Zum Tod des Rappers Juice Wrld

"Eine Sehnsucht, den Schmerz nicht länger spüren zu wollen"

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Portrait des US-Rappers Juice Wrld auf einer, mit lila Scheinwerfer beleuchteten, Bühne. Das Mikrofon hält er in seiner rechten Hand.
Bislang wurde über seine depressive Veranlagung und Drogensucht nur spekuliert, aber Medikamente thematisierte Juice Wrld zumindest in seinen Texten. © picture alliance / ZUMA Press / Daniel DeSlover
Niklas Potthoff im Gespräch mit Max Oppel · 09.12.2019
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Nur 21 Jahre wurde Juice Wrld alt – am Sonntag starb der Rapper. Freunde und Fans rätseln über die Ursachen und eine mögliche Sucht. Der Journalist Niklas Potthoff erkennt Parallelen zu den frühen Toden anderer Rapper.
Der aufstrebende US-Rap-Star Juice Wrld ist tot: Der 21-Jährige erlitt am Sonntag am Flughafen seiner Heimatstadt Chicago einen Krampf-Anfall und starb wenig später, wie Rettungskräfte bestätigten. Eine noch ausstehende Autopsie soll nun Klarheit über die Todesursache des Musikers schaffen. Seinen Durchbruch feierte Juice Wrld mit dem Track "Lucid Dreams" im Jahr 2018. In diesem Jahr feierte er mit seinem Album "Death Race for Love" einen weiteren großen Erfolg.
Nach Einschätzung von Deutschlandfunk Kultur-Redakteur Niklas Potthoff ging bei kaum einem Rapper die Kurve so steil nach oben wie bei Juice Wrld in den letzten 18 Monaten, denn allein sein Debütalbum "Goodbye and Good Riddance" habe sich in den USA über eine Million Mal verkauft. Viele hätten dem Musiker eine große Karriere vorhergesagt.

Juice Wrld hatte angekündigt, eine Woche feiern zu wollen

Anlässlich seines 21. Geburtstages hatte Juice Wrlds in der vergangenen Woche via Instagram angekündigt, die ganze Woche feiern zu wollen. Und genau das sorgte nach der Todesnachricht für Spekulationen: "Ob es etwa eine Überdosis Drogen gewesen sein könnte", sagt Niklas Potthoff. Schließlich habe Juice Wrld in seinen Texten oft Drogenkonsum thematisiert und auch darüber in Interviews gesprochen. "Es ist fast ein bisschen gruselig: Zum einen Mac Miller – letztes Jahr Überdosis. Und die beiden Fälle, die einem auch sofort in den Kopf kommen sind Lil Peep und XXXTentacion. Vor zwei Jahren, im November 2017 starb Lil Peep mit 21 Jahren an einer Überdosis Drogen und im Sommer 2018 starb XXXTentacion, er wurde mit 20 Jahren erschossen."
Alle drei – Lil Peep, XXXTentacion und Juice Wrld – gehörten zu neuen Generation Rapper, die emotionaler sind, vielleicht weicher wirken und es auch sein durften als viele ihrer Vorgänger, so Nik Potthoff. Alle drei hätten sich mit ihrer Musik kaum an die Genregrenzen des Rap gehalten, denn sie arbeiteten auch sehr viel mit Rockelementen und Gesang in ihren Songs und hatten eine große Fanbase. "Alle drei fallen unter die lose Kategorie CloudRap."

Starke Parallelen zu anderen Fällen

Auch wenn bislang nur über einen möglichen Drogen- oder Medikamentenkonsum bei Juice Wrld spekuliert werde, falle doch auf, dass bei vielen Künstlern zwei Komponenten eine Rolle spielten: "Und zwar depressive Veranlagung und eine Drogenabhängigkeit, oder viel mehr eine Medikamentensucht", so Niklas Potthoff. Insbesondere die Einnahme von Angstlösern und Opioiden werde auch immer wieder in Texten der Musiker thematisiert. In einem früheren Interview habe Juice Wrld darüber gesprochen, dass er medikamentenabhängig war und eben auch Angstlöser und Opioide konsumiert habe.
Die Gründe für diese neuen Abhängigkeiten insbesondere von Medikamenten bei vielen Künstlern seien natürlich nicht einfach übertragbar, doch falle auf, dass bei vielen dieser sehr jungen Künstler oft eine große Sehnsucht nach Abschottung da sei: "Nach Ruhe. Und eine Sehnsucht, den Schmerz, den viele fühlen, nicht länger spüren zu wollen."
(sru)
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