Zum 100. Geburtstag von Schnuckenack Reinhardt

Ein Wahrzeichen der Sinti-Kultur

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Schnuckenack Reinhardt an der Geige
"Mehr Sinto kann man gar nicht sein und darbieten", sagt der Jazz-Musiker Sandro Roy über Schnuckenack Reinhardt. © IMAGO / Mary Evans
Sandro Roy im Gespräch mit Mathias Mauersberger · 17.02.2021
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Sein virtuoses Geigenspiel prägt Folklore und Swing bis heute. Dass nach dem Zweiten Weltkrieg die Kultur der Sinti hierzulande wieder bekannt wurde, liegt mit an Schnuckenack Reinhardt. Am 17. Februar 1921 wurde er geboren.
Franz "Schnuckenack" Reinhardt gehörte zusammen mit seinem Cousin – den er nie traf – Django Reinhardt zu den bekanntesten Sinti-Musikern des 20. Jahrhunderts.
Weil er heute seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, schauen wir zusammen mit dem Jazz-Musiker Sandro Roy, einem entfernten Verwandten Reinhardts, auf sein Leben, zu dem neben der Musik auch die Unterdrückung durch die NS-Diktatur gehörte.

Niemals eine Kopie, immer ein Original

Für Sandro Roy war der Geiger ein wichtiger Einfluss, auch wenn er ihn nie persönlich kennenlernte: "Schnuckenack Reinhardt hat mich indirekt schon geprägt, weil er praktisch das Wahrzeichen unserer Sinti-Kultur ist und nach außen dargeboten hat, wie damals unsere Sinti gelebt haben: Ein alter Sinto mit Hut, der Geige spielt und dabei noch singt. Mehr Sinto kann man gar nicht sein und darbieten. Als Kind hat man die Fernsehdokumentation gesehen und sich gleich heimisch gefühlt."
In den 60er-Jahren gehörte das Schnuckenack-Reinhardt-Quintett dann zu denen, die "Musik deutscher Zigeuner" wie sie damals noch genannt wurde, in der Republik wieder populär gemacht habe. Den Stil beschreibt Sandro Roy als ein echtes Original. Egal ob folkloristisch oder Swing, Reinhardts Sound sei immer einzigartig und keine Kopie gewesen.

Reinhardts Musik prägt bis heute

Der Weg von Schnuckenack Reinhardt war aber kein leichter. Er entkam nur knapp den Konzentrationslagern der Nazis und tarnte sich jahrelang als ungarischer Wandermusiker, um der Verfolgung durch die SS zu entgehen.
Dieser Schicksalsschlag habe die Musik des Geigers durchaus geprägt, meint Sandro Roy. Denn sein Spiel sei schon von einer gewissen Melancholie geprägt gewesen, gerade bei langsamen Passagen.
Prägend war aber auch das Geigenspiel von Reinhardt auf andere Musiker. So sei zum Beispiel Titi Winterstein direkt von Reinhardts Stil beeinfluss worden. Und als Sinto sei Roy indirekt auch selbst geprägt worden – da Reinhardt die Kultur nach außen getragen habe – nicht nur, aber auch mit der Folklore und dem Swing-Spiel.
(hte)
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