Wundrak: Bundeswehr braucht neue Transporter
Mit den veralteten Maschinen könne die Bundeswehr bereits jetzt bestimmte Aufgaben nicht wahrnehmen, sagte der stellvertretende Befehlshaber des Luftwaffen-Führungskommandos, Joachim Wundrak. In Afghanistan, auf dem Balkan und in Afrika würden neue Transporter benötigt.
Jörg Degenhardt: Das größte Rüstungsprojekt Europas kommt nicht recht voran und es wird auch immer teurer. Es geht um die Militärtransporte A400M, der soll die altersschwache Transall der Bundeswehr ersetzen. Deutschland will 60 neue Flugzeuge kaufen, der Hersteller EADS Airbus fordert wegen der Kostenexplosion des Projekts von den insgesamt sieben Abnehmerstaaten und eben auch von Berlin Nachzahlungen von mehr als fünf Milliarden Euro. 20 Milliarden sind es eh schon. Passiert nichts, will Airbus aussteigen. Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg vertritt den Standpunkt, die finanziellen Forderungen seien unbegründet, trotzdem sei man bereit, weiter zu verhandeln – aus sicherheitspolitischen Gründen, weil es zu dem Flugzeug keine Alternative gebe. Einer, der sich da auskennt, ist Joachim Wundrak, der stellvertretende Befehlshaber des Luftwaffenführungskommandos. Frage an ihn: Ist es um Ihren derzeitigen Bestand wirklich so schlecht bestellt?
Joachim Wundrak: Na ja, Bestand so schlecht bestellt – wir fliegen derzeit unser altes Muster C160 und haben im Bestand Airbus A310 und nutzen ansonsten sehr intensiv derzeit zivile Anbieter dort, wo es möglich ist. Die C160 ist ein nun mittlerweile in die Jahre gekommenes mittleres Transportflugzeug, was schon seit Beginn der 90er-Jahre eigentlich den Anforderungen nicht mehr gerecht wird. Aus dieser Zeit stammen auch die Forderungen, die wir Richtung des A400, so wie er jetzt dann heißt, A400M, aufgestellt haben. Und die Sachlage ist im Grundsatz unverändert: Die C160 erfüllt die Erfordernisse nicht, weder von den Leistungen noch von den Zukunftsanforderungen, die man an ein modernes Flugzeug stellen muss.
Degenhardt: Das heißt, welche Aufgaben zum Beispiel könnten Sie in der Zukunft nicht bewältigen?
Wundrak: Nicht nur in der Zukunft, das ist bereits jetzt das eine oder andere Mal vorgekommen, dass Aufgaben, die ad hoc kommen, die ein Flugzeug, ein größeres Flugzeug und ein leistungsfähiges Flugzeug erfordern würden, auch über den freien Markt nicht bereitgestellt werden konnte.
Degenhardt: Könnten Sie das vielleicht mal an einem Beispiel verdeutlichen?
Wundrak: Zum Beispiel – und das ist auch durch die Presse gegangen – wenn eine sehr schnelle, auch schutzbedürftige Operation, die eben halt nicht lange vorbereitet und in der Öffentlichkeit diskutiert werden kann – wenn Sie sich hier richtig erinnern, hatten wir in Afrika in den letzten Monaten so ein Vorkommnis –, dann ist man auf Hilfe von außen angewiesen. Und wenn das offengelegt wird, ist die Operation gefährdet. Und das kann man nur für die Zukunft nicht ausschließen.
Degenhardt: Ich nehme an, Sie meinen das Beispiel Kongo.
Wundrak: Zum Beispiel.
Degenhardt: Am 31. Januar, also am Wochenende, läuft eine Kündigungsfrist der Kunden für das Milliardenprojekt aus. Falls das nun mit dem Militärtransporter A400M erst mal nichts wird, gibt es denn Alternativen auf dem Markt? Die Russen, die bauen doch auch Transportflieger, vielleicht sogar zu einem besseren Preis?
Wundrak: Also die Alternativen sind natürlich rein technisch operationell durchaus vorhanden, es sind nicht nur die Russen, sondern auch Amerikaner bieten Flugzeuge an. Natürlich nicht in der Leistungsbeschreibung – das bezieht sich jetzt auf die amerikanische Lösung –, die zusammengefasst worden ist im A400M. Bei der russischen Antonow-Lösung ist festzuhalten, dass dieses schon auch bei der Auswahlentscheidung A400M eine Rolle spielte, und aus übergeordneten politischen Gründen damals A400M den Vorzug bekommen hat. Und nach meiner Kenntnis hat sich die Sachlage insgesamt nicht geändert.
Degenhardt: Wir gehen mal davon aus, dass alles gut enden wird. Reichen denn dann die 60 Maschinen, oder haben Sie schon bereits mehr auf dem Wunschzettel?
Wundrak: Nein, es ist ja eigentlich, die Tendenz war ja andersrum. Wir hatten den Bedarf abgeleitet ursprünglich Ende der 90er-Jahre auf 73, so lautete auch der ursprüngliche Vertrag. Das ist eine Ableitung aus den konzeptionellen Papieren der Bundeswehr. Aus insgesamt natürlich auch finanzpolitischen Gründen ist damals der Bedarf auf 60 reduziert worden oder der Beschaffungsumfang auf 60 reduziert worden, auch vor dem Hintergrund, dass man über zum Beispiel den SALIS-Vertrag auf dem zivilen Markt sich das eine oder andere erschlossen hat. Die 60 sind nach wie vor der von der Luftwaffe dargestellte Bedarf und eine Mehrforderung schließe ich auch nicht aus.
Degenhardt: Wie intensiv, Herr Wundrak, sollen denn dann die neuen Transporter genutzt werden und vor allem wo? Können Sie uns da eine kleine Vorstellung geben?
Wundrak: Zum einen haben wir derzeit ständig Luftfahrzeuge C160 in Afghanistan stationiert. Da ist aus meiner Sicht derzeit der dringendste Bedarf nach einer leistungsfähigeren Option. Das ist natürlich auf der Zeitachse sehr schwierig nur zu realisieren, nachdem EADS angekündigt hat, den A400 erst in einigen Jahren liefern zu können. Die Versorgung der Truppe in Afghanistan ist die zweite Lösung, das gilt dann auch für andere Truppen, zum Beispiel auf dem Balkan, oder auch für regelmäßige Routineflüge nach Afrika, wo wir das ein oder andere auch an Aufgaben noch haben, und natürlich jede zusätzliche oder zukünftige Operation.
Degenhardt: Generalmajor Joachim Wundrak, der stellvertretende Befehlshaber des Luftwaffenführungskommandos. Herr Wundrak, vielen Dank für das Gespräch!
Wundrak: Ja, gerne geschehen!
Joachim Wundrak: Na ja, Bestand so schlecht bestellt – wir fliegen derzeit unser altes Muster C160 und haben im Bestand Airbus A310 und nutzen ansonsten sehr intensiv derzeit zivile Anbieter dort, wo es möglich ist. Die C160 ist ein nun mittlerweile in die Jahre gekommenes mittleres Transportflugzeug, was schon seit Beginn der 90er-Jahre eigentlich den Anforderungen nicht mehr gerecht wird. Aus dieser Zeit stammen auch die Forderungen, die wir Richtung des A400, so wie er jetzt dann heißt, A400M, aufgestellt haben. Und die Sachlage ist im Grundsatz unverändert: Die C160 erfüllt die Erfordernisse nicht, weder von den Leistungen noch von den Zukunftsanforderungen, die man an ein modernes Flugzeug stellen muss.
Degenhardt: Das heißt, welche Aufgaben zum Beispiel könnten Sie in der Zukunft nicht bewältigen?
Wundrak: Nicht nur in der Zukunft, das ist bereits jetzt das eine oder andere Mal vorgekommen, dass Aufgaben, die ad hoc kommen, die ein Flugzeug, ein größeres Flugzeug und ein leistungsfähiges Flugzeug erfordern würden, auch über den freien Markt nicht bereitgestellt werden konnte.
Degenhardt: Könnten Sie das vielleicht mal an einem Beispiel verdeutlichen?
Wundrak: Zum Beispiel – und das ist auch durch die Presse gegangen – wenn eine sehr schnelle, auch schutzbedürftige Operation, die eben halt nicht lange vorbereitet und in der Öffentlichkeit diskutiert werden kann – wenn Sie sich hier richtig erinnern, hatten wir in Afrika in den letzten Monaten so ein Vorkommnis –, dann ist man auf Hilfe von außen angewiesen. Und wenn das offengelegt wird, ist die Operation gefährdet. Und das kann man nur für die Zukunft nicht ausschließen.
Degenhardt: Ich nehme an, Sie meinen das Beispiel Kongo.
Wundrak: Zum Beispiel.
Degenhardt: Am 31. Januar, also am Wochenende, läuft eine Kündigungsfrist der Kunden für das Milliardenprojekt aus. Falls das nun mit dem Militärtransporter A400M erst mal nichts wird, gibt es denn Alternativen auf dem Markt? Die Russen, die bauen doch auch Transportflieger, vielleicht sogar zu einem besseren Preis?
Wundrak: Also die Alternativen sind natürlich rein technisch operationell durchaus vorhanden, es sind nicht nur die Russen, sondern auch Amerikaner bieten Flugzeuge an. Natürlich nicht in der Leistungsbeschreibung – das bezieht sich jetzt auf die amerikanische Lösung –, die zusammengefasst worden ist im A400M. Bei der russischen Antonow-Lösung ist festzuhalten, dass dieses schon auch bei der Auswahlentscheidung A400M eine Rolle spielte, und aus übergeordneten politischen Gründen damals A400M den Vorzug bekommen hat. Und nach meiner Kenntnis hat sich die Sachlage insgesamt nicht geändert.
Degenhardt: Wir gehen mal davon aus, dass alles gut enden wird. Reichen denn dann die 60 Maschinen, oder haben Sie schon bereits mehr auf dem Wunschzettel?
Wundrak: Nein, es ist ja eigentlich, die Tendenz war ja andersrum. Wir hatten den Bedarf abgeleitet ursprünglich Ende der 90er-Jahre auf 73, so lautete auch der ursprüngliche Vertrag. Das ist eine Ableitung aus den konzeptionellen Papieren der Bundeswehr. Aus insgesamt natürlich auch finanzpolitischen Gründen ist damals der Bedarf auf 60 reduziert worden oder der Beschaffungsumfang auf 60 reduziert worden, auch vor dem Hintergrund, dass man über zum Beispiel den SALIS-Vertrag auf dem zivilen Markt sich das eine oder andere erschlossen hat. Die 60 sind nach wie vor der von der Luftwaffe dargestellte Bedarf und eine Mehrforderung schließe ich auch nicht aus.
Degenhardt: Wie intensiv, Herr Wundrak, sollen denn dann die neuen Transporter genutzt werden und vor allem wo? Können Sie uns da eine kleine Vorstellung geben?
Wundrak: Zum einen haben wir derzeit ständig Luftfahrzeuge C160 in Afghanistan stationiert. Da ist aus meiner Sicht derzeit der dringendste Bedarf nach einer leistungsfähigeren Option. Das ist natürlich auf der Zeitachse sehr schwierig nur zu realisieren, nachdem EADS angekündigt hat, den A400 erst in einigen Jahren liefern zu können. Die Versorgung der Truppe in Afghanistan ist die zweite Lösung, das gilt dann auch für andere Truppen, zum Beispiel auf dem Balkan, oder auch für regelmäßige Routineflüge nach Afrika, wo wir das ein oder andere auch an Aufgaben noch haben, und natürlich jede zusätzliche oder zukünftige Operation.
Degenhardt: Generalmajor Joachim Wundrak, der stellvertretende Befehlshaber des Luftwaffenführungskommandos. Herr Wundrak, vielen Dank für das Gespräch!
Wundrak: Ja, gerne geschehen!