Young Euro Classic: Orquesta Nacional Juvenil de Uruguay

Wenn die Bögen tanzen

Junger Musikerinnen und Musiker eines Jugendorchesters lassen zum Abschluss eines Stückes die Bögen in die Höhe gestreckt und lachen dem Dirigenten entgegen.
Das Orquesta Nacional Juvenil Uruguay-Sodre sollte schon vor zwei Jahren zum Festival kommen. Um so größer war die Freude, dass es endlich zum verabredeten Konzert kam. © MUTESOUVENIR / Kai Bienert
Moderation: Olga Hochweis |
Begeisterung bei den jungen Musikern aus Südamerika, die unmittelbar beim Publikum ankam. So gestaltete sich das Konzert des Orquesta Nacional Juvenil de Uruguay zu einem launig spritzigen Abend mit Werken von Sergio Cervetti, Sergej Prokofjew und Astor Piazzolla.
Endlich erfüllte sich für rund 40 junge Musikerinnen und Musiker aus Uruguay ein Traum: Im Rahmen des Nachwuchs-Orchester-Festivals Young Euro Classic konnte das „Orquesta Nacional Juvenil des Uruguay“  mit  zweijähriger Verspätung seinen Auftritt im Konzerthaus Berlin nachholen.
Am Ende flossen viele Freudentränen. Nicht zuletzt, weil das Ensemble sein Publikum in größte Begeisterungsstürme versetzt hatte. Vor allem die farbenreichen, mitreißenden Werke lateinamerikanischer Komponisten wie Arturo Márquez und Alberto Ginastera wurden gefeiert. Ebenso zwei Klassiker des Tangos: Carlos Gardel und Astor Piazzolla sowie der Verneigung Sergej Prokofjews vor dem klassischen Komponistenvorbild Haydn mit seiner "Symphonie classique".

Start mit Uraufführung

Zu Beginn stand Sergio Cervettis knapp 14 Minuten dauerndes Orchesterstück „The Road to Bremen“. Der heute 80-jährige Komponist wurde in Uruguay geboren, lebt aber seit 60 Jahren in den USA. The „Road to Bremen“ spielt an auf das Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ der Gebrüder Grimm an, das Cervetti in seiner Kindheit nachhaltig beeindruckt hat. Es sei aber keine Nacherzählung, auch wenn im Stück zum Teil Tiere, wie die Katze, zu hören sind. Die Figuren stehen für seine eigene Geschichte, denn auch er musste für seine Musikbegeisterung einen geeigneten Ort finden.

Der richtige Lehrer

Er ging nach Amerika. "Mein Traum war es, Komponist zu werden und Komposition bei jemandem zu studieren, der das wirklich unterrichten konnte. In Uruguay mussten wir andauernd Übungen zu Harmonielehre und Kontrapunkt machen, was ich so langweilig fand." In Amerika ging er zu Ernst Krenek, "der mein unglaublicher Lehrer wurde." Es hat auch mit seinem Einfluss zu tun, warum am Ende meines Stücks „Road to Bremen“ das  Kontemplative immer wieder durchbrochen wird von der Perkussion. Der Anfang ist auf eine Art episch, aber zum Ende hin klingt doch das hohe Alter an, das ich jetzt erreicht habe."
Beim letzten Satz muss er lachen. Somit schlage das Werk, so sagt er weiter, einen Bogen von der Lektüre früher Kindertage bis hin zur Auseinandersetzung mit dem Altwerden.

Begegnung mit Komponisten

Während Sergej Prokofjew nur durch seine Noten befragt werden kann, stand dem Orchester auch die Möglichkeit einer persönlichen Begegnung offen: mit Arturo Márquez. Der Dirigent des Abends, Ariel Britos, ist sehr lange schon mit ihm befreundet. "Ich kenne sein Leben und habe mit ihm schon viel über seine Werke gesprochen. Danzón No. 2 ist kein einfaches Stück. Es weckt viele Emotionen und birgt einen ganz besonderen Geist und Rhythmus, von dem wir uns wünschen, dass er auf das Publikum überspringt. Marques hat das Werk seiner Frau Lili gewidmet, es steckt voller Liebe. Hier war es für das Orchester sehr interessant zu merken, was für einen Unterschied es macht, ob man sich mit einem Komponisten nur theoretisch auseinander setzt oder ob man sich zuvor mit ihm persönlich austauschen kann."
Mehr zum Programm hier.
Aufzeichnung vom 19.08.2022 im Konzerthaus Berlin

Sergio Cervetti
„The Road to Bremen” (Uraufführung)

Sergej Prokofjew
Sinfonie D-Dur Nr. 1 op. 25 "Symphonie classique"

Arturo Márquez
Danzón No. 2

Héctor Tosar
Toccata

Alberto Ginastera

Suite „Estancia”

Carlos Gardel
diverse Tangos zusammmengefasst zu „A Tribute to Gardel"

Astor Piazzolla
„Libertango”

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