Zu Hause bei Röntgen und Sibelius
"Musik from Composers’ Homes" – so heißt eine Konzertreihe der EBU, der Vereinigung europäischer Rundfunkanstalten, in der Geburts-, Wirkungs-, oder auch Sterbestätten berühmter Komponisten akustisch vorgestellt werden. Mit Konzertausschnitten sind wir im Walter Maashuis Bilthoven, wo Julius Röntgen seinen Ruhestand genoss, und in Järvenpää, wo Jean Sibelius ein halbes Leben verbrachte.
Julius Röntgen entstammte einer deutsch-niederländischen Musikerfamilie:
Vater Konzertmeister des Leipziger Gewandhausorchesters, Mutter Pianistin.
Als hochbegabtes Kind besuchte er keine Schule. Die Eltern und ihr Kollegen- und Freundeskreis übernahmen den Musikunterricht. So erhielt Julius Klavierstunden bei Carl Reinecke, dem Direktor des Gewandhausorchesters. Für die anderen Fächer waren Privatlehrer zuständig. Es folgte ein Klavierstudium in München bei Franz Lachner, einem Freund Franz Schuberts. Erste Kompositionen entstanden, beeinflusst von Schumann, Liszt und Brahms. Mit 18 Jahren begann er eine Pianisten-Karriere. Elterliche Kontakte nach Amsterdam verschafften ihm 1877 eine Stelle als Klavierlehrer an der dortigen Musikschule. Gemeinsam mit den Komponisten Frans Coenen und Daniel de Lange gründete er das Amsterdamer Konservatorium. Röntgen engagierte sich sehr für den Bau des Concertgebouw. Die Orchesterleitung traute man ihm jedoch nicht zu. Enttäuscht konzentrierte er sich auf seine Arbeit im Konservatorium, spielte viel Kammermusik, wofür er auch eigene Werke schrieb. Eine lebenslange Freundschaft mit Edvard Grieg bahnte sich an, der Röntgens Kompositionsstil maßgeblich beeinflusst hat. Familiäre Gründe führten ihn oft in die USA. Röntgen begeisterte sich
für die Jazz-Musik und für den jungen George Gershwin, was in seinen späten Werken hörbar ist.
1924 zog Julius Röntgen nach Bilthoven nahe Utrecht in ein Haus, gebaut nach Plänen seines Sohnes. Hier wurde mit Freunden und Kollegen musiziert und diskutiert. Heute ist das Gebäude bekannt unter dem Namen Walter Maas Haus oder auch Villa Gaudeamus, benannt nach der Stiftung zur Förderung der
Neuen Musik, die dort ansässig ist.
Der bekannteste finnische Komponist Jean Sibelius gehörte der schwedisch sprechenden Minderheit an. Nicht zuletzt durch seine Frau wurde er zum Kämpfer gegen die Russifizierung und für eine eigenständige finnische Nationalkultur.
Im Jahr der Eheschließung komponierte er bereits die fünfsätzige Chorsinfonie "Kullervo" nach dem finnischen Nationalepos "Kalevala". Vier weitere davon inspirierte Tondichtungen folgten. Sibelius wollte zunächst Geiger werden, hatte sich sogar bei den Wiener Philharmonikern beworben, doch dann schrieb er sich in Helsinki für ein Jurastudium ein. Nach einem Jahr kehrte er zur Musik zurück, setzte seine Ausbildung in Berlin und Wien fort. Schon als Mittdreißiger erhielt Sibelius eine staatliche Ehrenpension auf Lebenszeit, die es ihm erlaubte,
sich ausschließlich dem Komponieren zu widmen. 1904 ließ er sich nördlich von Helsinki in Järvenpää nieder und baute das nach seiner Frau benannte Haus "Ainola". Warum Jean Sibelius dann schon mit Sechzig - rund dreißig Jahre
vor seinem Tod - kein einziges Werk mehr veröffentlicht hat, wird für immer
ein Rätsel bleiben.
Euroradio-Konzertsaison 2006-2007
Concerts from Composers’ Homes
Walter Maashuis Bilthoven
Aufzeichnung vom 14.5.2007
Julius Röntgen
Klaviertrio No. 4 c-Moll op. 50
Storioni Trio:
Bart van de Roer, Klavier
Wouter Vossen, Violine
Marc Vossen, Violoncello
Julius Röntgen
Text: Friedrich von Bodenstedt
Lieder des Myrza Schaffy op. 15
Nienke Oostenrijk, Sopran
Bart van de Roer, Klavier
Julius Röntgen
Streichquartett fis-Moll
Párkányi Quartet:
István Párkányi, Violine
Heinz Oberdorfer, Violine
Ferdinand Erblich, Viola
Michael Müller, Violoncello
ca. 21:05 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Sibeliushaus Järvenpää
Aufzeichnung vom 4.6.2007
Jean Sibelius
Andante festivo und
Allegro appassionato für Streichquartett
Robert Schumann
Streichquartett a-Moll op. 41 Nr. 1
Philippe Boesmans
Streichquartett Nr. 2 ("Summer dreams")
Jean Sibelius
Fuge für Streichquartett
Tempera Quartet:
Laura Vikman, Violine
Silva Koskela, Violine
Tiila Kangas, Viola
Ulla Lampela, Violoncello
Vater Konzertmeister des Leipziger Gewandhausorchesters, Mutter Pianistin.
Als hochbegabtes Kind besuchte er keine Schule. Die Eltern und ihr Kollegen- und Freundeskreis übernahmen den Musikunterricht. So erhielt Julius Klavierstunden bei Carl Reinecke, dem Direktor des Gewandhausorchesters. Für die anderen Fächer waren Privatlehrer zuständig. Es folgte ein Klavierstudium in München bei Franz Lachner, einem Freund Franz Schuberts. Erste Kompositionen entstanden, beeinflusst von Schumann, Liszt und Brahms. Mit 18 Jahren begann er eine Pianisten-Karriere. Elterliche Kontakte nach Amsterdam verschafften ihm 1877 eine Stelle als Klavierlehrer an der dortigen Musikschule. Gemeinsam mit den Komponisten Frans Coenen und Daniel de Lange gründete er das Amsterdamer Konservatorium. Röntgen engagierte sich sehr für den Bau des Concertgebouw. Die Orchesterleitung traute man ihm jedoch nicht zu. Enttäuscht konzentrierte er sich auf seine Arbeit im Konservatorium, spielte viel Kammermusik, wofür er auch eigene Werke schrieb. Eine lebenslange Freundschaft mit Edvard Grieg bahnte sich an, der Röntgens Kompositionsstil maßgeblich beeinflusst hat. Familiäre Gründe führten ihn oft in die USA. Röntgen begeisterte sich
für die Jazz-Musik und für den jungen George Gershwin, was in seinen späten Werken hörbar ist.
1924 zog Julius Röntgen nach Bilthoven nahe Utrecht in ein Haus, gebaut nach Plänen seines Sohnes. Hier wurde mit Freunden und Kollegen musiziert und diskutiert. Heute ist das Gebäude bekannt unter dem Namen Walter Maas Haus oder auch Villa Gaudeamus, benannt nach der Stiftung zur Förderung der
Neuen Musik, die dort ansässig ist.
Der bekannteste finnische Komponist Jean Sibelius gehörte der schwedisch sprechenden Minderheit an. Nicht zuletzt durch seine Frau wurde er zum Kämpfer gegen die Russifizierung und für eine eigenständige finnische Nationalkultur.
Im Jahr der Eheschließung komponierte er bereits die fünfsätzige Chorsinfonie "Kullervo" nach dem finnischen Nationalepos "Kalevala". Vier weitere davon inspirierte Tondichtungen folgten. Sibelius wollte zunächst Geiger werden, hatte sich sogar bei den Wiener Philharmonikern beworben, doch dann schrieb er sich in Helsinki für ein Jurastudium ein. Nach einem Jahr kehrte er zur Musik zurück, setzte seine Ausbildung in Berlin und Wien fort. Schon als Mittdreißiger erhielt Sibelius eine staatliche Ehrenpension auf Lebenszeit, die es ihm erlaubte,
sich ausschließlich dem Komponieren zu widmen. 1904 ließ er sich nördlich von Helsinki in Järvenpää nieder und baute das nach seiner Frau benannte Haus "Ainola". Warum Jean Sibelius dann schon mit Sechzig - rund dreißig Jahre
vor seinem Tod - kein einziges Werk mehr veröffentlicht hat, wird für immer
ein Rätsel bleiben.
Euroradio-Konzertsaison 2006-2007
Concerts from Composers’ Homes
Walter Maashuis Bilthoven
Aufzeichnung vom 14.5.2007
Julius Röntgen
Klaviertrio No. 4 c-Moll op. 50
Storioni Trio:
Bart van de Roer, Klavier
Wouter Vossen, Violine
Marc Vossen, Violoncello
Julius Röntgen
Text: Friedrich von Bodenstedt
Lieder des Myrza Schaffy op. 15
Nienke Oostenrijk, Sopran
Bart van de Roer, Klavier
Julius Röntgen
Streichquartett fis-Moll
Párkányi Quartet:
István Párkányi, Violine
Heinz Oberdorfer, Violine
Ferdinand Erblich, Viola
Michael Müller, Violoncello
ca. 21:05 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Sibeliushaus Järvenpää
Aufzeichnung vom 4.6.2007
Jean Sibelius
Andante festivo und
Allegro appassionato für Streichquartett
Robert Schumann
Streichquartett a-Moll op. 41 Nr. 1
Philippe Boesmans
Streichquartett Nr. 2 ("Summer dreams")
Jean Sibelius
Fuge für Streichquartett
Tempera Quartet:
Laura Vikman, Violine
Silva Koskela, Violine
Tiila Kangas, Viola
Ulla Lampela, Violoncello