Zum Studium einfach mal nach Istanbul
Drei Bachelor- und zwei Masterstudiengänge, damit geht es los. Doch die Türkisch-Deutsche Universität in Istanbul soll weiter wachsen. Ihr Ziel sei es, zur Verständigung beizutragen, sagt Vera Nünning, die die internationale Hochschule auf deutscher Seite mit realisiert hat.
Katrin Heise: Heute kann die Türkisch-Deutsche Universität TDU in Istanbul mit Lehre und Forschung beginnen. Angeboten werden drei Bachelor-Studiengänge, nämlich Technik mechatronischer Systeme, Rechtswissenschaften und Betriebswirtschaft. Und es gibt noch zwei Masterstudiengänge im Bereich interkulturelles Management und European and International Affairs.
Bei der Idee zur Gründung einer türkisch-deutschen Uni muss man ganz schön weit zurückblicken, sie geht nämlich zurück auf ein Kulturabkommen zwischen den Regierungen von 1957. Erste Pläne wurden in den 90er-Jahren unter Helmut Kohl entwickelt und seit sieben Jahren wird nun intensiv vorbereitet. Für die Kultur- und Sozialwissenschaften ist federführend die Universität Heidelberg, und dort Professor Dr. Vera Nünning. Sie konnte ich vor der Sendung fragen, warum es eigentlich so lange gedauert hat!
Vera Nünning: Ich weiß, dass sieben Jahre sehr, sehr lange klingen. Man meint, das ist eine viel zu lange Zeit für eine solche Planung. Wenn man sich aber verdeutlicht, was da alles gemacht werden musste, denke ich eigentlich, es ist nicht sehr lang. Stellen Sie sich einfach mal vor, wie lange es dauert, wenn man in Deutschland etwas macht, nur ein neues großes Schulgebäude zu bauen. Also erst mal, die Finanzierung musste festgestellt werden, dann müssen Pläne gemacht werden, es musste ein Grundstück gefunden werden. Finden Sie mal in einer Stadt, in einer 15-Millionen-Stadt wie Istanbul, in der jeder wohnen will, ein Grundstück, was groß genug ist für 5000 Studierende!
Heise: Denn 5000 Studierende sind geplant. 135 haben jetzt heute angefangen.
Nünning: Genau. 5000 haben wir als erste Ausbaustufe geplant, 135 haben heute angefangen in den fünf Studiengängen. Die wird natürlich jetzt jedes Jahr sich sehr vergrößern, diese Zahl. Also, nächstes Jahr sind es dann schon 260 et cetera. Wir brauchen halt sehr viel Platz, das muss man einfach sehen, und das hat natürlich auch gedauert.
Vor allem aber, wenn man sich überlegt, dass zwei Nationalitäten, zwei unterschiedliche politische Systeme und eben auch unterschiedliche Wissenschaftler aus unterschiedlichen Ländern zusammenarbeiten mussten, da war einfach viel, viel, viel mehr zu bewältigen als in einem normalen Unternehmen, was eben einfach in einem Land passiert, wo das relativ gut planbar ist.
Bei der Idee zur Gründung einer türkisch-deutschen Uni muss man ganz schön weit zurückblicken, sie geht nämlich zurück auf ein Kulturabkommen zwischen den Regierungen von 1957. Erste Pläne wurden in den 90er-Jahren unter Helmut Kohl entwickelt und seit sieben Jahren wird nun intensiv vorbereitet. Für die Kultur- und Sozialwissenschaften ist federführend die Universität Heidelberg, und dort Professor Dr. Vera Nünning. Sie konnte ich vor der Sendung fragen, warum es eigentlich so lange gedauert hat!
Vera Nünning: Ich weiß, dass sieben Jahre sehr, sehr lange klingen. Man meint, das ist eine viel zu lange Zeit für eine solche Planung. Wenn man sich aber verdeutlicht, was da alles gemacht werden musste, denke ich eigentlich, es ist nicht sehr lang. Stellen Sie sich einfach mal vor, wie lange es dauert, wenn man in Deutschland etwas macht, nur ein neues großes Schulgebäude zu bauen. Also erst mal, die Finanzierung musste festgestellt werden, dann müssen Pläne gemacht werden, es musste ein Grundstück gefunden werden. Finden Sie mal in einer Stadt, in einer 15-Millionen-Stadt wie Istanbul, in der jeder wohnen will, ein Grundstück, was groß genug ist für 5000 Studierende!
Heise: Denn 5000 Studierende sind geplant. 135 haben jetzt heute angefangen.
Nünning: Genau. 5000 haben wir als erste Ausbaustufe geplant, 135 haben heute angefangen in den fünf Studiengängen. Die wird natürlich jetzt jedes Jahr sich sehr vergrößern, diese Zahl. Also, nächstes Jahr sind es dann schon 260 et cetera. Wir brauchen halt sehr viel Platz, das muss man einfach sehen, und das hat natürlich auch gedauert.
Vor allem aber, wenn man sich überlegt, dass zwei Nationalitäten, zwei unterschiedliche politische Systeme und eben auch unterschiedliche Wissenschaftler aus unterschiedlichen Ländern zusammenarbeiten mussten, da war einfach viel, viel, viel mehr zu bewältigen als in einem normalen Unternehmen, was eben einfach in einem Land passiert, wo das relativ gut planbar ist.
"Wir haben im obersten Bereich Studierende bekommen können"
Heise: Welche Schwierigkeiten gab es in den Jahren des Aufbaus, welche sind Ihnen da als besonders gravierend noch in Erinnerung?
Nünning: Viel hing einfach an politischen Dingen, dass das Ganze in den beiden Parlamenten diskutiert werden musste, und die Frage eben, wie viele Studierende mit deutschem oder türkischem Pass werden zugelassen, wie zählt jemand, der Türke ist, aber in Deutschland Abitur gemacht hat? Also all solche Dinge, die aus wissenschaftlicher Sicht eigentlich gar nicht wichtig sind!
Heise: Die Universität, die Gründung bekam Unterstützung und wird auch weiter begleitet von einem Konsortium deutscher Universitäten. Das sind 29 an der Zahl, also, es mussten auch eine ganze Menge deutsche Universitäten zustimmen. Wer soll denn da jetzt eigentlich studieren und was sagen Ihnen da so die ersten Anmeldungen? Hat das geklappt, erreicht man, wen man erreichen möchte?
Nünning: Ja. Also, damit sind wir sehr, sehr zufrieden. Wir haben die Plätze vergeben können, die wir angeboten haben, und zwar an sehr gute Studierende. In der Türkei ist es so, dass es ein zentrales Abitur gibt, das heißt also, man kann relativ deutlich ablesen, auf welcher Stelle der jeweilige Student ist. Und wir haben da also in dem ganz obersten Bereich Studierende bekommen können. Und auch aus Deutschland ist die Nachfrage sehr gut, das gefällt uns alles sehr gut, das hat sehr gut geklappt.
Heise: Sind es paritätisch Studenten aus der Türkei und aus Deutschland und auch noch international andere, oder wie sind die da verteilt?
Nünning: Oh, das ist eine hoch diffizile Frage, über die sich natürlich auch die jeweiligen Politiker lange unterhalten haben. Es ist nicht ganz paritätisch, es sind also mehr türkische Studierende, und es gibt natürlich auch ein internationales Kontingent. Also, wir wollen ja nicht nur deutsche und türkische Studierende ansprechen, sondern auch eben auf dem internationalen und nicht nur europäischen, sondern wirklich auch internationalen Feld mitspielen.
Heise: Sie haben jetzt schon mehrfach die beiden Seiten erwähnt, die sich da einigen mussten. Die TDU, also die Türkisch-Deutsche Universität ist juristisch eine türkische Hochschule. Die Türkei hat dann eben dieses Grundstück auch zur Verfügung gestellt und übernimmt den Großteil der Kosten. Welche Auswirkung hat denn das auf den Lehrplan und die Auswahl der Professoren?
Nünning: Auf den Lehrplan hat es keine Auswirkung eigentlich. Das wird wirklich von beiden Wissenschaftlern gemeinsam entwickelt. Dass es eine türkische Universität ist, hat Auswirkung – da haben Sie ganz recht – auf die Auswahl jetzt des Personals teilweise, es ist natürlich eine ganz andere Struktur. Also, eine türkische Universität ist völlig anders strukturiert als eine deutsche Universität.
Und da sind dann zum Beispiel solche Dinge wie eine Bestimmung, der Rektor einer türkischen Universität muss ein türkischer Staatsangehöriger sein, es darf auch im Rektorat kein Mitglied einer anderen Nation sein. Das ging natürlich nicht. Also mussten wir versuchen, da Wege zu finden, die einerseits natürlich das Gesetz einhalten, die andererseits aber auch eine wirkliche Zusammenarbeit ermöglichen. Solche Dinge, die haben natürlich auch im Vorfeld Zeit gekostet, das ist ganz klar. Und vom türkischen Lehrplan her ist es so, dass die auch auf das BA-/MA-System umgestellt haben. Das heißt also, wenn …
Heise: Die Bachelor- und Masterstudiengänge.
Nünning: Viel hing einfach an politischen Dingen, dass das Ganze in den beiden Parlamenten diskutiert werden musste, und die Frage eben, wie viele Studierende mit deutschem oder türkischem Pass werden zugelassen, wie zählt jemand, der Türke ist, aber in Deutschland Abitur gemacht hat? Also all solche Dinge, die aus wissenschaftlicher Sicht eigentlich gar nicht wichtig sind!
Heise: Die Universität, die Gründung bekam Unterstützung und wird auch weiter begleitet von einem Konsortium deutscher Universitäten. Das sind 29 an der Zahl, also, es mussten auch eine ganze Menge deutsche Universitäten zustimmen. Wer soll denn da jetzt eigentlich studieren und was sagen Ihnen da so die ersten Anmeldungen? Hat das geklappt, erreicht man, wen man erreichen möchte?
Nünning: Ja. Also, damit sind wir sehr, sehr zufrieden. Wir haben die Plätze vergeben können, die wir angeboten haben, und zwar an sehr gute Studierende. In der Türkei ist es so, dass es ein zentrales Abitur gibt, das heißt also, man kann relativ deutlich ablesen, auf welcher Stelle der jeweilige Student ist. Und wir haben da also in dem ganz obersten Bereich Studierende bekommen können. Und auch aus Deutschland ist die Nachfrage sehr gut, das gefällt uns alles sehr gut, das hat sehr gut geklappt.
Heise: Sind es paritätisch Studenten aus der Türkei und aus Deutschland und auch noch international andere, oder wie sind die da verteilt?
Nünning: Oh, das ist eine hoch diffizile Frage, über die sich natürlich auch die jeweiligen Politiker lange unterhalten haben. Es ist nicht ganz paritätisch, es sind also mehr türkische Studierende, und es gibt natürlich auch ein internationales Kontingent. Also, wir wollen ja nicht nur deutsche und türkische Studierende ansprechen, sondern auch eben auf dem internationalen und nicht nur europäischen, sondern wirklich auch internationalen Feld mitspielen.
Heise: Sie haben jetzt schon mehrfach die beiden Seiten erwähnt, die sich da einigen mussten. Die TDU, also die Türkisch-Deutsche Universität ist juristisch eine türkische Hochschule. Die Türkei hat dann eben dieses Grundstück auch zur Verfügung gestellt und übernimmt den Großteil der Kosten. Welche Auswirkung hat denn das auf den Lehrplan und die Auswahl der Professoren?
Nünning: Auf den Lehrplan hat es keine Auswirkung eigentlich. Das wird wirklich von beiden Wissenschaftlern gemeinsam entwickelt. Dass es eine türkische Universität ist, hat Auswirkung – da haben Sie ganz recht – auf die Auswahl jetzt des Personals teilweise, es ist natürlich eine ganz andere Struktur. Also, eine türkische Universität ist völlig anders strukturiert als eine deutsche Universität.
Und da sind dann zum Beispiel solche Dinge wie eine Bestimmung, der Rektor einer türkischen Universität muss ein türkischer Staatsangehöriger sein, es darf auch im Rektorat kein Mitglied einer anderen Nation sein. Das ging natürlich nicht. Also mussten wir versuchen, da Wege zu finden, die einerseits natürlich das Gesetz einhalten, die andererseits aber auch eine wirkliche Zusammenarbeit ermöglichen. Solche Dinge, die haben natürlich auch im Vorfeld Zeit gekostet, das ist ganz klar. Und vom türkischen Lehrplan her ist es so, dass die auch auf das BA-/MA-System umgestellt haben. Das heißt also, wenn …
Heise: Die Bachelor- und Masterstudiengänge.
"Deutsche Studierende bekommen ihre Kurse problemlos anerkannt"
Nünning: Entschuldigung, ja, genau. Das heißt also, wenn jetzt – was wir ja hoffen - sehr viele deutsche Studierende die Chance ergreifen, jetzt auch mal nur ein halbes Jahr oder ein Jahr in Istanbul zu studieren, an der TDU, dass die ganz problemlos ihre Kurse anerkannt bekommen können und dann hier in Deutschland entsprechend weiterstudieren können, ohne Zeit verloren zu haben.
Heise: Zwei Länder, zwei Kulturen, eine Universität. Zum heutigen Start der Türkisch-Deutschen Universität TDU in Istanbul hören Sie im Deutschlandradio Kultur Vera Nünning, die für den Bereich Kultur- und Sozialwissenschaften zuständig ist. Frau Nünning, Sie haben jetzt schon mehrfach erwähnt, dass es schon alleine bürokratisch gesehen ziemlich schwierig ist, so zwei Kulturen in einer Uni zu vereinen. Wie ist denn das im Bereich Kultur- und Sozialwissenschaften, den Sie ja mit verantworten, wie sehr zieht man da eigentlich an einem Strang?
Nünning: Das geht sehr gut. Da hatte ich, ehrlich gesagt, größere Schwierigkeiten vorausgesehen, bevor wir mit der Arbeit wirklich begonnen haben. Aber der Vorteil an der ganzen Sache ist, dass ja Wissenschaftler zusammenkommen, und Wissenschaftler haben ein Interesse an Wissenschaft und der Bildung von jungen Leuten. Da sind die Unterschiede nicht so groß, wie man meinen könnte.
Heise: Welche Schwierigkeiten haben Sie denn vorhergesehen?
Nünning: Ich habe gedacht, dass die vielleicht ganz klare Vorstellungen haben, was sie jetzt unbedingt in diesen Lehrplan aufnehmen wollen, dass das vielleicht gar nicht mit unseren Vorstellungen übereinstimmt. Das hat sich gar nicht bewahrheitet.
Heise: Wie ist das bei Kultur- und Sozialwissenschaften eigentlich, welche Rolle spielt da beispielsweise Religion, Religionsausübung, die Tradition?
Nünning: Im Lehrplan ist es im Moment nur in einer untergeordneten Rolle vertreten. Das werden wir weiter ausbauen wollen, weil es ja auch darum geht, eben Verständigung zwischen deutschen und türkischen Studierenden zu erreichen. Und dafür ist natürlich auch ein gewisses Wissen über die jeweiligen religiösen Unterschiede einfach notwendig. Es hat aber im Moment jetzt nicht eine riesengroße Rolle in diesem Lehrplan, sondern wir wollen das wirklich so mit einbeziehen, wie es halt eben auch in dem gesellschaftlichen Zusammenleben mit einbezogen ist. Also, zum Beispiel habe ich jetzt nie irgendwelche Probleme gehabt, die damit zu tun haben könnten, dass es eben eine dominant islamische Gesellschaft ist.
Heise: Sie haben eben schon erwähnt die Erwartungen, auch das Signal, was gesetzt sein soll. Forschungsministerin Wanka setzt sehr hohe Erwartungen an diese Universität, so hat man jedenfalls den Eindruck. Ein Signal für die Entwicklung der Zivilgesellschaft soll sie sein, soll kulturelle Beziehungen zwischen beiden Ländern stärken, Brücken bauen. Kann eine Universität das alles tatsächlich einlösen?
Heise: Zwei Länder, zwei Kulturen, eine Universität. Zum heutigen Start der Türkisch-Deutschen Universität TDU in Istanbul hören Sie im Deutschlandradio Kultur Vera Nünning, die für den Bereich Kultur- und Sozialwissenschaften zuständig ist. Frau Nünning, Sie haben jetzt schon mehrfach erwähnt, dass es schon alleine bürokratisch gesehen ziemlich schwierig ist, so zwei Kulturen in einer Uni zu vereinen. Wie ist denn das im Bereich Kultur- und Sozialwissenschaften, den Sie ja mit verantworten, wie sehr zieht man da eigentlich an einem Strang?
Nünning: Das geht sehr gut. Da hatte ich, ehrlich gesagt, größere Schwierigkeiten vorausgesehen, bevor wir mit der Arbeit wirklich begonnen haben. Aber der Vorteil an der ganzen Sache ist, dass ja Wissenschaftler zusammenkommen, und Wissenschaftler haben ein Interesse an Wissenschaft und der Bildung von jungen Leuten. Da sind die Unterschiede nicht so groß, wie man meinen könnte.
Heise: Welche Schwierigkeiten haben Sie denn vorhergesehen?
Nünning: Ich habe gedacht, dass die vielleicht ganz klare Vorstellungen haben, was sie jetzt unbedingt in diesen Lehrplan aufnehmen wollen, dass das vielleicht gar nicht mit unseren Vorstellungen übereinstimmt. Das hat sich gar nicht bewahrheitet.
Heise: Wie ist das bei Kultur- und Sozialwissenschaften eigentlich, welche Rolle spielt da beispielsweise Religion, Religionsausübung, die Tradition?
Nünning: Im Lehrplan ist es im Moment nur in einer untergeordneten Rolle vertreten. Das werden wir weiter ausbauen wollen, weil es ja auch darum geht, eben Verständigung zwischen deutschen und türkischen Studierenden zu erreichen. Und dafür ist natürlich auch ein gewisses Wissen über die jeweiligen religiösen Unterschiede einfach notwendig. Es hat aber im Moment jetzt nicht eine riesengroße Rolle in diesem Lehrplan, sondern wir wollen das wirklich so mit einbeziehen, wie es halt eben auch in dem gesellschaftlichen Zusammenleben mit einbezogen ist. Also, zum Beispiel habe ich jetzt nie irgendwelche Probleme gehabt, die damit zu tun haben könnten, dass es eben eine dominant islamische Gesellschaft ist.
Heise: Sie haben eben schon erwähnt die Erwartungen, auch das Signal, was gesetzt sein soll. Forschungsministerin Wanka setzt sehr hohe Erwartungen an diese Universität, so hat man jedenfalls den Eindruck. Ein Signal für die Entwicklung der Zivilgesellschaft soll sie sein, soll kulturelle Beziehungen zwischen beiden Ländern stärken, Brücken bauen. Kann eine Universität das alles tatsächlich einlösen?
"Es war nicht immer leicht, aber wir haben uns geeinigt"
Nünning: Eine Universität kann nicht alles. Aber ich denke, eine Universität kann sehr, sehr viel. Und gerade die Tatsache, dass es ja wirklich nicht leicht war, diese Universität zu entwickeln, und dass wir uns aber geeinigt haben in Aushandlungsprozessen, dass es wirklich jetzt als ein Symbol der Zusammenarbeit verstanden werden kann, das halte ich für sehr wichtig. Darauf kann man jetzt auch aufbauen in anderen politischen Zusammenhängen. Man hat sich kennengelernt, man weiß viel besser, wie die anderen miteinander umgehen. Und dann natürlich, für die Studierenden wird es eine große Erfahrung werden, das glaube ich schon.
Und wir haben gerade erwähnt, 5000 Studierende, das ist natürlich nicht viel für eine große deutsche Universität im Vergleich, aber Sie müssen sich vorstellen, diese Studierenden bleiben im Schnitt vielleicht drei Jahre. Also vier Jahre als Bachelorstudenten, zwei Jahre als Masterstudenten. Das heißt, alle drei Jahre sind da 5000 Leute, die dann in ihre Gesellschaft zurückgehen, die eben in ihrer Familie agieren, die im Beruf agieren. Da kann an schon was erreichen, denke ich.
Heise: Rita Süssmuth ist ja die Präsidentin des Konsortiums der Universitäten auf deutscher Seite, das eben die akademische Verantwortung trägt, von deutscher Seite trägt. Frau Süssmuth wird zitiert mit dem Satz, ich wünsche mir Studenten oder Studierende, die politisch aktiv sind. Sie möchte keine unpolitische Universität. Der Rektor, Professor Halil Akkanat, dagegen hat erklärt, dass man als staatliche Universität objektiv sein solle, und das gerade in diesen protest-reichen Zeiten in der Türkei. Welche Rolle kann da die TDU ausfüllen?
Nünning: Ich denke, dass das ein sehr wichtiges Signal ist, was nach außen strahlt. Und auch, dass wir durch die Art des Unterrichts, durch die Art des Zusammenlebens allein, durch die Art des Umgangs miteinander da schon ein kritisches Bewusstsein vermitteln können und entwickeln können, gemeinsam mit den anderen, dass dann ein verständnisvolles, verantwortungsvolles Handeln in der Gesellschaft ermöglicht.
Ich weiß jetzt nicht, ob ich das politisch nenne, aber sozialverantwortliches Verhalten ist sicherlich etwas, was gerade eben durch ein Studium an der kultur- und sozialwissenschaftlichen Fakultät vermittelt werden kann.
Heise: Hofft Vera Nünning, Professorin in Heidelberg, und an der TDU in Istanbul für den Bereich Kultur- und Sozialwissenschaften zuständig. Danke schön, Frau Nünning!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Und wir haben gerade erwähnt, 5000 Studierende, das ist natürlich nicht viel für eine große deutsche Universität im Vergleich, aber Sie müssen sich vorstellen, diese Studierenden bleiben im Schnitt vielleicht drei Jahre. Also vier Jahre als Bachelorstudenten, zwei Jahre als Masterstudenten. Das heißt, alle drei Jahre sind da 5000 Leute, die dann in ihre Gesellschaft zurückgehen, die eben in ihrer Familie agieren, die im Beruf agieren. Da kann an schon was erreichen, denke ich.
Heise: Rita Süssmuth ist ja die Präsidentin des Konsortiums der Universitäten auf deutscher Seite, das eben die akademische Verantwortung trägt, von deutscher Seite trägt. Frau Süssmuth wird zitiert mit dem Satz, ich wünsche mir Studenten oder Studierende, die politisch aktiv sind. Sie möchte keine unpolitische Universität. Der Rektor, Professor Halil Akkanat, dagegen hat erklärt, dass man als staatliche Universität objektiv sein solle, und das gerade in diesen protest-reichen Zeiten in der Türkei. Welche Rolle kann da die TDU ausfüllen?
Nünning: Ich denke, dass das ein sehr wichtiges Signal ist, was nach außen strahlt. Und auch, dass wir durch die Art des Unterrichts, durch die Art des Zusammenlebens allein, durch die Art des Umgangs miteinander da schon ein kritisches Bewusstsein vermitteln können und entwickeln können, gemeinsam mit den anderen, dass dann ein verständnisvolles, verantwortungsvolles Handeln in der Gesellschaft ermöglicht.
Ich weiß jetzt nicht, ob ich das politisch nenne, aber sozialverantwortliches Verhalten ist sicherlich etwas, was gerade eben durch ein Studium an der kultur- und sozialwissenschaftlichen Fakultät vermittelt werden kann.
Heise: Hofft Vera Nünning, Professorin in Heidelberg, und an der TDU in Istanbul für den Bereich Kultur- und Sozialwissenschaften zuständig. Danke schön, Frau Nünning!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.