Yildirims Auftritt in Oberhausen

Eine Fan-Parade für Erdogan

Türkischer Ministerpräsident Yildirim bei seiner Rede in Oberhausen
Yildirim bei seinem Auftritt in Oberhausen © dpa/Roland Weihrauch
Von Daniel Heinrich · 18.02.2017
Der Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten Benali Yildirim in Oberhausen dürfte Erdogan-Kritikern, die um die Demokratie in der Türkei fürchten, Bauchschmerzen bereitet haben. Unser Autor wurde Zeuge frenetischen Jubels - von Deutsch-Türken, die von Erdogan nichts zu befürchten haben.
Die Boxen dröhnen, der Saal kocht, die Arena in Oberhausen versinkt in einem Meer aus türkischen Fahnen. Die Arena ist fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Knapp 9.000 Menschen. Sie alle warten auf ihn. Binali Yildirim. Der türkische Ministerpräsident tritt um kurz nach 14 Uhr auf die Bühne. Das Mikrofon fest umklammert, die Message klar. Evet! - "Ja!" zum Verfassungsreferendum. "Ja!" zur Türkei.
Yildirim läuft auf der Bühne zur Hochform auf. "Ihr seid die Türkei, ihr seid der Stolz der Türkei" ruft er den angereisten AKP-Fans in der Halle zu. Als er dann auch noch Grüße vom türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, ausrichtet, steht der Saal Kopf. Die Studentin Neslan Öztas ist extra aus Detmold angereist. Die 23-Jährige ist komplett begeistert:
"Ich bin heute hier, weil ich als Türkin, als türkische Staatsangehörige, hinter meinem Land, hinter meinem Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und meinem Ministerpräsidenten Binali Yildirim stehen möchte."
Ein paar Hundert Kritiker sind angereist
Draußen, vor der Halle sieht man das komplett anders. Es sind ein paar Hundert Menschen, die sich hier im kalten Februar-Wetter eingefunden haben. Die Partei Die Linke, die Grünen, sie hatten zu Gegenkundgebungen aufgerufen.
Emine Malms ist extra aus Aachen angereist. Die modische Baskenmütze tief ins Gesicht gezogen, steht sie etwas abseits der Demonstranten neben einer Bushaltestelle. Sie hält ein Schild hoch. "Hayir" – auf Deutsch "Nein" - steht auf großen Lettern dort geschrieben. Sie wirkt komplett resigniert.
"Die Menschen, die dort drinnen in der Halle sind, haben in der Türkei keinerlei Repressionen durch die Politik zu befürchten. Sie haben nur Vorteile dadurch, die meisten Leute, die in dieser Halle sein werden, kommen alle Jubeljahre in den Ferien dorthin und haben ansonsten keinerlei Bezug zum Alltag in dem Land, zum Alltagsleben in diesem Land. Sie haben keinerlei Bezug zu den Schwierigkeiten, die ein normaler Bürger dort erleiden, erdulden muss."

Erdogan-Schals und Erdogan-T-Shirts

Drinnen, in der Halle, stören sich die Wenigsten an den Tönen draußen. Es gibt Verkaufsstände, die denen in Fußballstadien ähneln. Es gibt Erdogan-Schals zu kaufen, es gibt Erdogan-T-Shirts zu kaufen. Es ist ein einziger Fan-Merchandise für Recep Tayyip Erdogan, den türkischen Staatspräsidenten. Die Studentin Neslan Öztas findet die Veranstaltung super.
"Wir haben uns heute hier versammelt, um zu zeigen, dass wir hinter unserem Land stehen, hinter unserem Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan stehen. Wir sind hier um zu zeigen, dass wir für die Präsidentschaft sind, dass wir das Ja-Wort geben - als Volk, als das türkische Volk hier in Deutschland."
In der Halle wird es jetzt noch einmal laut. Der Istiklal Marsi ertönt, die Unabhängigkeitshymne, die türkische Nationalhymne.
Die Show ist perfekt, Gänsehaut ist garantiert, die Zuschauer sind begeistert.

Hören Sie dazu auch die kritische Einordnung des Yildirim-Besuchs von der CDU-Politikerin Serap Güler im Interview:

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