Wunderheilung am laufenden Band

Von Klaus Hart |
Derzeit weilt Papst Benedikt XVI. in Brasilien. Dort erhält die katholische Kirche zunehmend Konkurrenz – zum Beispiel durch Sekten wie "Deus è Amor" (Gott ist Liebe), die auch in Deutschland agiert. In Sao Paulo, der drittgrößten Stadt der Erde, unterhält sie nach eigenen Angaben den gewaltigsten Tempel der Welt, in dem täglich Wunderheilungen vollzogen werden.
Das ist Missionar David Miranda, Gründer und Chef der Sekte "Deus è Amor", in seinem Element – in seiner kugelsicheren Glaskabine und mitten in einer Wunderheilung, einer Cura milagrosa, vor zehntausenden Anhängern.

"Große Wunder ereignen sich hier im Namen von Jesus Christus"," ruft er aus, ""die Gelähmten können wieder gehen, die Blinden sehen, die Tauben hören - in diesem neuen Tempel wurden in nur zehn Tagen über 1500 von tödlichem Krebs geheilt – und über zweihundert von Leistenbruch. Hier operiert Gott jeden Nachmittag!"

Immer wieder stehen Frauen, Männer aus Rollstühlen auf, die man sofort auf die Altarbühne hebt, wie Trophäen herumschwenkt – schaut her, sie brauchen diese Rollstühle nicht mehr! Alles schreit, klatscht begeistert – es klappt also mit den Wundern, es gibt sie tatsächlich!

Immer wieder macht Miranda seinen Anhängern schwere Vorhaltungen:

"Hier unter uns sind viele Ehebrecher und Ehebrecherinnen, Masturbierer, auf Geschlechtsverkehr Versessene, dazu Diebe, Vagabunden. Wer von euch Fernsehen mag und weltliche Musik, ist irregeleitet. Und auch wer raucht, trinkt, kommt nicht in den Himmel, wird in der Hölle schmoren."
Auch eine Frau macht landesweit Furore als Wunderheilerin, Exorzistin, versetzt Menschenmassen in Hysterie und Ekstase – Lanna Holder aus dem reichen, so modern und weltoffen scheinenden Sao Paulo.

"Jetzt wird die Hölle in ihren Fundamenten erschüttert, jetzt droht sie einzustürzen", ruft sie aus. "Denn ich treibe jetzt den Teufel aus euren Leibern – Krebskranke werden geheilt, Querschnittsgelähmte können wieder gehen!"

Neuester Hit der Sekten – die Theologie der Prosperität – Reichwerden durch Gott. Das Motto: An allem persönlichen Mißerfolg, an deiner Misere ist nur der Teufel schuld. Wir treiben ihn aus, helfen dir, wenn du nur willst, intensiv genug glaubst.

Das Gespräch zum Thema "Was der Papst tun müsste, um nicht noch mehr Gläubige an die Pfingstgemeinden in Brasilien zu verlieren" mit Heinrich Schäfer, Religionssoziologe an der Universität Bielefeld, können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.