Zum Streit um die 3. Liga

Der mächtige DFB und die Ohnmacht mancher Klubs

02:48 Minuten
Auf dem Trainingsrasen des TSV 1860 München stehen v.li. Trainer Michael Köllner / Koellner, Co- Trainer Oliver Beer, Torwartrainer Trainer Harald Huber, Fitness Trainer Mathias Luginger und Co- Trainer Günter / Guenter Brandl.
Trainingsrasen des TSV 1860 München: Die 3. Fußball-Liga startet wieder - mit Abstand und einigen Dissonanzen. © dpa/ Fotostand / Wagner
Von Heinz Schindler · 31.05.2020
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Kein Glanz, kein Ruhm. Viele Vereine wollen raus aus der 3. Liga. Sie gilt als Profiliga, ist aber eher wie eine Amateurliga finanziert. Nur wie soll der Aufstieg gelingen, wenn nicht gekickt wird? Dieser Streit ist nun entschieden worden - von oben.
95 Prozent bei einer Abstimmung – da fragen Zyniker sofort, ob es sich um eine demokratisch angestrichene Diktatur handele oder um einen Sportverband. Doch bleiben wir sachlich. 95 Prozent der Delegierten des DFB-Bundestages haben für die Fortführung der Drittliga-Saison gestimmt.
Eine klare Anordnung, wieder zu spielen, an die 20 Vereine, die sich untereinander uneinig waren: Abbruch der Saison mit Aufsteigern, aber ohne Absteiger? Oder aber weiterspielen mit allen sportlichen Risiken und wirtschaftlichen Nebenwirkungen?

Teures Hygienekonzept

Denn die Umsetzung des Hygienekonzepts kostet – finanzieller Beihilfen der Champions-League-Teilnehmer zum Trotz – Geld, das die Drittligisten nur selten haben. Ein Abbruch würde seinen Verein weniger kosten als die Fortführung der Saison, so rechnete der Manager des 1. FC Magdeburg vor.
Eine bundesweite dritte Profiliga müsse spielen, hält der DFB dagegen, dem es im wochenlangen Streit mit den Vereinen nicht gelungen war, eine geräuschlose Lösung zu finden. Und der sich von seinem Bundestag gleich noch legitimieren ließ, alle Fragen im Zuge der Coronakrise durch seinen Vorstand regeln zu können.

DFB-Bundestag und die Drittligisten

Die Delegierten des Bundestages setzen sich übrigens zusammen aus Vertretern der Landes- und Regionalverbände, die für die niedrigeren Spielklassen zuständig sind, sowie dem Vorstand des DFB. Dem gehören unter anderem zwölf Mitglieder der DFL an, dann etwa der Bundestrainer oder SPD-Politiker Oppermann als Vorstand der Ethik-Kommission. Größtenteils Leute, die mit den alltäglichen Problemen der Drittligisten kaum oder eher weniger zu tun haben.
Dass manche der 20 Vereine auch über ihre Verhältnisse leben, ist kein Geheimnis. Aber sportliche Ambitionen und wirtschaftliche Solidität gehen nur selten Hand in Hand – da bildet die 3. Liga keine Ausnahme.
Immerhin das hat der DFB-Bundestag erkannt - und gründet eine Task Force. Also einen Arbeitskreis. Immerhin schon bemerkenswerte zwölf Jahre nach Gründung der Liga, die er damals "Premiumprodukt" nannte.
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