Zum Tod von Jean-Marc Vallée

Unter falschem Namen für den Oscar nominiert

06:03 Minuten
Regisseur Jean-Marc Vallée, schaut in die Kamera.
Regisseur Jean-Marc Vallée, hier bei einer Premierenveranstaltung der HBO-Serie "Big Little Lies". Sein Film "Dallas Buyer Club" bekam zwei Schauspieler-Oscars. Er selbst war auch nominiert - aber als Cutter unter Pseudonym. © picture alliance / abaca / Hahn Lionel
Jörg Taszman im Gespräch mit Julius Stucke |
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Am ersten Weihnachtstag ist „Dallas Buyers Club“-Regisseur Jean-Marc Vallée im Alter von 58 Jahren gestorben. Filmexperte Jörg Taszman findet neben dem Oscar-prämierten Werk auch „C.R.A.Z.Y.“ toll. Der Film ebnete dem Kanadier den Weg nach Hollywood.
Der kanadische Regisseur Jean-Marc Vallée ist tot. Bekannt ist er vor allem für seinen Oscar-prämierten Film "Dallas Buyers Club". Vallée war auch Regisseur der Serie "Big Little Lies", für die er einen Emmy bekam. Den Weg nach Hollywood ebnete ihm die Familiengeschichte „C.R.A.Z.Y.“.
Vallée habe ein Händchen für unkonventionelle Helden gehabt, sagt Filmkritiker Jörg Taszman, etwa in seinem letzten Kinofilm "Demolition" mit Jake Gyllenhall.

Ein Vater will seinen schwulen Sohn "heilen"

„C.R.A.Z.Y.“ drehte Vallée in den Nuller Jahren, 2005 kam der Film in die Kinos. Taszman erinnert sich an einen "wunderschönen Coming-of-Age-Film", "liebevoll und leidenschaftlich und voller Humor".
Der Titel „C.R.A.Z.Y." steht für die Anfangsbuchstaben der Namen der fünf Söhne, das Z für Zachary. Zachary wird als kleines Baby bei der Geburt fallen gelassen. Weil er am 25. Dezember geboren wurde, wird er immer „kleiner Jesus“ genannt. Sein „Macho-Vater, der überhaupt nicht mit der Homosexualität von Zachary klarkommt“, versucht immer wieder seinen Sohn von dieser zu „heilen“, beschreibt der Filmkritiker das Drama des Films. "Obwohl der Vater nicht damit klarkam, hat er trotzdem versucht, irgendwie seinen Sohn weiter zu lieben. Und diesen Widerspruch hat Vallée damals sehr, sehr schön dargestellt.“
Eine der schönsten Szenen sei gewesen, so Taszman, wie der Darsteller des erwachsenen Zachary, Marc-André Grondin, zu einem Song von David Bowie tanzt und singt.

Oscar-Nominierung unter Pseudonym

Nachdem Vallée dann noch einen französischen Film drehte, folgte „Dallas Buyers Club“. Nach dem Erfolg des Filmes blieb Jean-Marc Vallée in Hollywood. Das Drama kostete nur fünf Millionen Dollar und brachte dem Hauptdarsteller Matthew McConaughey und dem Nebendarsteller Jared Leto jeweils einen Oscar ein.
Vallée war auch nominiert, allerdings unter dem Pseudonym John Mac McMurphy als Cutter. Denn Vallée hatte den Film auch geschnitten.
Nun starb Jean-Marc Vallée an dem Tag, an dem in "C.R.A.Z.Y." die Hauptfigur geboren wurde. Er wurde 58 Jahre alt.
(mfu)
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