Zu Hause oder im Hort?

Von Christian Rabhans |
Familienministerin Ursula von der Leyen will mehr Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren schaffen und hat damit einen Streit innerhalb der Union um das Familienbild ausgelöst. Vor allem aus der CSU heißt es, die Ministerin werte die häusliche Kinderversorgung ab und diktiere ein neues Leitbild.
Ursula von der Leyen dürfte sich in diesen Tagen an das vergangene Jahr erinnert fühlen. Damals war die Aufregung unter konservativen Unionspolitikern groß, als die Bundesfamilienministerin berufstätige Väter zum zeitweiligen Rollentausch mit den Müttern bewegen wollte. Als "Wickelvolontariat" wurden die geplanten Vätermonate verspottet, und als "Zwang zur Windel". Das neue Elterngeld kam trotzdem.

Jetzt, rund zehn Monate später, herrscht wieder Aufregung – und auch diesmal sind Pläne der Familienministerin der Auslöser. Von der Leyen will die Anzahl der Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren verdreifachen – bis ins Jahr 2013 sollen es 750.000 werden. Die Kosten beziffert sie auf drei Milliarden Euro jährlich.

Insbesondere CSU-Politiker attackieren den Vorschlag, der für zumindest 35 Prozent der Kleinkinder einen Kita-Platz vorsieht. Derzeit sind es rund zwölf Prozent, die meisten davon im Osten.

Die außerfamiliäre Betreuung würde damit zum alleinigen Leitbild, warnt etwa der CSU-Landesgruppen-Chef Peter Ramsauer.

Und während der Koalitionspartner SPD, die Opposition und das Institut der Deutschen Wirtschaft die Kita-Pläne ebenso unterstützen wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, fürchten viele CSU-Politiker: Hausfrauen würden zu Rabenmüttern abgestempelt, außerdem wolle von der Leyen alle Familien auf ein einseitiges Leitbild verpflichten: das der berufstätigen Mutter. Mit ihren Plänen schieße sie weit über das Ziel hinaus, klagt der CSU-Generalsekretär Markus Söder. Und empfiehlt der Familienministerin, sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren.

Unter den Ministerpräsidenten der Schwesterpartei CDU dagegen wächst seit dem Wochenende die Zustimmung für die Kita-Pläne langsam an.