Zeitschrift "Still"

Raus aus der literarischen Nische

Eine junge Frau steht unschlüssig vor Bücherregalen in einer Buchhandlung
Im Buchhandel werden Theaterstücke als Lektüre selten nachgefragt © dpa picture alliance/ Wolfgang Moucha
Svenja Viola Bungarten und Marc Holzenbecher im Gespräch mit Jannis El-Bira  · 09.12.2017
Theatertexte führen abseits der Bühne ein Nischendasein. Die Macher der Zeitschrift "Still", Svenja Viola Bungarten und Marc Holzenbecker, wollen Dramen für ein interessiertes Lesepublikum aufbereiten und suchen sich ihre Autoren, in dem sie dazu einladen, Texte zuzusenden.
Die Zeitschrift für neue Literatur und künstlerische Fotografie aus Berlin und New York "Still" widmet sich auch dem Abdruck von ganzen Theaterstücken, um dieser literarischen Gattung eine neue Öffenlichkeit zu erschließen. Dabei versucht die Redaktion, in der Textaquise neue Wege zu gehen. "Ich glaube daran, dass man aus seiner eigenen Filterblase herauskommen muss", sagte die Redakteurin der Zeitschrift "Still", Svenja Viola Bungarten, im Deutschlandfunk Kultur. Wenn man alleine durch Anfragen von Autoren versuche, Texte zu aquirieren, dann lasse man sich nicht überraschen. "Es geht vor allem um den offenen Zugang dieser Publikation, auch ganz im Gegensatz zu anderen Publikationen, die auch Theatertexte druckten." Viele Texte fielen woanders durchs Raster.

"open call" an Theaterautoren

Die Erfahrung zeige, dass der "open call" das beste Mittel sei, um nicht betriebsblind zu werden, sagte Redakteur Marc Holzenbecher. Die Redaktion lese alle Texte und habe die Autoren und Autorinnen danach auf dem Schirm. "Uns geht es vor allem darum, Texte sichtbar zu machen, die ihre Eigenständigkeit behaupten und zunächst einmal Theaterliteratur sein wollen." Theaterliteratur sei oft zu wenig greifbar. Sie werde zu wenig gedruckt und es gehe darum, Theatertexte im literarischen Diskurs zu verankern.

Fokus auf die Bühne

"In der Prosa und in der Lyrik gibt es eben Plattformen wie Lesungen und eine breite Literaturmagazin-Landschaft, in der veröffentlicht werden kann", sagte Bungarten. Der Fokus von Dramatikern sei vor allem auf das Theater ausgerichtet. "Ich finde das ein Stück weit schade, warum diese Erfahrung nur Regisseuren vorenthalten, die eventuell auf Websites von Verlagen gehen, PDFs anfragen und gezielt Theatertexte lesen." Warum sollte das nicht auch für ein literaturaffines, aber theaterferneres Publikum geöffnet werden, sagte Bungarten. Ihre Zeitschrift will diese Nische mit ihrem Angebot bedienen.
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