da war er 96, hat Cardin noch eine Kollektion in China auf den Weg gebracht: "Was für ein Energiebündel", so die Kuratorin, "das war er bis ins hohe Alter hinein."
(beb)
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