Zaubertheater von einem Opernmagier
Theater im Theater: Die Bühne des Londoner King's Theatre von 1738 wurde für den norwegischen Regisseur Stefan Herheim in die Komische Oper hineingebaut. Händels Oper über den Perserkönig Xerxes erzählt fulminant von Liebe und Hass - mit gutem Ausgang.
Den Anfang kennt jeder: Das berühmte Largo von Händel, Hit in den einstigen Radiowunschkonzerten "Ombra ma fù". Der Rest seiner Oper "Xerxes" gehört eher zu den Ladenhütern. Stefan Herheim hat ihn jetzt entstaubt.
Am Schluss steht der Chor in Alltagskleidern vor dem roten Vorhang und singt ins Publikum, ruhig und versöhnlich. Doch davor gab es drei Stunden fulminantes Theater, das die Möglichkeiten der Komischen Oper bis an die Grenzen gefordert und ausgereizt hat. Drunter macht es der Regisseur, der damit sein Debüt an der Komischen Oper Berlin gab, nicht. Ein fulminanter Abschluss der Ära Andreas Homoki als Intendant in der Behrenstraße, die über manchen Flop der letzten zehn Jahre hinwegzutrösten vermag.
Theater im Theater: Die Bühne des Londoner King's Theatre 1738 hat Heike Scheele für den Regisseur Stefan Herheim in die Komische Oper hineingebaut, als Drehbühne, sodass man auch die Seiten zu sehen bekommt und Augenzeuge wird, wie die Arbeiter Prospekte auf und abbauen, Gewitterwolken an den Bühnenhimmel hängen, Kulissen hin und herschieben.
Der Norweger Stefan Herheim, der schon als Kind in seinem Puppen- und Marionettentheater Hunderte Stücke aufgeführt hat, spielt hier grandios mit dem Theater und den Mitteln des Theaters. Da fliegt eine Kanonenkugel auf die Bühnenrückwand und reißt ein großes Loch, da stürzt mit dem Zusammenbruch der Schiffsbrücke über den Hellespont gleich die ganz Bühne zusammen.
Auch Gedankenblässe kann man Stefan Herheim nicht vorwerfen, hier ist alles kunterbunt. Es ist ein atemberaubender Tanz auf dem Hochseil, denn es gibt an diesem Abend ein paar Momente, da man den Absturz in die Klamotte fürchtet, wenn zum Beispiel aus Xerxes durch die Vertauschung der Buchstaben "Rex Sex" wird.
Zwar ist Händels späte Oper "Xerxes" eine Mischung aus Tragödie und Komödie, aber das Tragische bleibt heute weitgehend auf der Strecke, denn die Gefühle von Liebe und Hass in diesem Spiel der Irrungen und Wirrungen mit gutem Ausgang lassen inzwischen eher schmunzeln.
Der Perserkönig Xerxes will seinem Bruder die Geliebte ausspannen und erfindet dabei allerlei Tricks. Klar, dass dabei Briefe eine besondere Rolle spielen. Aber am Schluss kehrt der König reumütig zu seiner Verlobten zurück, und der Bruder kriegt doch seine geliebte Romilda. Da diese Oper aus der Endzeit des Kastratenkults stammt, wird hier mit den Geschlechterrollen gespielt, sodass man manchmal nicht mehr weiß, wer Männlein und wer Weiblein ist oder wer es nur spielt. Hier bekommt die Inszenierung etwas Heutiges. Wer bin ich? Die Antwort ist nicht immer eindeutig und manchmal so verwirrend, dass mancher Zuschauer sich selbst irritiert diese Frage stellen mag. Alles ist irgendwie verrückt, nicht mehr am richtigen Ort.
Der Theaterzauberer Herheim vermag das gesamte Ensemble zu einer Spielfreude zu animieren, die spür- und greifbar ist. Selten ist das so offensichtlich wie an diesem Abend. Allen voran Stella Doufexis, die nach dem Desaster in Bizets "Carmen" an selber Stelle hier eine ihrer besten Partien abliefert. Aber auch Brigitte Geller, Katarina Bradic, Julia Giebel und Hagen Matzeit, Letzterer als urkomisches Berliner Blumenmädchen à la "My Fair Lady", verhelfen dem Abend zum Erfolg.
Das Orchester, nicht versteckt im Graben, sondern leicht erhöht sitzend, wird von Konrad Junghänel, dem Fachmann für historisch informierte Spielweise, mit Verve geleitet. Immer wieder wird auch das Orchester einbezogen in das quirlige Geschehen.
Die ganze Welt ist eine Bühne. Welttheater und Theaterwelt sind manchmal nicht zu unterscheiden. Und das ist gut so.
Am Schluss steht der Chor in Alltagskleidern vor dem roten Vorhang und singt ins Publikum, ruhig und versöhnlich. Doch davor gab es drei Stunden fulminantes Theater, das die Möglichkeiten der Komischen Oper bis an die Grenzen gefordert und ausgereizt hat. Drunter macht es der Regisseur, der damit sein Debüt an der Komischen Oper Berlin gab, nicht. Ein fulminanter Abschluss der Ära Andreas Homoki als Intendant in der Behrenstraße, die über manchen Flop der letzten zehn Jahre hinwegzutrösten vermag.
Theater im Theater: Die Bühne des Londoner King's Theatre 1738 hat Heike Scheele für den Regisseur Stefan Herheim in die Komische Oper hineingebaut, als Drehbühne, sodass man auch die Seiten zu sehen bekommt und Augenzeuge wird, wie die Arbeiter Prospekte auf und abbauen, Gewitterwolken an den Bühnenhimmel hängen, Kulissen hin und herschieben.
Der Norweger Stefan Herheim, der schon als Kind in seinem Puppen- und Marionettentheater Hunderte Stücke aufgeführt hat, spielt hier grandios mit dem Theater und den Mitteln des Theaters. Da fliegt eine Kanonenkugel auf die Bühnenrückwand und reißt ein großes Loch, da stürzt mit dem Zusammenbruch der Schiffsbrücke über den Hellespont gleich die ganz Bühne zusammen.
Auch Gedankenblässe kann man Stefan Herheim nicht vorwerfen, hier ist alles kunterbunt. Es ist ein atemberaubender Tanz auf dem Hochseil, denn es gibt an diesem Abend ein paar Momente, da man den Absturz in die Klamotte fürchtet, wenn zum Beispiel aus Xerxes durch die Vertauschung der Buchstaben "Rex Sex" wird.
Zwar ist Händels späte Oper "Xerxes" eine Mischung aus Tragödie und Komödie, aber das Tragische bleibt heute weitgehend auf der Strecke, denn die Gefühle von Liebe und Hass in diesem Spiel der Irrungen und Wirrungen mit gutem Ausgang lassen inzwischen eher schmunzeln.
Der Perserkönig Xerxes will seinem Bruder die Geliebte ausspannen und erfindet dabei allerlei Tricks. Klar, dass dabei Briefe eine besondere Rolle spielen. Aber am Schluss kehrt der König reumütig zu seiner Verlobten zurück, und der Bruder kriegt doch seine geliebte Romilda. Da diese Oper aus der Endzeit des Kastratenkults stammt, wird hier mit den Geschlechterrollen gespielt, sodass man manchmal nicht mehr weiß, wer Männlein und wer Weiblein ist oder wer es nur spielt. Hier bekommt die Inszenierung etwas Heutiges. Wer bin ich? Die Antwort ist nicht immer eindeutig und manchmal so verwirrend, dass mancher Zuschauer sich selbst irritiert diese Frage stellen mag. Alles ist irgendwie verrückt, nicht mehr am richtigen Ort.
Der Theaterzauberer Herheim vermag das gesamte Ensemble zu einer Spielfreude zu animieren, die spür- und greifbar ist. Selten ist das so offensichtlich wie an diesem Abend. Allen voran Stella Doufexis, die nach dem Desaster in Bizets "Carmen" an selber Stelle hier eine ihrer besten Partien abliefert. Aber auch Brigitte Geller, Katarina Bradic, Julia Giebel und Hagen Matzeit, Letzterer als urkomisches Berliner Blumenmädchen à la "My Fair Lady", verhelfen dem Abend zum Erfolg.
Das Orchester, nicht versteckt im Graben, sondern leicht erhöht sitzend, wird von Konrad Junghänel, dem Fachmann für historisch informierte Spielweise, mit Verve geleitet. Immer wieder wird auch das Orchester einbezogen in das quirlige Geschehen.
Die ganze Welt ist eine Bühne. Welttheater und Theaterwelt sind manchmal nicht zu unterscheiden. Und das ist gut so.