Zum Tod des Sängers von "Ain’t No Sunshine"

Eigentlich war Bill Withers schon Musikgeschichte

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Der amerikanische Sänger, Gitarrist und Songschreiber Bill Withers bei einem Musikfestival im französischen Cannes im Jahr 1973.
Der amerikanische Sänger, Gitarrist und Songschreiber Bill Withers bei einem Musikfestival in Cannes 1973 © picture-alliance / dpa / Goebel
Von Marc Schuler · 03.04.2020
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"Ain't No Sunshine", Bill Withers' größter Erfolg, war nur als B-Seite des ersten Albums gedacht. Nach dem emotionalen Song von 1971 kamen viele weitere Hits, die jeder im Ohr hat. Dabei war Withers' Karriere schon lange vorbei.
Bill Withers hat es anscheinend richtig gemacht. Mit Ende 40 klinkt er sich aus dem aktiven Musikgeschäft aus und zieht mit seiner Ehefrau in die Berge von Los Angeles zurück. Das war 1985. Bill Withers brauchte also gerade einmal 15 Jahre, um Musikgeschichte zu schreiben.

Der erste große Erfolg von Bill Withers im Jahr 1971 war so gar nicht geplant. "A’int No Sunshine" war nämlich nur die B-Seite auf seinem ersten Album "Just as I am", wie der Künstler einmal dem Radiosender NPR erzählte.

"Lean On Me"– Erinnerung an die Kindheit

Withers wird 1938 als jüngstes von sechs Kindern in dem kleinen Örtchen Slab Fork ist West Virginia geboren. Die Familie ist arm, Verwandte und Geschwister schuften im Kohlebergwerk. Der Ort sei mehr ein Zeltlager als ein richtiges Dorf gewesen, meinte der Sänger.

Einer seiner größten Hits ist "Lean On Me" – ein Song, der in Corona-Zeiten zum Hit für für Krankenschwestern und Ärztinnen wurde. Withers verbindet mit "Lean On Me" vor allem Erinnerungen an seine Kindheit:

"Mein älterer Bruder war mein Vorbild. Er wurde im Bergwerk von einer Lore verletzt. Er konnte nicht mehr unter Tage arbeiten. Seitdem war er der glücklichste Mensch, den ich je gesehen habe. Das wollte ich auch."

Er geht zur Marine, beginnt zu komponieren

Withers ist das erste Familienmitglied, das nicht im Bergwerk arbeiten muss. Erst geht er zur Marine, danach baut er in Kalifornien Flugzeugteile zusammen. In seiner Freizeit lernt er Gitarre und Klavier spielen. Er fängt an, Songs zu komponieren.

1970 unterschreibt er beim Plattenlabel Sussex Records in Los Angeles. Dort kann er mit berühmten Musikern wie Booker T. Jones und den Mitgliedern von Crosby, Stills & Nash zusammenarbeiten. Die Arbeit am ersten Album ist anstrengend und nervenaufreibend. Graham Nash muntert ihn auf: Er wisse gar nicht, wie gut er sei.

350 Cover-Versionen von "Ain’t No Sunshine"

Acht Alben hat Withers bis 1985 veröffentlicht, darunter sind viele Hits. Er wird mit drei Grammys ausgezeichnet. Allein von "Ain’t No Sunshine" gibt es mehr als 350 Cover-Versionen. Stars wie Barbra Streisand, Etta James, Michael Jackson, Tom Jones oder Liza Minnelli covern seine Songs.

Withers hinterlässt Ehefrau Marcia und zwei Kinder.

Wie Bill Withers mit Gesang sein Stottern bekämpfte, erzählt unser Musikkritiker Oliver Schwesig:
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