Zulassungsverfahren von Studiengängen

"Ein Akkreditierungsmonster"

Zur Einführungsvorlesung am traditionellen Campustag haben sich im Auditorium Maximum der Universität Rostock mehr als 500 Studenten eingefunden.
Wer entscheidet, was im Hörsaal an Vorlesungen und Studiengängen angeboten wird? - Darüber wird zurzeit in Deutschland debattiert. © dpa / picture alliance / Bernd Wüstneck
Karl-Heinz Reith im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 11.05.2016
Der Bildungsjournalist Karl-Heinz Reith kritisiert die Forderungen von Wissenschaftlern, die Universitäten allein über die Zulassung neuer Studiengänge entscheiden zu lassen: "Wir würden ja auch nicht VW die Akkreditierung von Dieselmotoren allein überlassen."
Hochschulen können neue Studiengänge nicht einfach anbieten, sie müssen diese bei privaten Agenturen akkreditieren lassen. Bisher. Denn nun hat das Bundesverfassungsgericht das Akkreditierungsverfahren für verfassungswidrig erklärt.
Grundlegende Entscheidungen zur Zulassung von Studiengängen muss der Gesetzgeber selbst treffen und darf sie nicht an andere Stellen wie zum Beispiel Agenturen auslagern, heißt es in dem Urteil.

Willkürliche Entscheidungen über Zulassung von Studiengängen

Der Bildungsjournalist Karl-Heinz Reith kritisiert die bisherige Akkreditierungspraxis. "Es ist schlimm, es ist fatal, es hat sich ein bürokratisches Monstrum entwickelt", sagt er im Interview bei Deutschlandradio Kultur.
"Es haben sich in den letzten Jahren so viele neue Studiengänge entwickelt - und da fragen die Eltern und die Studierenden natürlich zu recht, entspricht das so viel Qualität, dass ich nachher einen Job finde." Schuld daran seien bildungspolitische Fehlentscheidung in den vergangenen 15 Jahren. Es werde "teilweise willkürlich entschieden, ob ein solcher Studiengang eine Akkreditierung erhält oder nicht".
Einige Wissenschaftler fordern nun, dass die Entscheidungen über neue Studiengänge wieder von den Universitäten selbst getroffen werden können. In einem von zahlreichen Professoren unterzeichneten und in der FAZ veröffentlichten "Heidelberger Aufruf" an die Wissenschaftsminister und Landtage aller Bundesländer heißt es: "Dieses System der Qualitätssicherung wurde aus der Wissenschaft selbst heraus organisiert. Es hat sich bewährt."

Qualitätskontrolle notwendig

Hierin sieht Karl-Heinz Reith allerdings keine Lösung. Eine externe Qualitätskontrolle der Studiengänge sei notwendig: "Wir würden ja auch nicht VW die Akkreditierung von Dieselmotoren allein überlassen."
Die im Aufruf aufgestellte Behauptung "die Universitäten hätten in den letzten Jahren genügen Qualitätskontrolle entwickelt, das ist einfach absurd".
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