Zum Tod des Schauspielers Rolf Hoppe

"Er war ein sehr scheuer Mensch"

Der Schauspieler Rolf Hoppe
"Er war ein Grübler", sagt unser Kritiker Peter Claus über den verstorbenen Schauspieler Rolf Hoppe. © dpa / picture alliance / Arno Burgi
Peter Claus im Gespräch mit Eckhard Roelcke |
„Er steht da, sagt kein Wort – und beherrscht dennoch die Szene“, sagte der Regisseur Klaus Maria Brandauer über Rolf Hoppe. Der Schauspieler ist nun mit 87 Jahren gestorben. Unser Kritiker Peter Claus hat Hoppe mehrfach getroffen und gesprochen.
Dass aus dem jungen Bäckerlehrling, der als Kutscher und Tierpfleger gearbeitet hatte, einer der bekanntesten DDR-Schauspieler wurde, sei auf seinen eisernen Willen und seinen Mut zurückzuführen, sagt Peter Claus. "Und auf viel Selbstüberwindung. Er war eigentlich ein sehr scheuer Mensch. Er war, mir fällt kein besseres Wort ein, ein lieber Mensch. Und er hat auf seine Gefühle gehört. Damit lag er sehr oft goldrichtig. Sowohl was sein Leben betraf, als auch seine Interpretation der zum Teil hochkomplexen Rollen."

"Ich habe ihn so gehasst, weil er so gut war!"

Peter Claus erinnert sich an seine erste Begegnung mit Rolf Hoppe, als der noch eine kleine Wohnung in der Nähe der Studios Babelsberg hatte. "Ein ganz kleines Appartement, ganz schlicht. Und da saß mir auch ein schlichter Mensch gegenüber, der ganz neugierig war: 'Habe ich das wirklich gut gemacht?' Was hat Ihnen daran gut gefallen? Sagen Sie es ehrlich, wenn es Ihnen nicht gefallen hat!' Und er war jemand, der oft gelacht hat. Obwohl ich glaube, dass ihm das sehr schwer gefallen ist. Denn er war ein Grübler."
Mephisto (D 1981) Szene: Rolf Hoppe u. Maria Brandauer UnitedArchives23095 Mephisto D 1981 Scene Rolf Hoppe U Mary Brandauer UnitedArchives23095
Szene aus dem Film "Mephisto" von Istvan Szabo: Rolf Hoppe (li.) und Klaus Maria Brandauer. © imago stock&people
Auch sei Hoppe sehr dünnhäutig gewesen, sagt Claus. Da sei er Brandauer sehr ähnlich gewesen, der ein sehr enger Freund gewesen sei. "Das war er eben auch, dieser oft so kraftvoll wirkende, deswegen oft als Bösewicht eingesetzte Schauspieler Rolf Hoppe.
Jeder, der seine Kindheit in der DDR verbracht hat, erinnert sich an seine DEFA-Rollen. Und da war er der Schuft! Eine Freundin von mir hat mir neulich erzählt: 'Ich habe ihn so gehasst, weil er so gut war!'"

Am Theater konnte er sein breites Repertoire zeigen

Nur am Theater habe Hoppe sein breites Repertoire zeigen können, sagt Claus. "Er hat Brecht gespielt, er hat Shakespeare gespielt, er hat Kleist gespielt und die Moderne. Aber seine internationale Karriere wurde natürlich geprägt durch seine Parade-Rolle überhaupt: Hermann Göring in Istvans Szabos Film 'Mephisto'."
Das sei seine erste Zusammenarbeit mit Klaus Maria Brandauer gewesen, und da sei er auch international auf die Ebene des Bösewichts gehoben worden. "Dabei hatte er sich immer danach gesehnt, auch mal als Liebhaber besetzt zu werden. Er sagte: 'Auch dicke Menschen lieben gern. Warum bietet mir keiner die Rolle eines kraftvollen Liebhabers an?'" Brandauer hatte einmal über Hoppe gesagt: "Er steht da, sagt kein Wort - und beherrscht dennoch die Szene."
Schauspieler Rolf Hoppe (GER) zu Hause in Dresden Actor Rolf Hoppe ger to Home in Dresden
Schauspieler Rolf Hoppe zu Hause in Dresden.© imago stock&people

In die Seele der Figur eindringen

Das Spannende an seinem Spiel sei gewesen, dass man ihm ganz automatisch immer in die Augen geschaut habe. "Und über diese Augen konnte er so viel erzählen. Man hatte das Gefühl, über diese Augen in die Seele der Figur eindringen zu können."
Hoppe habe auch magere Zeiten erlebt, in denen er nur kleine Rollen bekam. Da habe er gesagt, dass er diese Rollen sehr schätze, denn er könne in wenigen Momenten ganz viel zum Ausdruck bringen.
"Lachen wir doch noch mal zusammen mit ihm!", sagt Claus. "Schauen wir uns nochmal 'Alles auf Zucker' an. Da hat er den Rabbi gespielt. Und wie er das gespielt hat! Ganz frech. Ganz kraftvoll. Aber eben auch mit den leisen, mit den verhaltenen Momenten. Das ist ganz große Schauspielkunst."
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