Zum Tod von Klaus Bednarz

Der Mann, der Politiker das Fürchten lehrte

Der Journalist Klaus Bednarz
Der Journalist Klaus Bednarz © picture alliance/ dpa/ Horst Ossinger
Von Sabine Adler · 15.04.2015
Er war ein politischer Journalist, der sich von den Regierenden nicht einschüchtern ließ. Nun ist Klaus Bednarz im Alter von 72 Jahren gestorben. Ein persönlicher Nachruf von Sabine Adler.
Wenn Klaus Bednarz den Zuschauer einlud auf seine Reisen durch die damalige Sowjetunion, dann ging es fast immer zu den einfachen Menschen und oft an die schönsten Plätze des weiten Landes, wie hier an den Baikalsee:
"Der See ist über 1000 Meter tief. Diese Geräusche macht das Eis."
Als Kollege konnte man sich eine Menge abgucken von dem Auslandskorrespondenten. Er mochte sein jeweiliges Berichtsland, erst Polen, später die Sowjetunion, liebte deren Exotik und Größe, aber er betete sie nicht an und vergaß nie, wofür er da war: um als Journalist genau hinzusehen. Er litt an den Kriegen, die das moderne Russland gegen die Teilrepublik Tschetschenien führte, am Terror, mit dem die Tschetschenen zum Teil als Gegenwehr antworteten. Hellwach verfolgte er bis zuletzt die Krim-Annexion, den Krieg in der Ostukraine, ließ Moskaus Erklärung von der vermeintlichen NATO-Ausdehnung nicht gelten, denn er hatte sie schon zu ganz anderen Zeiten gehört.
"Es war über Jahrzehnte während des Kalten Krieges die Politik der sowjetischen damaligen Machthaber, dem Volk immer zu sagen, es geht euch nicht gut, weil wir uns gegen die Bedrohung durch die NATO rüsten müssen. Und so sind ganze Generationen von Sowjetbürgern mit dem Schreckgespenst NATO - NATO bedroht uns, NATO will uns überfallen - erzogen worden. Das wirkt bei einem Großteil der heutigen russischen Bevölkerung natürlich nach. Da gehen Familien auseinander, weil die einen sagen, diese Politik, die wir treiben, die ist im 21. Jahrhundert unmöglich. Und andere natürlich sagen, wir müssen Putin helfen, wieder Russland zu einer Weltmacht zu machen, einer 'Derzhava'."
Klaus Bednarz noch im November gegenüber dem Deutschlandfunk.
Seine Aufmerksamkeit galt der Recherche
Kolossal genervt reagierten hierzulande Regierende auf Klaus Bednarz, den späteren "Monitor"-Moderator. Mit großer Brille, rundem Rücken und betont unbeweglicher Mine schien er ganz von sich ablenken zu wollen, damit sich stattdessen alle Aufmerksamkeit auf die Rechercheergebnisse seiner Redaktion richtete, auf die Skandale der Republik.
"Unsere heutige Sendung steht unter dem Motto: von Menschen und Mäusen. Seit Wochen hält die sogenannte Flick-Affäre die Öffentlichkeit bei uns und anderswo in Atem. Bislang sind ein Minister und ein Bundestagspräsident zurückgetreten. Wie viele Akte die Bonner Bettler-Oper noch haben wird, ist ungewiss."
Für Unionspolitiker war Klaus Bednarz die Personifizierung des "Rotfunks", wie der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß den WDR beschimpfte. Dass der Machtmissbrauch unzähliger Unionspolitiker Gegenstand der "Monitor"-Berichterstattung wurde, lag laut Bednarz vor allem an der 16-jährigen Kanzlerschaft Helmut Kohls.
Bednarz nahm die Aufgabe des Journalismus als vierte Gewalt ernst. Seine Redaktion war investigativ, lange bevor andere Medien welche einrichteten. Wer Bednarz als schmal- oder gar einspurigen Journalisten abqualifizierte, ignorierte seine differenzierte Sicht auf die politischen Verhältnisse. Als Kind einer aus Ostpreußen vertriebenen Familie, hatte er für den Kummer dieser Deutschen Verständnis, was in linken Kreisen der Bundesrepublik nicht immer opportun war. Aber mindestens so viel Mitgefühl brachte für die neuen polnischen Bewohner des Hofes seines Großvaters auf. Denn die wiederum mussten ihr Dorf in Ostpolen verlassen, das von der Sowjetunion besetzt worden war. Vor einigen Jahren war der Weltenwanderer nach Mecklenburg-Vorpommern gezogen, in eine Landschaft, die der ostpreußischen ähnelt.
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