Zum Tod von D. A. Pennebaker

Mit Bob Dylan und Joan Baez im Hotelzimmer singen

07:09 Minuten
Der Filmemacher D. A. Pennebaker, im Hintergrund ist ein Fernseher zu sehen, auf dem Bob Dylan zu sehen ist.
Der Filmemacher, im Hintergrund eine Szene aus seinem berühmtesten Film "Dont Look Back" mit Bob Dylan. © AP
Marcus Kleiner im Gespräch mit Mascha Drost · 05.08.2019
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Er gilt als Erfinder der "Rockumentary" und des modernen Musikfilms: D. A. Pennebaker. Seine Filme über Bob Dylan, Alice Cooper und Depeche Mode sind Kult. Nun ist der Filmemacher gestorben. Was war das Besondere an seinem Stil?
Er half, den Geist des "Monterey Pop Festival" 1967 filmisch festzuhalten, schaute Bob Dylan beim Proben über die Schulter und war mit seiner Kamera dabei, als David Bowie in London sein Alter Ego "Ziggy Stardust" beerdigte: Donn Alan Pennebaker, kurz: D. A. Pennebaker. Am Donnerstag ist der US-amerikanische Filmemacher und Regisseur mit 94 Jahren gestorben.
Pennebaker gilt als Erfinder der "Rockumentary" und erhielt 2013 einen Oscar für sein Lebenswerk – als erster Dokumentarfilmer überhaupt. Seine Dokumentation "Dont Look Back" (1967) über eine Konzerttour von Bob Dylan gilt als eine der besten Musikdokumentationen überhaupt. Denn der Regisseur und Filmemacher ist mit seiner Handkamera ganz nah dran am jungen Bob Dylan. So privat, so unverstellt hatten Musikfans den Superstar noch nie erlebt.

Geniale Idee, vielfach kopiert

Die erste Szene des Films hat dann auch unzählige Nachahmer gefunden: Bob Dylan steht frontal zur Kamera, sein Song "Subterranean Homesick Blues" ist aus dem Off zu hören. Und synchron zur Musik lässt er weiße Blätter fallen, auf denen die wichtigsten Wörter des Songs geschrieben sind. Eine geniale Idee.
"Pennebaker hat etwas gemacht, was für die Visualisierung von Musik in dieser Zeit neu war. Er hat Text integriert in etwas, das eigentlich kein Text sein sollte. Das war eine Provokation", erklärt Marcus S. Kleiner, Professor für Medien- und Kulturwissenschaft an der Hochschule der Populären Künste in Berlin, die gewaltige Wirkung der Szene.
Pennebaker begleitete Bob Dylan auf und vor allem hinter der Bühne, vor und nach den Auftritten, im Gespräch mit Journalisten. Wie schaffte er, Dylan, aber auch Alice Cooper und Depeche Mode so nahe zu kommen?

Große Vertrautheit im Umgang mit den Künstlern

Marcus S. Kleiner: "Er hatte eine hohe Vertrautheit, denn er sagte zu den Künstlern: Ich möchte euch nicht interpretieren, sondern ich möchte euch beobachten. Ich möchte sehen, wie ihr seid. Vertraut mir, dass ich das einfange, was ich für relevant halte."
Der Mensch habe Pennebaker stets mehr interessiert als die Rolle des Musikers, die dieser auf der Bühne spielte. Er haben verstehen wollen, "wie der Mensch in der Interaktion zum Musiker steht, also zu der Rolle, die er spielt."
Denn: "Kein Musiker ist authentisch er selbst, jeder Musiker hat eine Künstlerfigur, die er spielt. Und Pennebaker hat versucht zu verstehen, wie der Mensch zur Kunstfigur gelangt. Und in welchem Verhältnis die Kunstfigur zum Menschen steht. Das macht es auch heute noch so spannend, seine Dokumentationen zu sehen."
(aba)
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