„zeitlos unzeitgemäß“

Als „zeitlos unzeitgemäß“ rühmte der Musikpublizist Alfred Einstein die Musik von Walter Braunfels. Dessen 1922 mit größtem Erfolg in Köln unter Hermann Abendroth uraufgeführtes „Te Deum“ wurde von Wilhelm Furtwängler als „das Schönste und Offenste“, was der damals knapp Vierzigjährige geschrieben hatte, bezeichnet. Braunfels hatte das Werk nach dem erschütternden Erlebnis des Ersten Weltkrieges komponiert, in dem er als Soldat verwundet worden war.
Aus jüdischem Hause stammend, konvertierte er nach dem Krieg zum Katholizismus – sein „Te Deum“ ist ein Bekenntniswerk. Als Braunfels 1954 starb, geriet sein Werk in Vergessenheit und wurde erst in den 1990er Jahren „wiederentdeckt“.
Deutschlandradio Kultur beteiligt sich seit 1994 an dieser Braunfels-Renaissance und sendet im Juni wieder zwei seiner Werke: das „Te Deum“ und „Präludium und Fuge für großes Orchester“.
In den aktuellen DSO-Nachrichten schreibt der Enkel von Walter Braunfels,
Stephan Braunfels, über das Werk, das am 8. Juni vom Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter der Leitung von Manfred Honeck aufgeführt wird, u.a. Folgendes: „Einer Flammenschrift gleich glühte das musikalische Glaubensbekenntnis meines Großvaters Walter Braunfels zwischen den Weltkriegen auf: sein ’Te Deum’ ist einerseits Lobgesang voller Hoffnung auf Erlösung, andererseits furchtsam-prophetischer Ausblick auf das Weltgericht des Jüngsten Tages, mit unerbittlichen Trommelwirbeln und schrill-dissonanten Marschfanfaren …Es wurde das klassizistischste Werk von Walter Braunfels, monumental in Form und Anspruch knüpft es an Berlioz und Bruckner an … Ähnlich wie ’Die Vögel’ machte das ’Te Deum’ seinen Siegeszug durch die Zwanziger Jahre: es wurde bis 1933 etwa fünfzig Mal aufgeführt. … Waren es damals große Dirigenten wie Nikisch, Walter, Furtwängler, Klemperer, Busch und Knappertsbusch, die seine Werke bis 1933 immer wieder aufführten, so ist es jetzt eine neue Generation von Dirigenten wie Honeck, Zagrosek, Schirmer oder Conlon, die sich nach jahrzehntelangem Vergessen für das Werk meines Großvaters einsetzen.“ www.dso-berlin.de


Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 8.6.2008

Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie D-Dur KV 504 ("Prager")

Walter Braunfels
„Te Deum“

Michaela Kaune, Sopran
Kurt Streit, Tenor
Rundfunkchor Berlin
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Manfred Honeck

nach Konzertende ca. 21:45 Uhr Nachrichten