Zivilschutz in Deutschland

Bunker bauen ist nicht die Lösung

08:34 Minuten
Armin Schuster im Porträt
Armin Schuster (CDU) ist Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn. © imago images / Political-Moments
Armin Schuster im Gespräch mit Dieter Kassel · 25.03.2022
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Angesichts neuer Bedrohungsszenarien wird der Ruf nach einem besseren Schutz der Bevölkerung lauter. Deutschlands oberster Zivilschützer Armin Schuster fordert bis zu zehn Milliarden Euro für Modernisierungen. Bunker stehen aber nicht oben auf seiner Liste.
Von Warnsystemen bis zu Sanitätsmaterial und Notunterkünften: Beim Zivilschutz in Deutschland gibt es Defizite. Diese sind im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wieder stärker ins Bewusstsein gerückt. So fordert DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt eine bessere Vorbereitung auf "Krisen unterschiedlichster Art". Handlungsbedarf sieht auch Armin Schuster, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).

Alle sollen die Sirenensignale kennen

Vor allem Investitionen in die Gefahrenabwehr erachtet Schuster als notwendig, die zum Beispiel beim Einsatz von chemischen, biologischen oder nuklearen Waffen greifen soll.
Zugleich gehe es darum, die Bevölkerung für den Selbstschutz zu sensibilisieren, sagt der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete: "Ich möchte, dass jeder Mensch in Deutschland weiß: Was bedeuten die Sirenensignale? Das müssen wir mit den Bürgern zusammen wieder erarbeiten."
"Wir müssen die gesamte Zivilschutzfähigkeit in Deutschland, die gesamte Fähigkeit, zivil verteidigen zu können, wieder in den Blick nehmen", betont Schuster. Die Zivilverteidigung sei modernisierungs- und verbesserungsbedürftig. Dabei agiere seine Behörde in enger Partnerschaft mit der Bundeswehr: "Die jetzt erkannten neuen Bedrohungsszenarien, die daraus abgeleiteten Konsequenzen für die Bundeswehr, die treffen auf der anderen Seite der Medaille genauso zu. Wir sind der zivile Partner."
Daraus leitet Schuster auch die Forderung nach einer besseren finanziellen Ausstattung ab. Mit Blick auf die hundert Milliarden Euro, die die Bundesregierung der Bundeswehr zur Verfügung stellen will, sagt er: "Ich weiß, dass die jeden Cent brauchen. Und ich weiß, dass ich jeden Cent gebrauchen könnte." Für notwendige Investitionen in den Zivilschutz veranschlagt er fünf bis zehn Milliarden Euro.

Noch nie gab es für alle Bürger Bunker

Der Vorstellung, nun würden überall Bunker gebaut, tritt Schuster allerdings entgegen: "Wir sind ein sehr großes Volk mit über achtzig Millionen Menschen. Wir hatten noch nie - auch nicht in der alten Bundesrepublik - für jeden Bürger Bunker."
Sinnvoll seien eher Investitionen in Gebäude, die es schon gebe, und Fördermaßnahmen für Schutzräume in Privathäusern: "Ich würde die Bunker nicht als Allheilmittel sehen, weil die Vorwarnzeiten bei heutigen Waffen sehr kurz sind", gibt Schuster zu bedenken: "Man muss die Frage stellen: Können die eigentlich wirken, wenn ich weiß Gott wohin laufen muss?"
(bth)
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