Zsuzsa Bánk: "Sterben im Sommer"

Die universelle Wucht des Schmerzes

14:58 Minuten
Zsusza Bánk sitzt am Tisch, einen Arm aufgestützt und schaut fröhlich in die Kamera
Zsuzsa Bánk, geboren 1965, lebt in Frankfurt am Main. Sie wurde u.a. mit dem aspekte-Literaturpreis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet. © laif / Gaby Gerster
Moderation: Dorothea Westphal · 14.10.2020
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2018 fuhr die Schriftstellerin Zsuzsa Bánk mit ihrem Vater an den Balaton, um ihm noch einen "Ungarn-Sommer" zu ermöglichen. Sein Tod und das erste Jahr ihres Abschieds ist Thema von "Sterben im Sommer", einer Mischung aus Trauertagebuch und Journal.
"Ich dachte immer, die Menschen sterben zwischen November und Januar", heißt es an einer Stelle in dem Buch "Sterben im Sommer" von Zsuzsa Bánk.
Aber der Vater, um den es hier geht, ist 2018 in dem heißen "Jahrhundertsommer" gestorben. Um seine Krankheit, das Sterben, den Tod, um die Gänge, die zu erledigen sind, aber auch natürlich um die Trauer geht es in diesem Buch.
Die Frankfurter Schriftstellerin sagt, es sei nach mehreren Romanen und Erzählungen "zum ersten Mal kein erfundener, sondern ein tatsächlich erlebter Stoff" gewesen. Deswegen könnte man sagen, dies sei "eine Art Trauertagebuch, Memoir, Journal, eine Mischung aus verschiedenen Formen".

Die erste Hürde, die man nehmen muss

Der Text sei in dem ersten Jahr nach der Reise nach Ungarn entstanden, die Zsuzsa Bánk mit ihrem bereits sehr kranken Vater machte. Dieses erste Jahr der Trauer sei der Zeitrahmen gewesen, den sie sich selbst für das Buch setzte:
"Das erste Jahr ist wahrscheinlich das, in dem wir diesen Verlust mit seiner ganzen Wucht am stärksten erleben. Ein Jahr später ist man wieder an einer anderen Stelle, und fünf Jahre später sicher auch. Schon zwei Monate nach einem solchen Verlust! Ich wollte sehen, was passiert in diesem einen Jahr. Was macht das Sterben mit uns, mit der Familie, mit den Hinterbleibenden, mit dem Sterbenden, mit mir insbesondere? Dieses eine Jahr ist eine natürliche Folge in diesem Abschied, eine erste Hürde, die man nehmen muss."
Die Essenz des Schmerzes sei universell, die Heftigkeit, die Wucht des Ereignisses – auch wenn jeder seine persönliche Geschichte und Zeit des Abschieds habe.
(cre)

Zsuzsa Bánk: "Sterben im Sommer"
S. Fischer, Frankfurt a.M. 2020
240 Seiten, 22 Euro

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