Zum Tod von Patrick O'Connell

Der Vater der roten Schleife

06:32 Minuten
Eine Person trägt die rote Schleife, das weltweite Symbol für Solidarität mit Hiv-Infizierten und Aids-Kranken, am Revers eines schwaren Blazers und darunter eine hellblaue Bluse.
Ein weltbekanntes Symbol: Wer die rote Schleife trägt, solidarisiert sich so mit HIV-Infizierten und an Aids erkrankten Menschen. © picture alliance / dpa | Lukas Schulze
Jan Feddersen im Gespräch mit Gesa Ufer · 04.05.2021
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Patrick O'Connell ist der Mann hinter der roten Schleife, dem weltbekannten Symbol für den Kampf gegen Aids, das das Schweigen über HIV beenden sollte. Nun ist der Aktivist und Künstler an den Folgen seiner eigenen Aids-Erkrankung gestorben.
Der Aids-Aktivist und Künstler Patrick O'Connell ist tot. Er hinterlässt der Welt ein berühmtes Symbol: die rote Schleife, die für den Kampf gegen HIV und die Solidarität mit Infizierten und an Aids erkrankten Menschen steht. O'Connell hatte sich selbst mit dem HI-Virus infiziert. Er starb bereits am 23. März im Alter von 67 Jahren an den Langzeitfolgen seiner Aids-Erkrankung in New York.
Patrick O'Connell war ein Kind der Arbeiterklasse, erzählt der Journalist Jan Feddersen: Sein Vater war Eisenwieger, seine Mutter Sekretärin. Deren Sohn sei ein "verzweifelter Aids-Aktivist" gewesen, der eine wahnsinnige Wut entwickelt habe, erklärt Feddersen. Mit Freundinnen und Freunden habe er das künstlerische Projekt "Visual Aids" gestartet: die berühmten roten Schleifen.

Stars mit roten Schleifen am Revers

Symbolische Schleifen gab es bereits zuvor, etwa gelbe Schleifen, die nach einer Geiselnahme US-amerikanischer Botschaftsangehöriger in Teheran zur Begrüßung der heimkehrenden Geiseln getragen wurden. "Und dann hat Patrick O'Connell gesagt: Das machen wir jetzt in puncto Aids auch", so Feddersen.
Die Gruppe um Patrick O'Connell habe sich die Theaterpreisgala "Tony Awards" in New York ausgesucht, um die roten Schleifen bekannt zu machen. Die Schleifen wurden händisch gebastelt und auf den Stühlen des Theaters verteilt. "Und plötzlich trugen alle Promis rote Schleifen", erzählt Feddersen.

Über Aids sprechen

Erreichen wollten die Aktivisten einen "Bruch mit dem Schweigen, dass man überhaupt über Aids spricht." Man habe auch ein Zeichen setzen wollen, dass die Krankenhäuser besser werden, dass man sich nicht ekelt und auch nicht für eine HIV-Infektion schämt.
In den USA wurde damals über angeblichen "Schmuddelkram" wie sexuell übertragbare Krankheiten nicht gesprochen, erinnert der Journalist Jan Feddersen an das gesellschaftliche Klima, in dem das Symbol der roten Schleife entstand. Die konservative Regierung unter dem damaligen Präsidenten Bush senior habe keine Solidarität und Krankenversorgung leisten wollen und habe Aids-Kranke allein gelassen.
(jfr)
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