Youtube-Liebling Heimwerkerking

Werbung? In die Tonne gekloppt

"Heimwerkerking" nennt sich Fynn Kliemann auf youtube - und kommt in seinen Videos ohne Werbung aus.
"Heimwerkerking" nennt sich Fynn Kliemann auf youtube - und kommt in seinen Videos ohne Werbung aus. © Deutschlandradio / youtube
Von Maximilian Klein · 05.04.2016
Egal, ob Gartenteich oder Hühnerstall: Wenn Heimwerkerking - alias Fynn Kliemann - vor sich hin werkelt, schauen Zigtausende via Youtube zu. Längst haben auch Baumärkte Kliemann als Markenbotschafter auserkoren. Doch der lehnt Werbung ab.
Ein schlaksiger Typ steht in einem Garten. Und baut eine Mauer. Hunderttausende schauen ihm dabei zu.
Die Schaufel fällt aus der Hand. Die Kreissäge wird freihändig bedient, das Schweißgerät schlägt Funken. Und vor Wut, wenn etwas nicht klappt, wirft dieser schlaksige Typ sein Werkzeug durch die Gegend und flucht.
Fynn Kliemann. Youtuber – mit mittlerweile rund 90.000 Abonnenten. Der Norddeutsche filmt sich beim Bau eines Hühnerstalls oder eines Gartenteichs und Hunderttausende schauen zu. "Heimwerkerking", so nennt er sich selbst, allerdings mit viel Ironie. Denn königlich geht es nicht zu in seinen Videos – eher chaotisch, aber das gehört zum Konzept. Sicherheitsvorschriften und gängige Handwerker-Standards ignoriert wohl keiner so sympathisch, wie Kliemann.
Kliemann: "Professionelle Pappnase."

Fynn Kliemann hat seinen Youtube-Kanal nicht monetarisiert

Schrauben, Schweißen und Fluchen. Seit einem Jahr macht Fynn das jetzt öffentlich. Und gehört schon zu den bekanntesten Youtubern des Landes.
"Ich bin nun nicht der einzige Mensch auf der Welt, der so Heimwerkersachen macht. Aber ich glaub in der Kombi mit dieser Prise Trotteligkeit, dass gab es vielleicht irgendwie so noch nicht. Weiß ich nicht so genau. Kann sein das es jetzt ein paar Leute interessiert. Ich finde, dass ganz gut so, dass Menschen das sehen und sich anscheinend auch angesprochen dadurch fühlen. Mal wieder was zu tun. Das finde ich ganz geil."
Werbung. Gibt es auf seinen Kanälen nicht. In der fachlich korrekten Youtubersprache heißt das: Fynn Kliemann hat seinen Youtube-Kanal nicht monetarisiert. Keine Werbebanner, keine Werbespots vor, oder während seiner Videos. Und damit kein Geld, auch wenn seine Videos inzwischen teilweise millionenfach geklickt werden.
"Diese Monetarisierung das ist auch immer so ein Irrglaube. Leute rechnen sich da immer sonst was aus. Du musst überlegen, du kriegst irgendwie, soweit ich weiß für tausend Views, glaub ich einen Euro oder so. Wenn Du Advertising anmachst. Das ist jetzt auch nicht Arsch viel Geld."
Geld. Es interessiert ihn nicht. Dabei wollte ihn die Werbeindustrie überhäufen damit. Er Lehnte ab.
"Also du musst dir vorstellen, jeder Baumarkt und jeder Fernsehsender den es so gibt in Deutschland haben gefragt, ob ich irgendetwas für die machen will. Und da gab es auch mal verschiedene Angebote, die direkt mit einer Zahl rauskahmen, aber da ich die immer sofort abgesägt habe und gesagt hab, nö ich habe eigentlich keinen Bock, schön, dass ihr an mich gedacht habt, aber ich habe keine Lust Werbung zu machen. Da kommen dann natürlich auch keine Zahlen."

Eigene Internetagentur versorgt den Heimwerker

Geld verdient Kliemann mit seiner eigenen Internet-Agentur in Niedersachsen. Er fühlt sich im Web zuhause, schreibt er dort. Er weiß also um die Mechanismen – kennt die Branche. Und blieb so auch ganz gelassen, als eine Werbeagenturagentur ohne zu fragen seinen Video-Stil kopierte und sich im Netz damit blamierte.
"Und alle Kampagnen die sie gemacht haben, waren und finde ich auch immer noch, alles was die damals gemacht haben, war grandios. Ich finde alles, die Ideen dahinter, wie das gemacht wurde, war so unglaublich gut. Und das war die erste Kampagne die echt, ehrlich gesagt, schlecht war."
Fynn Kliemann antwortet mit einer kleinen Parodie und lehnt weiter alle Angebote ab. Bist Du also ein Störenfried?
"Ich bin jetzt überhaupt nicht grundsätzlich gegen alles oder gegen das System. Das stimmt gar nicht. Sondern ich habe einfach nur kein Bock auf Sachen, die von mir verlangt werden und ich stehe nicht dahinter. Und das ist der Inbegriff von Werbung."
Auch Product-Placement – sonst üblich bei Youtubern – will er in seinen Videos nicht.
"Ich kriege manchmal Pakete von Leuten, die mir Handschuhe schenken, weil sie Schiss haben, dass ich mir die Hand abfidel oder so. Ich kriege super viele Pakete, Schutzkleidungspakete und so. Da sage ich nix zu."

"Mit dickem Schlagbohrer kann man die Scheiße rauslassen"

Die einen gehen in eine Bar und bestellen komplizierte Drinks mit Schirmchen. Fynn Kliemann fühlt sich in eher in großen Hallen mit einem guten Schraubensortiment und schwerem Gerät im Angebot wohl. Im Baumarkt.
"Diese martialische Art die man dann zu Hause rauslassen kann, wenn du mit so einem dicken Schlagbohrer durch die Gegend eierst. Das sind so Situationen, in denen man wirklich mal Scheiße rauslassen kann. Und dafür ist Baumarkt und alles was da so dranhängt super gut. Das ist ein total cooles Thema. Finde ich, so."
Fynn Kliemann klopft, hämmert, sägt, schweißt, und er scheitert. Jede Woche. Aber er scheitert sich zum Erfolg. Bei den Zuschauern.
"Ich glaube, die Leute die meinen Kram gucken, das sind auch nicht unbedingt Handwerker. Das ist auch nicht jemand, den man normalerweise in den Baumarkt lockt. Das sind, glaube ich Typen wie ich. Die eigentlich keine Ahnung von irgendetwas haben, aber manchmal was brauchen. Und dann müssen sie sich darum kümmern, wie sie das bauen. Ja und da spielt Kreativität eine große Rolle und ein bisschen Waghalsigkeit. Und das sind so die Leute, die sich meinen Kram angucken."
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