Zukunft der Schifffahrt

Riesenfrachter steuert Hamburg an

Containerschiffe kurz nach Sonnenuntergang im Hamburger Hafen am Terminal Burchardkai
Im Hamburger Hafen werden die Abläufe minutiös geplant - für Romantik ist kein Platz mehr © dpa / Daniel Reinhardt
Ursula Richenberger im Gespräch mit Patrick Wellinski · 12.01.2015
Das größte Containerschiff der Welt, die "CSCL Globe", besucht Hamburg auf seiner Jungfernreise. Wie die Mega-Schiffe die Arbeit in den Häfen verändern, erklärt Ursula Richenberger, die das Hamburger Hafenmuseums leitet.
Die "CSCL Globe" der chinesischen Reederei China Shipping ist knapp 400 Meter lang und 58,60 Meter breit. Sie kann sagenhafte 19.100 Container transportieren. Der Frachter ist fast 60 Meter länger als der größte jemals gebaute Flugzeugträger und 130 Meter länger als die "Titanic".
Übertroffen wird die "CSCL Globe" nur von wenigen Supertankern, die in der Vergangenheit auf den Weltmeeren kreuzten. So wurde 1980 der Tanker "Porthos" um 81 Meter gestreckt und erreichte damit eine Länge von rund 458 Metern. Das ist bis heute Rekord. Das Schiff war aber so groß, dass es viele wichtige Häfen und Wasserstraßen nicht nutzen konnte.
20 Prozent der Frachter brauchen die Flut, um in den Hafen einzufahren
Das ist auch heute noch das Problem der riesigen Containerschiffe. Obwohl der Hafen Hamburg zu den zehn größten der Welt zählt, gehört die "CSCL Globe" zu den Schiffen, die nur noch mit der Flut die Kaimauern der Hansestadt erreichen können.
Mit bis zu 12,50 Meter Tiefgang könne man jederzeit in den Hafen einfahren, berichtet die Leiterin des Hamburger Hafenmuseums, Ursula Richenberger. Rund zwanzig Prozent der Schiffe hätten aber inzwischen mehr Tiefgang und brauchten deswegen die Flut. Dadurch ergebe sich dann ein sehr enges Zeitfenster von nur einer Stunde für die Einfahrt.
Die Arbeit in den Häfen ist inzwischen stark standardisiert
Auch wenn Computer und Container die Arbeit im Hafen stark standardisiert haben, wird der Mensch, so Richenberger, immer noch gebraucht. Er ist an den Kais als "Fachkraft für Hafenlogistik" unterwegs. Die romantische Zeit, wo jeder Hafenarbeiter tätowiert war und noch ein Spezialgebiet hatte, zum Beispiel das Getreide, sei vorbei, sagt Richenberg.
Jetzt gibt es hochqualifizierte Hafenlogistiker, die von einer schwebenden Brücke aus, über einer gläsernen Decke sitzend, die Containerschiffe entladen. "Moves" werden die Entladungen genannt. Es geht um Schnelligkeit und Zuverlässigkeit - die Verantwortung ist groß, die Bezahlung ausgezeichnet, aber die Arbeit auch extrem monoton: Hochqualifizierte Akkord-Arbeit.
Wer die Atmosphäre der guten alten Zeit sucht, kann sie nur noch im Hafenmuseum finden.
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