Zum Tod des Sängers Kevin Mahogany

Ein sanfter Bariton ist verstummt

Der Jazzmusiker Kevin Mahogany
Der Jazzmusiker Kevin Mahogany © imago stock&people / ukrafoto
Matthias Wegner im Gespräch mit Moderatorin Mascha Drost · 19.12.2017
Es war in den vergangenen Jahren vergleichsweise ruhig geworden um den Jazz-Musiker Kevin Mahogany. Mit seinen Aufnahmen, seiner Musik gehörte er im Jazz zu den stilprägendsten Stimmen. Im Alter von 59 Jahren ist der Amerikaner Kevin Mahogany nun gestorben.
Exakt 100 Jahre ist es her, dass das erste Jazzalbum veröffentlicht wurde. 2017 also ist für den Jazz ein Jubiläumsjahr, doch es gab auch in diesem Jahr wieder große Verluste im Jazz. Etliche prominente Musiker sind von uns gegangen, darunter die Sänger Al Jarreau und Jon Hendricks – und, wie nun bekannt wurde, starb am Montag ein weiterer Sänger von Bedeutung: der US-Amerikaner Kevin Mahogany. Er wurde nur 59 Jahre alt.
Mascha Drost: Welche Bedeutung hatte denn Kevin Mahogany für den Jazzgesang?
Matthias Wegner: Er hat die Fahne hoch gehalten, in einer Zeit, in der kaum ein Mann Jazzsänger sein wollte. Das war vor allem in den 90er Jahren so, als zwar noch Legenden wie Mark Murphy oder Jon Hendricks lebten und natürlich auch der bis heute aktive Bobby McFerrin, aber es wuchs einfach niemand mehr nach. Es gab in dieser Zeit – also in den 90er Jahren - eigentlich nur zwei jüngere Männer im Jazzgesang von Bedeutung, der eine war Kurt Elling, der andere Kevin Mahogany.
Mascha Drost: Was hat Kevin Mahogany ausgezeichnet?

Einst einer der wichtigsten Durchstarter des Jazzgesang

Matthias Wegner: Sein Timbre war vergleichbar mit dem eines seiner großen Vorbilder, mit Johnny Hartman, denn auch er war mit einem ganz sanften Bariton ausgestattet, der sich besonders gut für Balladen eignete. Natürlich nicht nur. Mahogany hat in seinen frühen Jahren viel Standards gesungen, aber – nicht zu vergessen - auch sehr viel gescattet. Er war dabei sehr beweglich, sehr schnell und trotzdem aber immer sehr präzise. Mahogany hat 'mal gesagt, er wolle der Charlie Parker des Scat sein. Und dabei half ihm sehr, dass er zunächst auch selbst das Saxofon gespielt hatte, der Gesang lief zunächst nebenbei.
Mascha Drost: Zwischendurch hatte sich Mahagony dann bei allem Ehrgeiz dennoch vom Jazz verabschiedet. Was steckte dahinter?
Matthias Wegner: Er wusste, dass es in den 80er und frühen 90er Jahren kaum angesagt war, als Mann im Jazz zu singen, geschweige denn Geld damit zu verdienen, deswegen hat er erstmal eine Rhythm & Blues Band gegründet. Weil aber so viel Kreativität in ihm steckte, kam er dann doch schon bald wieder zum Jazz zurück. Und gerade in den 90er Jahren entstanden viele sehr schöne Alben.
Das Magazin "Downbeat" wählte ihn dann auch mehrfach zum wichtigsten Durchstarter im Jazzgesang. Eine große Adelung gab es für ihn dann auch im Robert Altmann Film "Kansas City" aus dem Jahr 1996, in dem Kevin Mahogany den großen Sänger "Big Joe Turner" verkörperte. Und er war in den Folgejahren einfach sehr gefragt. Spielte mit vielen bedeutenden Jazzmusikern zusammen. Wurde dann zum Professor am renommierten Berklee College of Music berufen.

In den letzten 20 Jahren war es ruhig um Mahogany

Mascha Drost: Mit nun bereits 59 Jahren ist Kevin Mahogany viel zu früh verstorben, gibt es da von ihm dennoch ein Spätwerk, Arbeiten aus den letzten Jahren?
Matthias Wegner: Das ist vergleichsweise dünn. So ein bisschen hat Mahogany den Anschluss verloren in den 00er und 10er Jahren, was sehr schade ist. In einer Zeit, in der der Jazz wieder ungemein an Popularität gewonnen hat, war Mahogany ziemlich in der Defensive. Er ist wesentlich weniger aufgetreten, neue Alben kamen nur noch sehr sporadisch. Was wirklich schade ist, denn er hatte ein unglaubliches Potential. Im Grunde hatte er fast die gleichen Möglichkeiten, wie der heutige Weltstar Gregory Porter, an den er mich in seinen jüngeren Jahren auch durchaus erinnert hat. Aber Porter war natürlich schon lange an Mahogany vorbei gezogen.
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