Writers in Prison Day

    "Cumhuriyet": "Wir werden uns nur unseren Lesern beugen"

    Vor der "Cumhuriyet"-Redaktion in Istanbul: Menschen empören sich am 31. Oktober 2016 über die Verhaftung von Redakteuren.
    Vor der "Cumhuriyet"-Redaktion in Istanbul: Menschen empören sich am 31. Oktober 2016 über die Verhaftung von Redakteuren. © picture alliance / dpa / Sedat Suna
    15.11.2016
    Unter dem Titel "Wir ergeben uns nicht" erscheint heute in 30 deutschen Zeitungen und Onlinemedien ein Gastbeitrag der türkischen Zeitung "Cumhuriyet" als Solidaritätsaktion. Es ist ein Plädoyer für die Freiheit angesichts der letzten Verhaftungen von Kollegen.
    In dem Beitrag "Wir ergeben uns nicht", der unter anderem bei "Zeit online", in der "Süddeutschen Zeitung", der "TAZ" und bei "Spiegel online" erscheint, heißt es:
    "Wir Mitarbeiter versuchen, ruhig und gelassen zu bleiben. Es gilt eine Zeitung herauszubringen – egal, wie viele Kollegen inhaftiert sind. Wir haben keine Alternative, als unserem Beruf nachzugehen."
    Eindringlich wird darin beschrieben, wie am 31. Oktober der Chefredakteur und 12 weitere Journalisten und Manager der in Istanbul erscheinenden Tageszeitung "Cumhuriyet" festgenommen wurden. Der Chefredakteur rief am Morgen in der Redaktion mit den Worten an: "Mein Freund, sie nehmen mich mit."
    Als die Verhaftungswelle bekannt wird, versuchen die Leser ihre Zeitung mit kleinen Gaben wie Kaffee, Blumen und Früchten zu ermutigen, damit "wir standhaft bleiben und nicht stürzen".
    Der Artikel endet mit den aufrüttelnden Worten:
    "Unsere Arbeit ist schwer, der Druck ist groß, die Bedrohungen ernst. Aber nichts davon wird uns abhalten. Die Nachricht unseres Chefredakteurs Murat Sabuncu, die er aus der Haft geschickt und damit unsere Augen mit Tränen gefüllt hat, ist eigentlich der Grundsatz von jedem, der bei der Cumhuriyet arbeitet: 'Wir werden uns nur unserem Volk und unseren Lesern beugen.'"
    Can Dündar, Ex-Chefredakteur der Tageszeitung "Cumhuriyet", zu Gast bei Deutschlandradio Kultur.
    Can Dündar, Ex-Chefredakteur der Tageszeitung "Cumhuriyet", zu Gast bei Deutschlandradio Kultur.© Deutschlandradio - Andreas Buron
    Der ehemalige Chefredakteur Can Dündar lebt inzwischen in Berlin. "Mein Land gerät in die Fänge des Faschismus", sagte er, als er am 7. November in Berlin vom Verband Deutscher Zeitschriftenverleger mit der "Goldenen Victoria" ausgezeichnet wurde. Er moderierte am 11. November eine Sonderausgabe des ZDF-Kulturmagazins Aspekte (Video). "Wir werden kämpfen und gewinnen", hatte seine Frau, die Journalistin Dilek Dündar, bereits im April bei einer Reise nach Deutschland verkündet.
    Die Journalistin Dilek Dündar, Ehefrau des angeklagten "Cumhuriyet"-Chefredakteurs, bei der Fraktionssitzung der Linkspartei im Deutschen Bundestag.
    Die Journalistin Dilek Dündar, Ehefrau des ehemaligen "Cumhuriyet"-Chefredakteurs Can Dündar, bei einer Fraktionssitzung der Linkspartei im Deutschen Bundestag.© Deutschlandradio
    Die Zeitung "Cumhuriyet", deren Titel auf Deutsch "Republik" bedeutet, erscheint seit 93 Jahren. Mustafa Kemal Atatürk, der Gründer der Türkei, stand damals als Namensgeber Pate. Seitdem tritt die Zeitung für Demokratie, Menschenrechte und Meinungsfreiheit ein.
    Der Writers in Prison Day wird auf Initiative des Schriftstellerverbandes PEN seit 1981 immer am 15. November begangen. Er soll das Gedächtnis an inhaftierte Autorinnen und Autoren wachrufen.
    Diese Medien haben den Artikel veröffentlicht: Aachener Nachrichten, Aachener Zeitung, Allgemeine Zeitung Mainz, Badische Zeitung, Bergedorfer Zeitung, Berliner Morgenpost, Braunschweiger Zeitung, Darmstädter Echo, Deutsche Welle, F.A.Z. Net, FNP, Frankfurter Rundschau, Gießener Anzeiger, Hamburger Abendblatt, Handelsblatt Online, Hannoversche Allgemeine, Kölner Stadt-Anzeiger, Leipziger Volkszeitung, Lübecker Nachrichten, Märkische Allgemeine, Mitteldeutsche Zeitung, NRZ, Ostsee-Zeitung, Ostthüringer Zeitung, Spiegel Online, Stuttgarter Zeitung, Süddeutsche Zeitung / SZ Online, Tagesspiegel,TAZ, Thüringer Allgemeine, Thüringische Landeszeitung, WAZ, WeltN24, Weser-Kurier, Westfalenpost, Westfälische Rundschau, Wiener Zeitung, Wiesbadener Kurier, Wiesbadener Tageblatt, Zeit Online.
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