Zu Risiken und Nebenwirkungen

Von Susanne Burg |
Kamille, Minze und Sonnenhut – die Deutschen lieben Pflanzenheilmittel. Sie greifen zu Knoblauch, wenn das Cholesterin zu hoch ist, zu Weißdorn bei Herzproblemen, zu Rosskastanien, wenn Krampfadern anschwellen.
Mehr als 80 Prozent der Deutschen nehmen bei Krankheiten erst mal natürliche Heilmittel als chemische Präparate. Dabei sind einige Heilkräuter nicht so harmlos, wie das Label "natürlich" es vermuten lässt.

Zu diesem Schluss kam schon vor Jahren der Wissenschaftler Edzard Ernst. Er erforscht die Wirkung von Heilkräutern, und eben auch die Nebenwirkungen. Da bei einigen Kräuterextrakten Hunderte Molekülsorten herumschweben, ist oft gar nicht klar, was sie bewirken. Einige chinesische Kräuterpräparate sollen gar Herzschäden, Hepatitis und Leberversagen verursacht haben. Und: Naturheilmittel können auch die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen. Bekannt ist das bereits beim Johanniskraut. Es enthält Stoffe, die die Funktionsweise der Leber beeinflussen und dazu führen, dass der Körper Medikamente schneller abbaut. Das kann katastrophale Folgen haben.

Die EU-Richtlinie zur "Verwendung traditioneller und pflanzlicher medizinischer Produkte", kurz: THMPD, aus dem Jahr 2004, nimmt sich dieser sogenannten Phytopharmaka an. Mehrmals wurde die Richtlinie umgearbeitet und nach einer Übergangszeit soll sie nun ab dem 1. April 2011 in Kraft treten.

Die Argumentation: In verschiedenen EU-Ländern herrschen unterschiedliche Bestimmungen, und um "Wettbewerbsverzerrungen" zu verhindern, sollen einheitliche Regelungen geschaffen werden. Heilkräuter sind damit medizinische Produkte und die, die nicht länger als 30 Jahre auf dem Markt sind, müssen damit die gleichen Zulassungsverfahren wie chemische Produkte durchlaufen.