Wechsel beim DGB

Neuanfang mit SPD-Politikerin Yasmin Fahimi

04:36 Minuten
Die SPD-Politikerin und neugewählte DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi.
Zum ersten Mal steht mit der SPD-Politikerin Yasmin Fahimi eine Frau an der Spitze des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). © picture alliance / dpa / Fabian Sommer
Wolfram Weimar im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 09.05.2022
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Die Sozialdemokratin Yasmin Fahimi wurde als erste Frau an die Spitze des Deutschen Gewerkschaftbunds gewählt. Der Verleger Wolfram Weimer sieht darin einen strategischen Erfolg. Nun müsse Fahimi den Gewerkschaftsbund modernisieren.
Dass der DGB mit Yasmin Fahimi erstmals eine Frau an seine Spitze gewählt hat, findet der Verleger Wolfram Weimer überfällig. Die 54-jährige SPD-Politikerin hatte heute mehr als 90 Prozent der Stimmen erhalten. Sie löst den bisherigen Vorsitzenden Reiner Hoffmann ab, der den Gewerkschaftsbund seit 2014 geführt hatte.

Die neue DGB-Chefin Yasmin Fahimi stammt aus Hannover und sitzt seit 2017 für die SPD im Bundestag. Von 2000 bis 2013 war sie Gewerkschaftssekretärin bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). 2014 und 2015 bekleidete sie das Amt der SPD-Generalsekretärin und war 2016 und 2017 beamtete Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Die Diplom-Chemikerin zählt zu den SPD-Linken. Sie wird nach der DGB-Wahl ihr Bundestagsmandat niederlegen, wie sie in einem Brief an SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich angekündigte.

"Die SPD ist im Moment geschickt unterwegs, auch andere große Organisationen personalpolitisch zu bearbeiten", so Weimer. Er nannte als Beispiel Bernd Neuendorf und den Deutschen Fußballbund (DFB). "Der war über Jahrzehnte fest in der Hand von CDU-Politikern und da hat man jetzt zum ersten Mal einen SPD-Politiker."
Eine weitere CDU-Hochburg ist der FC Bayern Münchern. Dort ist vor wenigen Wochen SPD-Chef Lars Klingbeil in den Aufsichtsrat gekommen. "Die SPD positioniert sich in den großen gesellschaftlichen Gruppen an der Spitze, insofern ist das auch ein strategischer Erfolg."

DBG verliert am Tag 300 Mitglieder

Dabei gehe es um Multiplikatorenrollen in der Gesellschaft, sagt Weimer. Allerdings habe der DGB ganz andere Probleme als die parteipolitische Orientierung. Der Gewerkschaftsbund verliere derzeit jeden Tag 300 Mitglieder. "Das ist richtig viel, im vergangenen Jahr waren es 120.000", so der Verleger. "Der DGB blutet ein bisschen aus, muss um seine gesellschaftliche Rolle kämpfen."

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Das gelte auch für die Verankerung des DGB in den modernen Betrieben. "Deshalb muss sich die Gewerkschaft ein Stück weit neu erfinden. Das wird auch eine Aufgabe von Fahimi sein."

Konflikte um die Friedenspolitik

Die Gewerkschaften hätten sich immer als Teil des politischen Gefüges verstanden, auch in der Friedenspolitik, so Weimer. Mit Blick auf die neuen Pläne für die Bundeswehr und den Ukraine-Krieg sei das für die SPD durchaus ein Problem. Das habe sich bereits beim Auftritt von Bundeskanzler Olaf Scholz am 1. Mai gezeigt, der zeitweise gegen Proteste anschreien musste. Um diese Zerreißprobe etwas zu modellieren, helfe es, nun eine SPD-Politikerin an der Spitze des DGB zu haben.
(gem)
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