Ypsilantis Ende

Von Peter Lange |
Andrea Ypsilanti wird nun also nicht Ministerpräsidentin von Hessen. Ihr politischer Instinkt funktioniert noch gut genug, um sich eine Demütigung jener Art zu ersparen, wie sie Heide Simonis einst in Schleswig-Holstein widerfahren ist.
Aber eine Farce bleibt es trotzdem, eine Posse, die sie mit einiger Wahrscheinlichkeit ihre politische Zukunft kosten wird. Denn die geradezu fahrlässig nachlässige Kommunikation mit der neuen SPD-Fraktion im hessischen Landtag geht auf ihr Konto, siehe der Umgang mit der Abgeordneten Metzger.

Nun werden diejenigen aus den Büschen kommen, denen die ganze Richtung sowieso nicht gepasst hat. Man wird sich erinnern, dass Andrea Ypsilanti in der Bundes-SPD vor ihrem phänomenalen Aufstieg als politisches Leichtgewicht galt. Dass die hessischen Sozialdemokraten über die Frage ihrer Spitzenkandidatur gespalten waren. Man wird sich erinnern, wie sie sich am Wahlabend von ihrem Lebensgefährten soufflieren ließ.

Und die Abgeordneten werden sich nun befragen, ob sie für den Verlust an Glaubwürdigkeit mithaften wollen, den ihr die fatale Strategie ihrer Vorsitzenden eingetragen hat: zuerst die 150-prozentige unerschütterliche Aussage, mit der Linkspartei unter keinen Umständen irgendwas zu fingern, dann die Bekräftigung dieser Aussage auch noch am Wahlabend, als jeder halbwegs Sehende sich fragte, wie denn das wohl gehen soll. Und schließlich der unverhohlene Bruch ihres Versprechens; die rabiate Wende zur Linkspartei, die sie in der Landes-SPD offenbar ebenso schlecht vorbereitet und kommuniziert hat wie Kurt Beck in der Bundes-SPD.

Man darf wohl davon ausgehen, dass Andrea Ypsilanti keine zweite Chance bekommen wird. Erst die Glaubwürdigkeit der Partei zu ruinieren und dann die Macht doch nicht zu erringen, das werden ihr die Sozialdemokraten nicht verzeihen. Aber eine zweite Chance bekommt nun Roland Koch. Der Ministerpräsident bleibt geschäftsführend im Amt und kann irgendwann Neuwahlen ansteuern. Dass die SPD nach diesem Gewürge dann ihr Wahlergebnis wiederholt oder gar verbessert - wer will darauf heute wetten?