Zum Tod von Ex-VW-Chef Ferdinand Piëch

"Das war eine Welt von vorgestern"

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Das Aufsichtsratsmitglied der Porsche SE, Ferdinand Piëch, sitzt am 30.05.2017 in Stuttgart (Baden-Württemberg) bei der Hauptversammlung der Porsche SE auf seinem Platz
"In seiner Zeit hat er viel geleistet, das Unternehmen in seiner Kultur könnte besser dastehen", sagt Verkehrswissenschaftler Ferdinand Dudenhöffer über den verstorbenen Auto-Menschen. © picture alliance / Marijan Murat/dpa
Ferdinand Dudenhöffer im Gespräch mit Nicole Dittmer · 27.08.2019
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Der langjährige VW-Konzernchef Ferdinand Piëch formte das Wolfsburger Unternehmen zum Multimarken-Konzern. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sagt, er sei ein begnadeter Ingenieur gewesen – und er habe einen Führungsstil als "Einzelkämpfer" gepflegt.
Der langjährige VW-Vorstands- und Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch ist am Montagabend mit 82 Jahren gestorben, nachdem er in einem Restaurant kollabiert war. Piëch galt als Patriarch des Wolfsburger Weltkonzerns. In seiner Zeit als Vorstandschef von 1993 bis 2002 formte er VW zum Multimarken-Konzern. Bis April 2015 war er Aufsichtsratsvorsitzender.
Piëch sei ein "begnadeter Ingenieur" gewesen, immer auf der Suche nach Herausforderungen, "stark getrieben von seinem Ehrgeiz", sagt der Ökonom und Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer.

Unnahbarer Führungsstil

Zudem stehe Piëch für ein streng hierarchisches, autokratisches System. Menschen seien für ihn eher Werkzeuge gewesen, meint Dudenhöffer: "Er war sicherlich kein großer Menschenfreund."
Die Unternehmenskultur, die Piëch aufgebaut hat, "dass Mitarbeiter sich eher weggeduckt haben", sei sicherlich auch eine Keimzelle für Dieselgate gewesen, meint Dudenhöffer. Mit seinem unnahbaren Führungsstil stehe Piëch für eine "Welt von gestern oder vorgestern – und nicht für eine Welt, in der wir heute leben".
Zugleich könnte VW besser dastehen, "wenn manches in seiner Zeit anders gemacht worden wäre", meint Dudenhöffer – denn Innovationen würden heute auch aus Teamarbeit geboren.

Mutter führte Porsche Salzburg

Der Ökonom erinnert auch an die strenge Erziehung des Ferdinand Piëch durch seine Mutter Louise Piëch, die nach dem Tod ihres Mannes Porsche Salzburg aufbaute: "Das ist äußerst bemerkenswert. Aber sie war eben auch hart."
Piëch wuchs im Internet auf. "Er ist so sozialisiert worden, dass man die Zähne zusammenbeißt, dass man nicht über Dinge redet und dass man versucht fast schon als Einzelkämpfer die Dinge zu bewegen und die anderen eher als Figuren oder Truppen sieht, die unterstützen", sagt Dudenhöffer.
(huc)
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