Zach Condon und "Beirut" mit "Gallipoli"

Zufallsfund in Italien

Zach Condon alias "Beirut" in Berlin 2018. Er sitzt auf einem rotem Sessel mit übergeschlagenen Beinen und schaut nachdenlick in die Kamera. Hinter ihm ein Fenster aus dem man auf ein leerestehende Fabrik-Gebäude schaut
Zach Condon alias "Beirut" in Berlin 2018 © Baczynska
Moderation: Dirk Schneider · 29.01.2019
Zach Condon, der Frontmann von "Beirut", ist viel durch die Welt gereist. Das neue Album seiner Band wurde von einem gleichnamigen italienischen Ort inspiriert, Gallipoli. Die kleine Stadt erinnerte Condon an seine Kindheit.
Zach Condon, ist der Frontmann von "Beirut", Sänger und Trompeter. Er hat nun einige Zeit in Berlin gelebt und sich auf eine ausgedehnte Tour durch Italien begeben. Eine spontane Eingebung ließ ihn einfach Richtung Gallipoli treiben, weil ihm der Ortsname irgendwie gefiel.

Der Blaskapelle hinterher

"Als wir aus dem Auto stiegen, war da eine Blaskapelle, die sich warm gespielt hat, und wir sind ihnen einfach hinterher gelaufen. Dann hat jemand eine Figur des Stadtheiligen gebracht und ein Priester hat sie auf seiner Schulter getragen", sagt Condon. Sie waren in einer kleinen, mittelalterichen Stadt mit krummen Straßen gelandet und dieser Moment erinnerte den Musiker an seine Kindheit, die er in Santa Fé verbracht hatte. Auch damals spielten Bands auf der Straße. Sofort habe er einige Akkorde im Kopf gehabt — den Kern des neuen Songs.

Musik als Katharsis

Musik habe reinigende Kraft — davon ist Condon überzeugt. Und diese Kraft habe er erneut in der Zeit gespürt, als er das neue Album konzipierte. "Musik ist der Ort, an dem es mir gelingt, mein Gehirn mal für länger als fünf Minuten zum Schweigen zu bringen. Ich habe ein Problem damit, dass meine Gedanken sich den ganzen Tag im Kreis drehen, Musik ist da für mich ein reiner Zufluchtsort."

Der Weg nach Berlin

Zac Condon begann seine Arbeit an dem neuen Album noch in New York. Doch er habe sich dort nicht mehr wohl gefühlt "Ich war schon zwölf Jahre da, ich habe mich zunehmend ängstlich gefühlt." Auch andere Dinge hätten sich in seinem Leben geändert.

Und in dieser Situation kam er nach Berlin und merkte sofort: "Hier hat plötzlich alles wieder Sinn ergeben." Und die Arbeit an dem Album ging von diesem Augenblick an wieder deutlich voran.
Zach Condon alias "Beirut" in New York
Zach Condon alias "Beirut" in New York, noch.© Baczynska

Unperfekt ist perfekt

An einigen Stellen klingt das Album, als wolle er alle Fehler, die bei der Aufnahme entstanden sind, dokumentieren: jedes Instrumentengeräusch, jedes Ächzen, das aufmerken lässt. Condon wolle sich damit an seine frühen Aufnahmen annähern. "Die waren oft ziemlich grob. Ich habe die Sachen oft in einem zu frühen Stadium aufgenommen, mich dann aber in die Fehler auf den Aufnahmen verliebt. Und es hört sich schon sehr lebendig an!" Er sei nicht auf dem Weg zum perfekten Klang. "Mich stört, dass zeitgenössische oder auch Independent-Musik oft so sauber klingt, fast schon unmenschlich, hyperreal." Das sei unheimlich, sagt der Sänger und Trompeter weiter, genau wie die Bilder der neuen HD-Fernseher, an die er sich nicht gewöhnen könne. "Im Studio sind es die schmutzigen Klänge, die mir gefallen, das ist einfach so."
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