Zum Tod des Künstlers Ferdinand Kriwet

Meister der Radiocollage

Der Künstler Ferdinand Kriwet am 13.11.1975 in Stuttgart vor einer seiner Arbeiten.
Regisseur Ferdinand Kriwet (1942 - 2018) 1975 in Stuttgart vor einer seiner Arbeiten. © picture alliance / dpa / Rolf Haid
Jochen Meißner im Gespräch mit Max Oppel · 20.12.2018
Der verstorbene Künstler Ferdinand Kriwet war ein Pionier der Medienkunst. Er wurde in den 1960er Jahren mit transmedialen Arbeiten bekannt. Ohne ihn seien heutige Hörspiele nicht denkbar, sagt Hörspiel-Kritiker Jochen Meißner.
Der Mixed-Media-Künstler Ferdinand Kriwet ist im Alter von 76 Jahren in Bremen verstorben. Seine Arbeiten für das Radio waren bahnbrechend ebenso wie seine typografischen Arbeiten als bildender Künstler, die die Kunsthalle Düsseldorf im Jahr 2011 mit der Retrospektive "Kriwet – Yester 'n' Today" ehrte. Seine transmedialen Werke sprengten die klassischen Gattungen von Musik, Literatur und Kunst. Er war Sprachkünstler, nannte sich selbst aber auch einen "visuellen Poeten". Für Deutschlandfunk Kultur verwirklichte er zahlreiche Hörstücke.
"Kriwet ist einer der Autoren, die das Hörspiel in Form des Originaltonhörspiels ganz weit nach vorne gebracht haben", sagt der Hörspiel-Kritiker Jochen Meißner. "Er hat mit Tonband gearbeitet, mit vorgefundenem Material. Er hat daraus Collagen gemacht und ohne seine Pionierarbeit im O-Ton-Hörspiel sind heutige Hörspiele kaum noch zu denken."
Radio-Revue oder "Ich bräuchte jemanden, der mich mir zurückgibt" (1960/61) - Aus der Kreativ-Werkstatt des Autors Ferdinand Kriwet
Radio-Revue oder "Ich bräuchte jemanden, der mich mir zurückgibt" (1960/61) - Aus der Kreativ-Werkstatt des Autors Ferdinand Kriwet© Ferdinand Kriwet

Schöpfer von Hör- und Sehtexten

Dabei unterschied Kriwet zwischen Hörtexten für das Radio und sogenannten Sehtexten, erläutert Meißner: "Sehtexte waren gestempelte Rundschreiben, die teilweise bis zu zwei Meter Durchmesser hatten, die die Wahrnehmung von Texten ins Zentrum stellten."
Sein erstes Buch "Rotor" schrieb Kriwet 1961 im Alter von 19 Jahren und habe schon damals Mut zum Experiment bewiesen, so Meißner: "Das ist eigentlich ein Rundbuch, ein Buch, wo man irgendwo anfangen kann und das lesen und irgendwo wieder aussteigen kann. Es rotiert quasi. Das war ein Wurf im Jahr 1961, der ihm sonst keiner nachgemacht hat."
Hörspiel: "Radio-Revue - Ich bräuchte jemanden, der mich mir zurückgibt", Deutschlandradio Kultur 2012
Ferdinand Kriwet (Mitte) bei der Produktion des Hörspiels "Radio-Revue - Ich bräuchte jemanden, der mich mir zurückgibt" 2012 in Deutschlandradio Kultur 2012.© Deutschlandradio / Jonas Maron
Deutschlandfunk Kultur ließ Ferdinand Kriwet das Buch als Radiostück "Rotoradio" selbst inszenieren.

Ferdinand Kriwets letztes Hörspiel "Radio-Revue - Ich bräuchte jemanden, der mich mir zurückgibt" von 2012 senden wir auf Deutschlandfunk Kultur am Sonntag, 23.12.2018, um 18:30 Uhr.

(cosa)
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