Zuckermann: Sechs-Tage-Krieg ist Ursprung des heutigen Nahost-Konflikts

04.06.2007
Der israelische Historiker Moshe Zuckermann sieht in dem von Israel vor 40 Jahren begonnenen Sechs-Tage-Krieg den Ursprung des heutigen Nahost-Konflikts.
Der Krieg habe "sehr viel Gewalt" und "sehr viel machterfüllte Arroganz gegenüber den Arabern" in die israelische Gesellschaft hinein getragen, sagte Zuckermann im Deutschlandradio Kultur. Zum einen sei ein "institutionalisiertes, organisiertes Repressivsystem" entstanden, das nunmehr seit 40 Jahren bestehe. Zum anderen habe der bald beginnende Siedlungsbau die Gesellschaft religiös-theologisch aufgeladen und Mythen geschaffen, "die heute die Rückgabe der Gebiete sehr, sehr erschweren".

Für die Palästinenser hingegen sei der Sechs-Tage-Krieg ein "Riesentrauma" gewesen. Als Folge habe sich auch auf palästinensischer Seite "das nationale Bewusstsein und der Kampfwille durch diese neue Situation nach 1967 geschärft".

Ferner äußerte der Historiker Zweifel an dem damals angeführten Kriegsgrund. Er glaube, "dass die eigentliche Bedrohung Israels so objektiv nicht bestanden hat", sagte Zuckermann. Das Militär habe genau gewusst, dass der Krieg sehr schnell und resolut zugunsten Israels habe zu Ende geführt werden können. Insofern könne es "sehr wohl sein", dass die Aussage des israelischen Generals Matti Peled, der Hintergrund für den Sechs-Tage-Krieg sei nur ein "Bluff" gewesen, zutreffend sei.

Gleichwohl habe es in der israelischen Bevölkerung ein starkes Gefühl der Bedrohtheit gegeben. Zuckermann: "Man verstieg sich sogar zu solchen Worten und Begriffen wie 'die zweite Shoa' der Juden." Es müsse daher genau unterschieden werden zwischen den objektiven Tatsachen und der Mentalität der Israelis in der damaligen Zeit.
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