Zukunft des Ski-Tourismus

Die Schneekanonen müssen größer werden

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Viele Schneekanonen stehen hintereinander neben der Skipiste im Zillertal in Österreich.
Kleinere Skigebiete geraten finanziell zunehmend unter Druck, zum Beispiel durch Investitionen in Schneekanonen. © picture alliance/imagebroker/ Moritz Wolf
Robert Steiger im Gespräch mit Ute Welty  · 13.01.2020
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In den Skigebieten entscheidet vor allem die Menge an Kunstschnee, die eine Gemeinde herstellen kann, über deren Attraktivität, sagt Tourismusforscher Robert Steiger. Kleine Gemeinden haben es schwer, bei den steigenden Kosten mitzuhalten.
Naturschnee im Skigebiet erfüllt vor allem dekorative Zwecke. Für den Skitourismus sei es ideal, wenn es vor Weihnachten schneie, sagt der Tourismusforscher an der Universität Innsbruck, Robert Steiger. So werde den Kunden gezeigt, dass es eine schöne Winterlandschaft gebe und man einen schönen Winterurlaub verbringen könne. "Damit wird auch suggeriert, dass das Skifahren gut geht." Dabei sei die weiße Winterlandschaft vor allem eine Kulisse, denn für den eigentlichen Skibetrieb benötige man dank der Schneekanonen den Naturschnee kaum noch.
In der Zukunft müssten die Skigebiete noch mehr in die "Beschneiung" investieren und noch mehr Pisten mit dieser Möglichkeit ausstatten. Dafür würden mehr Schneekanonen, Speicherteiche für das Wasser und Pumpen benötigt, um in kürzerer Zeit mehr Schnee herstellen zu können. Das werde sich auch auf die Kosten auswirken, so Steiger.

Der Preisdruck steigt

Vor allem für kleinere Skigebiete werde das immer schwieriger, die bisher preiswerter seien. Der Kunde erwarte auch dort moderne Sesselbahnen mit Sitzheizung und eine perfekte Beschneiung. "Dementsprechend müssten kleinere Skigebiete eigentlich einen höheren Preis verlangen, um die Kosten decken zu können, aber der Kunde ist nicht bereit, diesen Preis zu zahlen." Dann gehe er lieber in ein größeres Skigebiet für den gleichen Preis, aber mit größerem Angebot. In einigen Fällen seien kleinere Skigebiete zu solchen Investitionen nur in die Lage, wenn die öffentliche Hand Geld dazu gebe.
Auch bei den Gästen zeige sich eine Verschiebung zu den Besserverdienenden. Es sei schon lange übertrieben, vom Skisport als Volkssport zu sprechen, sagt Steiger. "Der Skisport war nie in dem Sinne ein Volkssport wie zum Beispiel Fußball."
In tieferen Lagen in der Ostschweiz liegt derzeit kaum Schnee. Auf einer grünen Fläche wird deshalb Kunstschnee verteilt.
Wie hier in der Ostschweiz fehlt im Winter in tieferen Lagen der Schnee und die Gemeinden behelfen sich notdürftig mit etwas Kunstschnee im Grünen. © picture-alliance/Keystone/Gian Ehrenzeller
Der Tourismus-Forscher sprach sich dafür aus, in den Skigebieten schon jetzt Rücklagen dafür zu bilden, dass der Skibetrieb irgendwann nicht mehr möglich ist und Anlagen abgebaut werden müssten. "Das ist im Moment noch nicht verpflichtend", so Steiger. Im Moment trügen normalerweise die Steuerzahler die Kosten, wenn ein Skibetrieb eingestellt werde.

Ausländische Investoren nehmen zu

In Westösterreich, Süddeutschland und Norditalien habe sich der Tourismus aus den eigenen Tälern heraus und mit einheimischem Kapital entwickelt. "Wir haben hier den Vorteil, dass immer noch relativ viel Eigentum in einheimischer Hand ist ", sagt Steiger. "Das heißt, eher wenig internationale Konzerne, das Geld bleibt zum guten Teil in der Region."
Aber auch das verändere sich langsam. Immer mehr internationale Investoren kauften sich Hotels in den Skigebieten und die Gewinne gingen teilweise ins Ausland. "Das muss man kritisch betrachten, weil das Argument, warum man den Tourismus weiter dynamisch halten möchte und entwickeln, ist die einheimische Bevölkerung." Es gehe dabei um Arbeitsplätze in ländlichen, abgelegenen Gebieten. "Man muss das genau beobachten, wie das in der Zukunft weiter geht." Schon jetzt gebe es in einigen Tourismusregionen Abwanderungstendenzen.
(gem)
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