WWF kritisiert "Schludrigkeit der öffentlichen Verwaltung"

Der Naturschutzdirektor des WWF Deutschland, Christoph Heinrich, hat den vorläufigen Baustopp für die Waldschlößchenbrücke in Dresden auf Versäumnisse der dortigen Behörden zurückgeführt. Es sei ihm "unverständlich, warum die Behörden immer wieder diese Verfahrensfehler" machten, sagte Heinrich im Deutschlandradio Kultur.
Wie der WWF-Vertreter erläuterte, schreiben die Naturschutzrichtlinien der Europäischen Union vor, dass Bauvorhaben, die besonders schützenswerte Tier- und Pflanzenarten - wie die Kleine Hufeisennase – betreffen, genau geprüft werden müssen. Dabei gehe es unter anderem um die Frage, ob das Projekt so verwirklicht werden könne, dass die Auswirkungen auf die jeweilige Tier- oder Pflanzenart möglichst gering seien. Diese Prüfung sei im Dresdner Fall entweder gar nicht oder nicht sorgfältig genug durchgeführt worden, so Heinrich. "Es ist die Schludrigkeit der öffentlichen Verwaltung, die die Probleme bereitet, und es sind nicht die Kleinen Hufeisennasen oder die Mopsfledermäuse."

Heinrich betonte, in Deutschland sei noch nie ein Großprojekt durch das Vorkommen einer gefährdeten Tier- oder Pflanzenart verhindert worden. Auch der vom Dresdner Verwaltungsgericht verhängte vorläufige Baustopp besage lediglich, dass die Behörden genauer prüfen müssten, ob die geplante Brücke so verwirklicht werden kann, dass die Fledermaus möglichst wenig darunter leidet. Er selbst rechne damit, dass zum Schutz der Kleinen Hufeisennase in Dresden die Baupläne etwas geändert oder Ausgleichs- beziehungsweise Ersatzmaßnahmen getroffen werden. "Und dann wird die Brücke wahrscheinlich dennoch gebaut. (…) Ich wage die Aussage, dass sie wegen der Hufeisennase am Ende nicht verhindert werden wird."

Das gesamte Gespräch mit Christoph Heinrich können Sie bis zum 14.1.2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. MP3-Audio