Zettelkästen in der Literatur
Das Deutsche Literaturarchiv Marbach versucht in einer Ausstellung, die Geheimnisse der Zettelkästen in der Literatur zu ergründen. Problematisch sei es, sagt Museumsabteilung-Leiterin Heike Gfrereis, in der Überfülle "das Kleine, was Sie gerade brauchen" zu finden.
Sigrid Brinkmann: In Marbach wird auch der Nachlass des Dichters Jean Paul aufbewahrt. Sein Geburtstag jährt sich in diesem Monat zum 250. Mal und da Jean Paul als der Vater der Zettelkastentechnik gilt, haben die Marbacher eine Ausstellung arrangiert, die zeigt, wie unterschiedliche Autoren mit all dem losen Material umgegangen sind, das sie in ihre Texte eingearbeitet haben. In Marbach begrüße ich Heike Gfrereis, die Leiterin der Museumsabteilung im Deutschen Literaturarchiv. Guten Abend!
Heike Gfrereis: Guten Abend!
Brinkmann: Jean Paul betrachtete seine Zettelwirtschaft ja als das Herzstück seiner literarischen Produktion. Wie viele Kästen füllt denn sein Material?
Gfrerei: Bei Jean Paul ist es ganz lustig, weil er hat gar keine Kästen, sondern Hefte gefüllt mit Material, insgesamt 112. Wenn man so will, hat er seine Zettel nacheinander geschrieben und eben in ein fortlaufendes Medium, es sind über 12.000 Seiten an Exzerpten – und besonders lustig ist, dass man bei Jean Paul auch sieht, dass jeder Zettelkasten sofort seinen Meta-Zettelkasten, seine Reflexion, sein Register provoziert. Jean Paul hat versucht, das Wissen in diesen Kästen durch Ex-Register zu erschließen und in diesen Registern gibt es wiederum über 2000 Seiten an Registerbegriffen, also Schlagworten, die er für sich wichtig hielt, wie Genie, aber auch Gefühl oder Gewitter – und die variiert er sein Leben lang. Weil natürlich das immer das Problem ist – Sie haben eine Überfülle und wie fokussieren sie in dieser Überfülle das Kleine, was Sie gerade brauchen?
(...)
Das vollständige Gespräch mit Heike Gfrereis können Sie mindestens bis zum 04.08.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Heike Gfrereis: Guten Abend!
Brinkmann: Jean Paul betrachtete seine Zettelwirtschaft ja als das Herzstück seiner literarischen Produktion. Wie viele Kästen füllt denn sein Material?
Gfrerei: Bei Jean Paul ist es ganz lustig, weil er hat gar keine Kästen, sondern Hefte gefüllt mit Material, insgesamt 112. Wenn man so will, hat er seine Zettel nacheinander geschrieben und eben in ein fortlaufendes Medium, es sind über 12.000 Seiten an Exzerpten – und besonders lustig ist, dass man bei Jean Paul auch sieht, dass jeder Zettelkasten sofort seinen Meta-Zettelkasten, seine Reflexion, sein Register provoziert. Jean Paul hat versucht, das Wissen in diesen Kästen durch Ex-Register zu erschließen und in diesen Registern gibt es wiederum über 2000 Seiten an Registerbegriffen, also Schlagworten, die er für sich wichtig hielt, wie Genie, aber auch Gefühl oder Gewitter – und die variiert er sein Leben lang. Weil natürlich das immer das Problem ist – Sie haben eine Überfülle und wie fokussieren sie in dieser Überfülle das Kleine, was Sie gerade brauchen?
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Das vollständige Gespräch mit Heike Gfrereis können Sie mindestens bis zum 04.08.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.