"Zeit"-Autor Ulrich Schnabel über Zuversicht

Räumlich getrennt und dennoch zusammengerückt

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Mutter und erwachsene Tochter blicken im Abendlicht auf einen Fluss. Sie halten einander im Arm.
Wir kriegen das schon hin! Zuversicht und die Aussicht auf bessere Zeiten helfen, den Coronafrust zu überwinden. © imago images / Westend61
Ulrich Schnabel im Gespräch mit Axel Rahmlow |
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In den Wochen der Coronaisolation, der Angst um geliebte Menschen oder um den eigenen Job, ist Zuversicht von großem Wert. "Zeit"-Autor Ulrich Schnabel findet, wir haben allen Grund dazu: Solidarität und Zusammenhalt seien derzeit enorm.
Viele sind frustriert und sehen die Coronapandemie wie einen schier endlosen dunklen Tunnel vor sich liegen. Aber Pessimismus hilft uns nicht weiter - das findet auch Ulrich Schnabel, "Zeit"-Redakteur und Autor von "Zuversicht: Wie wir in Krisenzeiten die innere Freiheit bewahren".
Er erzählt zum Thema gerne die Parabel von den drei Fröschen, die in den Sahnetopf gefallen sind: Der Pessimist gibt sofort auf und ertrinkt in der Sahne. Der Optimist geht davon aus, dass alles gut ausgeht, unternimmt deshalb nichts – und geht ebenfalls unter. "Der zuversichtliche Frosch sagt: Au, Mist, schwierige Lage. Ich weiß nicht, wie ich hier rauskommen soll! Ich kann nur eines tun: Ich kann strampeln. Und er strampelt und strampelt. Irgendwann wird die Sahne zu Butter, und er kann aus dem Topf hüpfen."

Unterschied zwischen Optimismus und Zuversicht

Dieses Beispiel zeigt aus Schnabels Sicht am besten den Unterschied zwischen Optimismus und Zuversicht. Optimismus sei nahe an Sorglosigkeit und Naivität, Zuversicht hingegen nüchterner, mit mehr Bewusstsein für die Hürden, die zu überwinden seien.
Was gibt dem Autor selbst Zuversicht in der aktuellen Situation? "Zum einen die enorme Solidarität die spürbar wird: Wir gehen alle in die Isolation, um die Menschen zu schützen, die wirklich bedroht sind und um die Krankenhäuser zu entlasten. Das ist ein wahnsinniger Akt der Solidarität. Und zum anderen erleben wir auch viele tolle Aktionen." Etwa die des Sängers Andrea Bocelli, der Ostersonntag ohne Gage im Mailänder Dom singen will, damit dieses Konzert live gestreamt und in aller Welt gesehen und gehört werden kann.
Während die Menschen derzeit räumlich voneinander entfernt seien, "wächst auf einer anderen Ebene der Zusammenhalt. Und das ist etwas, das einen zuversichtlich stimmen kann."
(mkn)

Ulrich Schnabel: "Zuversicht: Wie wir in Krisenzeiten die innere Freiheit bewahren"
Karl Blessing Verlag, 2018
256 Seiten, 22 Euro

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