Zum Tod Christine Nöstlingers

    Eine Heldin unserer Kindheit

    Die österreichische Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger.
    Geschichten aus den "Hinterhäusern Wiens" hat die österreichische Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger in ihren Büchern erzählt. © imago stock&people
    13.07.2018
    Die österreichische Kinder- und Jugendbuchautorin Christine Nöstlinger ist mit 81 Jahren gestorben. Ihre ungeschönte Darstellung der Lebenswelt junger Menschen prägte Generationen von Lesern. Ihre rebellischen Helden wie "Die feuerrote Friederike" machten Mut aufzubegehren.
    Die feuerrote Friederike wird von ihren Klassenkameraden wegen ihrer auffallenden Haarfarbe gehänselt. Die 14-jährige Ilse Janda flieht vor ihrer herrschsüchtigen Mutter und ihrem neuen "Ersatzvater", folgt einem älteren Mann auf einer Tour Richtung Italien.
    Und Konrad, das Kind aus der Konservendose, das alle Mütter und Väter durch seine absolut vollkommene Höflichkeit erfreuen soll, erfüllt am Ende so gar nicht die an ihn gestellten Knigge-Erwartungen.
    Wer Christine Nöstlingers Bücher liest, trifft auf rebellische Kinder, die sich in einer ganz und gar nicht heilen Welt behaupten müssen. Wienerisch, "schnoddrig" kommen sie daher, leben beengt mit ihrer Familie in einer Zweizimmerwohnungen mit "Klohäusl" auf dem Gang - und werden trotzdem zu Helden, für Generationen von Kindern. Jetzt ist Christine Nöstlinger im Alter von 81 Jahren gestorben.

    Das Erstlingswerk brachte den überraschenden Erfolg

    Die vielfach ausgezeichnete österreichische Autorin verbrachte ihr Leben in Wien, wo sie am 13. Oktober 1936 geboren wurde. Sie studierte Gebrauchsgrafik an der Akademie für angewandte Kunst und wurde schließlich Hausfrau und Mutter zweier Töchter.

    "Ich war ein widerständiges Kind" - Interview mit Christine Nöstlinger vom 16.12.2014: Audio Player

    Zur Schriftstellerei kam sie über ihren Beruf als Grafikerin. Weil sie sich langweilte, zeichnete und schrieb sie "Die feuerrote Friederike" (1970). Der Erfolg ihres Erstlingswerks kam auch für sie völlig überraschend. Denn nicht etwa die Bilder, sondern vor allem der Text begeisterten das Publikum.

    Die Kinderwelt mit all ihren Härten schildern

    Ihre realistische Schilderung des Alltags von Kindern und Jugendlichen traf den Zeitgeist der 70er-Jahre – und sorgte dafür, dass sie schnell zu einer der tonangebenden Kinder- und Jugendbuchautorinnen wurde. Eine neue Schriftstellergeneration etablierte sich, die den Kindern die Welt zeigen wollte, wie sie ist – mit all ihren Härten und Ungerechtigkeiten. Nöstlingers Bücher wie "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig" wurden mehr als eine Million Mal verkauft.
    In einem Gespräch kurz vor ihrem Tod kündigte sie allerdings an, keine Bücher mehr schreiben zu wollen. Die heutige Lebenswelt junger Menschen sei ihr inzwischen fremd geworden.
    Für ihr Schaffen wurde Nöstlinger unter anderem mit dem Astrid-Lindgren-Preis ausgezeichnet, dem sogenannten Nobelpreis für Kinderliteratur.
    (lk)
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